Mannheim. Erst mal Urlaub. Bis Ende Juni die Drittligisten die Vorbereitung auf die am 2. August beginnende neue Saison aufnehmen, können die Profis gut vier Wochen lang ausspannen. Einzige Ausnahmen: Der SSV Jahn Regensburg, der in der Relegation gegen den SV Wehen Wiesbaden noch um den Zweitliga-Aufstieg kämpft (Hinspiel 2:2) sowie die beiden Regionalliga-Meister Kickers Würzburg (Bayern) und Hannover 96 II (Nord), die in Play-offs den vierten Aufsteiger ermitteln. Wir versorgen Sie mit allen wichtigen Informationen zur neuen Saison in der Spielklasse des SV Waldhof:
Kein Ausblick ohne Rückblick: Wie geht es der 3. Liga aktuell?
Gemessen an den Zuschauerzahlen boomt die kleinste deutsche Profiliga. Mit dem Rekord von 9700 Fans im Schnitt ist die deutsche 3. Liga zur publikumsstärksten in Europa geworden - vor der englischen League One. Das liegt an Zuschauermagneten wie Dynamo Dresden (28 732), das mit diesem Zuspruch selbst in der Bundesliga sechs Vereine hinter sich lassen würde.
Zu den neun Drittligisten mit einem fünfstelligen Schnitt gehörte auch der SV Waldhof, der mit 10 420 Zuschauern im Zuschauerranking auf dem achten Platz landete - ähnlich viele Anhänger pilgerten zum letzten Mal in der Zweitliga-Saison 1994/95 in das Carl-Benz-Stadion.
Sportlich stellte in der vergangenen Saison der „doppelte Durchmarsch“ der beiden Aufsteiger SSV Ulm und Preußen Münster in die 2. Bundesliga ein Novum dar. Außerdem kurios: In Jannik Mause (18 Treffer) vom FC Ingolstadt wurde zum fünften Mal in Folge ein Spieler Torschützenkönig, dessen Verein den Aufstieg nicht geschafft hat.
Welche Vereine stoßen als Absteiger aus der 2. Liga neu dazu?
Hier könnte es zu einer interessanten Konstellation kommen: Denn mit dem VfL Osnabrück und dem SV Wehen Wiesbaden, der jedoch den Klassenerhalt noch über den Umweg Relegation sichern kann, könnten die beiden Clubs wieder in der 3. Liga spielen, die auf Platz eins (Wiesbaden) und zwei (Osnabrück) der „Ewigen Tabelle“ seit der Eingleisigkeit der dritthöchsten Spielklasse stehen. Zweitliga-Absteiger Hansa Rostock - mit dem Ex-Waldhöfer Alexander Rossipal - ist in diesem Ranking außerdem Fünfter. Übrigens: Der SVW liegt nach fünf Jahren in der 3. Liga in der „Ewigen Tabelle“ auf Platz 27, zwischen Sonnenhof Großaspach und Wacker Burghausen.
Auf welche Aufsteiger aus der Regionalliga können sich die Waldhof-Fans freuen?
In Alemannia Aachen (Meister Regionalliga West) und Energie Cottbus (Nordost) kehren zwei Traditionsvereine mit Bundesliga-Historie und großem Fananhang zurück in den Profifußball. Gerade Aachen - 2005 noch im Europapokal unterwegs - dürfte eine riesige Bereicherung für die 3. Liga werden. In der vergangenen Regionalliga-Saison kam die Alemannia auf einen sagenhaften Zuschauerschnitt von 19 233 Fans pro Spiel auf dem legendären Tivoli.
Der Macher im Hintergrund beim großen Comeback nach elf tristen Jahren in der Regionalliga ist ein Wormser: Sportdirektor Sascha Eller, der 2007/08 auch als Jugendtrainer beim VfR Mannheim gearbeitet hat. „Die Euphorie ist nicht in Worte zu fassen. Die Vorfreude auf die Duelle mit den zahlreichen Traditionsteams in prall gefüllten Stadien ist riesig“, sagte der 48-Jährige.
Ein ähnliches Schwergewicht auf Drittliga-Niveau wie Aachen ist Cottbus. 8000 Fans begleiteten die Lausitzer - zwischen 1997 und 2014 Stammgast in der 1. und 2. Liga - zum entscheidenden Spiel bei Hertha BSC II (2:0). Allein zu den vergangenen drei Heimspielen kamen mehr als 50 000 Zuschauer. „Der Aufstieg ist wunderbar für die Stadt und die Region“, sagte Präsident Sebastian Lemke. Aufstiegstrainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz will zur neuen Saison auf den Sportchef-Posten wechseln.
Und was ist mit den beiden anderen Aufsteigern?
Der VfB Stuttgart II komplettierte eine perfekte Saison beim Club aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt mit der Vizemeisterschaft der Profis und der Drittliga-Rückkehr der U 21, in der einst ein gewisser Antonio Rüdiger seine ersten Schritte im Seniorenfußball machte.
Die junge Mannschaft von Trainer Markus Fiedler verdrängte Lokalrivale Stuttgarter Kickers an einem dramatischen letzten Spieltag noch von der Spitze der Regionalliga Südwest. Durch den ein wenig unerwarteten Aufstieg hat die U 21 des VfB aber ein Stadionproblem, da das heimische Robert-Schlienz-Stadion direkt neben der großen Bundesliga-Arena nicht drittligatauglich ist. Die Stuttgarter werden deshalb wohl nach Großaspach ausweichen.
Nach ihrem direkten Absturz von der 2. in die 4. Liga haben die Würzburger Kickers unterdessen wieder Boden unter den Füßen gefunden. Der Meister der Bayern-Regionalliga, trainiert vom ehemaligen Hoffenheimer U-23-Coach Marco Wildersinn, muss in den Play-offs (29. Mai/2. Juni) aber noch Hannover 96 II aus dem Weg räumen, damit es am kultigen Dallenberg wieder Profifußball zu sehen gibt.
Wer sind die Favoriten in der kommenden Saison?
Gegenfrage: Gibt es so etwas wie Favoriten überhaupt in der 3. Liga? Die Beispiele Ulm und Münster demonstrieren, dass diese Spielklasse komplett unberechenbar bleibt. Rein vom Budget müsste sich der 1. FC Saarbrücken, der sich mit dem sensationellen Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals finanziell gesundgestoßen hat, einen Aufstiegskader zusammenzimmern können. Dresden will weiterhin mit Macht zurück in die 2. Bundesliga, auch die Absteiger Hansa Rostock und VfL Osnabrück zählen naturgemäß zu den Teams, mit denen man rechnen muss. Das trifft auch auf den Verlierer der Relegation Wiesbaden gegen Regensburg zu.
Nimmt man die Rückrundentabelle der zurückliegenden Saison als Indikator, stehen hinter den Aufsteigern Ulm und Münster Saarbrücken (3.), Erzgebirge Aue (4.), RW Essen (5.), Borussia Dortmund II (6.) und tatsächlich der SV Waldhof (7.). Auch beim SV Sandhausen, Arminia Bielefeld, dem FC Ingolstadt und 1860 München geht der Blick bestimmt nach oben. Das zeigt, wie groß der Kreis derer ist, die angreifen wollen - und wie schwer es im Umkehrschluss werden kann, eine sorgenfreie Saison zu spielen.
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