3. Fußball-Liga

Massive Kritik des SV Sandhausen nach Cottbus-Pleite: „Schiedsrichter hat es uns genommen“

Eine Fehlentscheidung hat im Duell zwischen dem SV Sandhausen und Cottbus zum entscheidenden 0:1 geführt. Das sorgt bei den Verantwortlichen am Hardtwald für Unverständnis. Der DFB schweigt sich derweil aus.

Von 
Nicolai Lehnort
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Für den Präsidenten war der Schuldige für die Niederlage des SV Sandhausen schnell ausgemacht: Schiedsrichter Patrick Alt, der fälschlicherweise auf Strafstoß für die Cottbus entschied. © PIX-Sportfotos

Sandhausen. Es war ein ungewohnt emotionaler Kenan Kocak. Rund eine Dreiviertelstunde zuvor hatte sein SV Sandhausen auch das sechste Spiel in Serie nicht gewonnen. Nach dem 0:1 gegen Energie Cottbus rutschte der Fußball-Drittligist bis auf Abstiegsrang 18 ab. „Das macht auch mit dem Menschen Kenan Kocak etwas“, gestand der Trainer, wie nah ihm die Krise auch persönlich geht.

Eine Ergebniskrise wie diese - aus den letzten 15 Partien sprangen nur sechs Punkte heraus - habe auch der 44-Jährige in seiner Laufbahn noch nicht erlebt. „Die Bilanz ist auch für mich erschreckend schwach“, sagte er angesichts von nur einem Sieg aus zehn Spielen in seiner Verantwortung. Das müsse auch er verarbeiten. Zwar wünsche Kocak sich, die Sorgen am Hardtwald zu lassen, doch er sei „Trainer mit Leib und Seele“, sodass ihn die Situation auch privat begleite.

Sandhausen gegen Energie Cottbus: Kontakt bei Foul außerhalb des Strafraums

Einen besonders faden Beigeschmack bekommt das Ergebnis gegen den Überraschungsaufsteiger durch die entscheidende Szene in der 69. Minute. Der Cottbuser Lucas Copado geht an der Strafraumkante ins Dribbling „und einer trifft mich von hinten, sodass ich wegknicke“, wie er selbst die Situation beschrieb. Der erfahrene Schiedsrichter Patrick Alt - eigentlich in der 2. Liga an der Pfeife - wollte die Situation zunächst weiterlaufen lassen, entschied nach Rücksprache mit Linienrichter Dominik Jolk aber auf Elfmeter. Tolcay Cigerci verwandelte zum späteren 1:0-Endstand für Energie.

Die entscheidende Szene: Jonas Weik (r.) trifft Energie-Stürmer Lucas Copado am rechten Bein, das sich außerhalb des Strafraums befindet. Der Schiedsrichter entscheidet dennoch auf Strafstoß. © SWR Sport

Eine Fehlentscheidung, wie die TV-Bilder belegen. „Auch, wenn der Angreifer mit dem linken Fuß auf der Strafraumlinie steht und diese zum Strafraum gehört, ist es aber relevant, wo der Kontakt beziehungsweise das Foulspiel passiert. Und das ist am rechten Fuß des Verteidigers, der eben knapp außerhalb des Strafraumes positioniert ist“, klärt Ex-Bundesligaschiri Babak Rafati auf dem Portal „Liga3-Online“ auf. Für ihn war das falsche Positionsspiel von Alt ausschlaggebend, Freistoß wäre die korrekte Entscheidung gewesen.

Sandhausen-Präsident Machmeier in Rage, Weik hält Elfer für „Witz“

„Es war, glaube ich, das erste Mal, dass ein Linienrichter in solch eine Szene eingreift - bei allen Spielen in dieser Saison“, ärgerte sich Jürgen Machmeier. Der Sandhausen-Präsident verweist auch darauf, dass Alt von höherklassigen Spielen die Unterstützung durch den VAR gewohnt sei. „Der Schiedsrichter hat es uns genommen“, wetterte er, dass sein Team trotz guter Leistung ohne Punkte dasteht.

Verursacher Jonas Weik, der nach Kreuzbandriss erstmals seit sieben Monaten wieder auf dem Platz stand, hielt die Entscheidung für einen „Witz“. Copado sei mehr ausgerutscht als getroffen worden. Für den Verteidiger ist es symptomatisch: „Wenn wir oben stehen würden, hätten wir den Elfmeter nicht gegen uns gepfiffen bekommen.“

Besonders bitter: Gegen einen Aufstiegskandidaten hat der SVS über weite Strecken eine gute Partie gezeigt und hätte mindestens einen Punkt verdient gehabt. Im neuformierten 4-2-3-1 und auf sechs Positionen verändert, überzeugten die Kurpfälzer besonders im zweiten Durchgang und hätten selbst in Führung gehen können.

Sandhausen-Trainer Kocak kritisiert Schiedsrichter, DFB schweigt

Neben dem Elfmeterpfiff störte sich Kocak auch an der Kommunikation des Linienrichters. „Halt deinen Mund“, habe Jolk zu ihm gesagt. „So eine Kommunikation kann nicht sein. Respekt sollte beidseitig sein“, echauffierte sich der SVS-Coach und kündigte an, sich mit dem Verband in Verbindung zu setzen. Kocak war im Saisonverlauf bereits mehrfach mit Unparteiischen aneinandergeraten.

Schiedsrichter Alt wollte sich den Fragen der Presse im Anschluss an die Begegnung nicht stellen. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) schweigt sich aus. Aus Frankfurt heißt es lediglich, dass „wir Ihre Anfrage derzeit nicht bedienen können“.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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