Sandhausen. Vorweihnachtliches Flair verbreiteten am Hardtwald lediglich die weit gereisten Anhänger von Erzgebirge Aue. „Hier gewinnt nur einer, Aue und sonst keiner“, hallte es zur Melodie von „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ am Samstag aus dem Gästeblock. Bei den Protagonisten des SV Sandhausen hingegen glich die Stimmung nach der dritten Pleite in Folge in der 3. Fußball-Liga den winterlichen Temperaturen: frostig. „Wir haben eine leblose, tote Mannschaft gesehen“, fand SVS-Präsident Jürgen Machmeier nach dem 4:6 (1:3)-Debakel deutliche Worte.
Dabei begann das Duell der beiden Drittliga-Sorgenkinder – beide Teams holten nur sieben Punkte aus den vergangenen acht Partien – vielversprechend für die Hausherren. Kapitän Jakob Lewald belohnte die Sandhäuser früh für eine gute Anfangsphase (10.). Kurz spielte die Heimelf befreit auf, suchte weiter den Weg nach vorne und kam zu mehreren Einschussmöglichkeiten.
Doch mit dem Ausgleich von Omar Sijaric (26.) nahm das Unheil seinen Lauf. „Wir haben uns früh unserem Schicksal ergeben“, urteilte Präsident Machmeier, der die Gier und Überzeugung bei seiner Elf vermisste. Nach einem schlichten langen Ball netzte Kilian Jakob zum Doppelschlag für die Sachsen (31.), ehe Sijaric die Horrorviertelstunde für den SVS per Seitfallzieher nach einer Ecke – Marke Tor des Monats – perfekt machte (41.).
Nach dem 1:3-Pausenrückstand habe man sich in der Halbzeit viel vorgenommen, erklärte Sandhausens Dominic Baumann. „Wir sind auch gut aus der Pause bekommen und machen direkt den Anschluss“, spricht der Stürmer den Treffer von Sebastian Stolze an (57.). Einzig: Der Anschluss überdauerte noch nicht einmal die Jubelarien des Stadionsprechers. Erneut war es im direkten Gegenzug ein langer Schlag inklusive Kopfballverlängerung, den Sijaric zum Dreierpack vollendete und damit den alten Abstand für die Veilchen wiederherstellte (58.).
Gegentore von Sandhausen gegen Aue machen fassungslos
Dass der SVS in Person von Emmanuel Iwe (61.) und David Otto (63.) im Anschluss gleich zwei Hochkaräter liegen ließ, bestrafte Aues Ali Loune in der 70. Minute mit seinem platzierten Distanztreffer zur Drei-Tore-Führung für die Gäste. Daraufhin sollte sich ereignen, was allen die Worte raubte. Baumann linkte die Auer Abseitsfalle und blieb vor dem Kasten eiskalt (76.), doch wieder hatte der Zwei-Tore-Abstand nur Sekunden Bestand: Sean Seitz besorgte in der Folgeminute den sechsten Treffer für den FCE. „Das ist sehr schwer zu erklären, da fehlen mir etwas die Worte“, zeigte sich Baumann ob der einfachen Gegentore fassungslos. Jeremias Lorchs 4:6 (90.+5) war nur noch Makulatur.
Auch Trainer Sreto Ristic stimmte der Auftritt seines Teams nachdenklich. „Das war bis jetzt nicht die Art, die wir gesehen haben“, äußerte er Kritik an der Einstellung. „Die nötige Leidenschaft, Power und das Herz auf dem Platz zu lassen – das war überhaupt nicht zu sehen.“ Für den Übungsleiter liegt die Problematik zwischen den Ohren seiner Profis, Ristic sieht „Blockaden im Kopf“, die er nun zu lösen versucht.
Endspiel für Sandhausen-Trainer Sreto Ristic bei Viktoria Köln?
Ob der in der Sommerpause verpflichtete Coach dazu überhaupt die Chance bekommt, ist jedoch fraglich. Nicht nur von der Tribüne forderten einige den Rauswurf des Deutsch-Serben. Auch Präsident Machmeier sah Ristic „mit in der Verantwortung“ und forderte nach dem Debakel: „So können wir nicht weitermachen. Das muss sich ändern.“ Der Nachfrage, welche Änderungen ihm vorschwebten, wich der SVS-Boss aus: „Wir müssen das zusammen analysieren und auch mit dem Trainer sprechen.“ Ob Ristic in der letzten Partie des Jahres am Samstag (14 Uhr) bei Viktoria Köln überhaupt noch auf der Bank des SV Sandhausen sitzen wird, beantwortete Machmeier ebenfalls nicht.
Sportdirektor Matthias Imhof, der die Pleite wegen eines erneuten Innenraumverbots nach seiner Schiedsrichterkritik von den Rängen aus erlebte, vermied jegliche Aussage zur Trainerfrage. „Kein Kommentar“, hieß es im Anschluss an die Partie. Der Mann im Fokus beteuerte zwar, dass weder die Rufe der Anhänger noch die fehlende Rückendeckung seiner Vorgesetzten ihm nahe gehen würden, dennoch ist klar: Eine besinnliche Weihnachtszeit steht am Hardtwald nicht bevor.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Wertlose Worthülsen?