Sandhausen. Jonas Weik kehrt dem SV Sandhausen nach dessen Abstieg aus der 3. Fußball-Liga den Rücken. Im Interview mit dieser Zeitung spricht der 25-jährige Abwehrspieler über die zurückliegende Saison, Verletzungssorgen und die Zukunft.
Ihr persönlicher Rückblick auf die Saison mit dem SV Sandhausen dürfte nicht allzu positiv sein, oder? Schon alleine wegen Ihres Kreuzbandrisses zum Start der Spielzeit.
Jonas Weik: Das war tatsächlich meine erste große Verletzung und wirklich ein Schock. Zehn Wochen war ich in meiner Stuttgarter Zeit schon einmal raus. Aber ein Kreuzbandriss ist schon etwas anderes.
Wie ging es Ihnen in dieser Zeit?
Weik: Ich war ja recht schnell wieder aktiv im Aufbautraining, das tut dann schon gut. Nicht bei der Mannschaft sein zu können, hat mich aber sehr genervt. Am Anfang ging es noch, weil es ja auch gut lief. Wir waren ja noch ziemlich lange oben mit dabei. Irgendwann hat sich das ja aber geändert und ich war echt frustriert, nicht helfen zu können.
Woran lag es denn, dass es auf einmal einen solchen Einbruch gab?
Weik: Als wir Erster waren, hatte ich ehrlich gesagt nicht das Gefühl, dass wir zu dem Zeitpunkt eine Topmannschaft waren. Wir haben Spiele gewonnen, die waren sehr knapp. Die haben wir am Ende im Abstiegskampf dann alle verloren. Anfangs war die Mannschaft in einem gewissen positiven Flow drin. Es lief einfach.
Was war der Knackpunkt, dass es plötzlich so steil bergab ging?
Weik: Mit der Trainerentlassung kurz vor der Winterpause kam definitiv Unruhe rein. Da waren wir ja noch auf einem guten Tabellenplatz mit Tuchfühlung nach oben. Die Jungs haben sich zu der Zeit gut verstanden und Sreto Ristic hatte die Mannschaft auch gut im Griff. Der Trainerwechsel war sicherlich nicht ideal.
Was macht das mit einer Mannschaft?
Weik: Im Endeffekt sind natürlich wir Spieler für die sportliche Talfahrt verantwortlich. Aber ich glaube, es wurde in dieser Zeit generell einfach zu viel Wirbel von außen hineingebracht. Und das hat dann die Mannschaft auf Dauer kaputt gemacht.
Und plötzlich befindet sich das Team in einem Abwärtsstrudel.
Weik: Genau. In so einen Strudel sind wir geraten. Und wenn man aus diesem Strudel nicht gleich herauskommt, dann wird es von Woche zu Woche schwerer. Und dann läuft halt meistens auch noch alles gegen einen. Wir hatten wirklich viele sehr unglückliche Momente.
Hat es denn in der Mannschaft atmosphärisch noch gestimmt?
Weik: Wir haben uns als Mannschaft super verstanden. Wenn jemand behauptet, dass es an den Charakteren in der Truppe lag, dann kann ich das nicht bestätigen. Wir hatten einen guten Teamgeist. Deswegen wundert es mich ja auch umso mehr, dass wir da nicht mehr herausgekommen sind. Die Qualität der Mannschaft und der Spieler hat gestimmt. Egal, was von außen auf uns eingeprasselt ist, wir hätten das eigentlich schaffen müssen.
Außenstehende sind ja immer schnell dabei zu behaupten, dass beim SVS „nur Legionäre“ spielen. Was entgegnen Sie?
Weik: Von außen ist es immer einfach gesagt. Keiner von uns hat mit Absicht verloren. Und ich glaube, es ist für uns Jungs auch immer schwierig, wenn von außen immer nur das Negative kommt. Die Leute sollten sich mal in die Lage versetzen, darüber nachdenken, was sie sagen. Wir sind alle Leistungssportler und alle sind auch leistungsorientiert und wollen gewinnen. Da stellt sich keiner auf den Platz und sagt, ‚heute gebe ich nicht 100 Prozent‘.
Wie geht es für Sie weiter?
Weik: Nicht in Sandhausen, diese Entscheidung habe ich getroffen. Aber einfach nur, weil ich immer noch das Ziel habe, möglichst hoch zu spielen. Ich bin dem SV Sandhausen wirklich sehr dankbar, hatte eine tolle Zeit und habe mich fußballerisch sehr gut entwickelt. Es ist auch nicht ganz einfach, das sinkende Schiff zu verlassen. Weil ich durch meine Verletzung auch nicht 100 Prozent geben konnte, um den Abstieg zu vermeiden. Trotzdem muss ich jetzt schauen, was am besten für mich ist.
Gibt es denn irgendeinen Trend, in welche Richtung es für Sie geht?
Weik: Nein. Ich glaube, ich habe mich als Stammspieler in Sandhausen fußballerisch gut entwickelt und gezeigt, was ich kann. Darauf baue ich jetzt einfach und schaue, was passiert.
Führen Sie schon Gespräche mit potenziellen neuen Vereinen?
Weik: Sie wissen ja, wie das ist. Immer mal wieder gibt es hier und da Anfragen und Kontakte. Konkretes ist noch nicht dabei.
Würden Sie gerne in der Region bleiben?
Weik: Natürlich lebe ich gerne hier in der Region. Seit einiger Zeit in Oftersheim. Aber ich glaube, als Fußballer kann man sich es in der Regel nicht aussuchen, wo es hingeht. Und wenn man da nicht offen ist, dann verbaut man sich wahrscheinlich auch ein, zwei Sachen. Deswegen bin ich da völlig offen.
Aber ihr Ex-Verein Waldhof Mannheim wäre doch ein schönes Ziel.
Weik: Wenn beim Waldhof Interesse besteht, ist das natürlich eine schöne Option.
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