Sandhausen / Rhein-Neckar-Kreis. Den ersten Coup vermeldete Matthias Imhof gleich selbst: Bei seiner Vorstellung als Sportdirektor gab der 55-Jährige, der vom österreichischen Club SK Austria Klagenfurt an den Hardtwald kommt, die Verpflichtung des früheren Zweitliga-Torschützenkönigs Rouwen Hennings bekannt. „Er soll die Rolle des Anführers mit ein, zwei anderen übernehmen“, sagt Imhof. „Wenn man ihn im Spiel sieht: Er kann nicht langsam machen. Er ist immer mit 100 Prozent auf dem Feld, mit Leidenschaft und Einsatz - so einen Jungen brauchen wir da vorne.“
Die Hoffnung ist groß, dass der von Fortuna Düsseldorf kommende Routinier das Sturmproblem des SVS löst. Schließlich ist das Ziel, und daran lässt Imhof auch keine Zweifel aufkommen, klar. Es soll nach dem Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga direkt wieder nach oben gehen. „Der Verein gibt mir die Hoffnung“, sagte der gebürtige Erlenbacher. Der SVS sei ein Verein „ohne Chaos“, so Imhof - trotz der Tatsache, dass in dieser Saison drei Trainer bei den Schwarz-Weißen tätig waren. Und ein weiterer Coach wird die Liste verlängern. Dennt: Gerhard Kleppinger wird nicht der neue Chefcoach, nachdem er den Verein nach der Freistellung von Tomas Oral interimsweise übernommen hatte.
Danny Galm als Trainerkandidat beim SV Sandhausen
Ein Kandidat für den Posten soll offenbar Danny Galm sein. Der 37-Jährige arbeitet noch bei Rekordmeister FC Bayern München und betreut dort die U19. „Natürlich kenne ich den Namen und natürlich ist das ein sehr interessanter Trainer“, sagte Imhof über die Personalie. Er betonte aber auch: „Es wäre fahrlässig, wenn wir uns nur auf einen Kandidaten konzentrieren würden. Wir beschäftigen uns mit mehreren Trainern, wir sprechen mit mehreren Trainern. Es gibt die Prioritäten eins, zwei und drei und wir hoffen, dass wir die Entscheidung bis nächste Woche bekanntgeben können.“
Aber nicht nur die offene Trainerfrage beschäftigt Imhof. Noch ist auch immer noch nicht klar, welche Spieler den Gang in die 3. Liga mitgehen werden. Das hänge auch davon ab, welcher Trainer am Ende das Rennen machen werde. „Wir haben viel zu tun, aber das war nach der Saison auch nötig“, sagte Imhof. „Das macht ja aber auch Spaß. Es sind nur wenige Verträge noch gültig, aber wir werden ein paar verlängern. Der Rest des Kaders wird neu.“ Ziel ist es, eine Mannschaft aufzubauen, die langfristig zusammenbleibt. Unter Imhofs Vorgänger gab es Jahr für Jahr große Umbrüche - damit soll Schluss sein. „Wir werden das so gestalten, dass es der letzte große Umbruch war. Das ist unser Ziel“, sagte Imhof.
Imhof kommt mit der Empfehlung an den Hardtwald, Klagenfurt mit geringem Etat in die Meisterrunde geführt zu haben. Die erste Liga in Österreich lässt er für die 3. Liga hinter sich. Warum? „Mein Ziel war es, wieder in den deutschen Fußball zurückzukehren“, sagte der ehemalige Profi, der 1995 seine Karriere wegen einer Verletzung beenden musste. „Es hört sich blöd an, aber den österreichischen Fußball kann man nicht mit dem deutschen vergleichen. Es sei denn, man arbeitet bei den ersten Top-Vereinen in Österreich.“
Neben der Arbeit beim SVS hat auch Imhofs Wohnungssuche begonnen. Aktuell lebt er in München, zukünftig will er sechs Tage pro Woche in der Kurpfalz sein, um seiner Arbeit gerecht zu werden.
Der neue starke Mann beim SVS wird sich über mangelnde Arbeit nicht beklagen können. Mit der Hennings-Verpflichtung hat er aber schon das erste Ausrufezeichen gesetzt, das Eindruck bei der Konkurrenz hinterlassen wird.
Vollblutstürmer für den SV Sandhausen
Der 35-Jährige kommt ablösefrei in die Kurpfalz. Der neue Sandhäuser Sportdirektor Matthias Imhof sieht in Hennings einen „Vollblutstürmer, der den Fußball lebt. Er kann nur Vollgas geben“, so Imhof. „Rouwen wird uns im Sturm Durchschlagskraft verleihen und mit seiner Routine und Abgeklärtheit die Mannschaft führen können“, so Imhof weiter.
In der laufenden Saison kommt Hennings auf 29 Pflichtspieleinsätze für Fortuna Düsseldorf, in denen ihm sechs Treffer und vier Torvorlagen gelangen. Der Stürmer trug bereits das Trikot der deutschen Nationalmannschaft, als er für die U21 2007/2008 in acht EM-Qualifikationsspielen acht Tore erzielte und drei weitere Treffer vorbereitete.
„Nach dem ersten Kontakt mit Teammanager Philipp Klingmann, den ich noch aus meiner Karlsruher Zeit kenne, konnten mich die Verantwortlichen in freundschaftlichen Gesprächen mit ihrer euphorischen Zielsetzung überzeugen. In der 3. Liga erwartet uns ein harter Kampf, dem wir uns stellen werden. Ich freue mich auf die Zeit beim SVS“, so Hennings nach der Vertragsunterzeichnung bei den Sandhäusern.
Von seinen Jugendvereinen VfL Oldesloe und SSC Hagen Ahrensburg ging es in den Nachwuchsbereich des Hamburger SV, wo Hennings alle Jugendmannschaften durchlief und in der Regionalliga Nord auf sich aufmerksam machte. So feierte er sein Zweitligadebüt in der Saison 2007/2008 für den VfL Osnabrück (29 Spiele, 2 Tore, 7 Vorlagen), anschließend stürmte er, zunächst als Leihspieler, für den FC St. Pauli im Unterhaus. Mit den Kiezkickern, die ihn 2009 unter Vertrag nahmen, feierte Hennings im Folgejahr den Aufstieg in die Bundesliga, wo er gegen den SC Freiburg debütierte und gegen Borussia Dortmund seinen ersten von insgesamt 23 Bundesligatreffern erzielte.
Nach einer Leihe zum damaligen Drittligisten VfL Osnabrück führte der Weg des Stürmers in den Südwesten Deutschlands, wo er mit dem Karlsruher SC die Rückkehr in die 2. Bundesliga feierte. Im Dress des KSC wurde Hennings in der Spielzeit 2014/2015 mit 17 Treffern Torschützenkönig der 2. Bundesliga. Nach einem Zwischenstopp beim englischen Zweitligisten FC Burnley (2015/2016) zog es Hennings zurück nach Deutschland: Seit 2016 blieb er bei der Düsseldorfer Fortuna und feierte 2018 den Aufstieg, den Klassenerhalt im Folgejahr und stieg mit dem Verein 2020 in die 2. Bundesliga ab.
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