Matchwinner beim 4:1 gegen Halle

Die Entdeckung dieser Saison: Kann der SV Waldhof Marten Winkler halten?

Beim 4:1 gegen Halle erlebt Marten Winkler mit einem Dreierpack den bisher größten Abend seiner Karriere. Die Chance, die Leihgabe von Hertha BSC über diese Saison hinaus beim SV Waldhof zu halten, ist jedoch nicht groß

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Alexander Müller
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Drei Tore gegen Halle: Waldhofs Linksaußen Marten Winkler. © Michael Ruffler/PIX

Mannheim. Den Spielball schnappte sich Marten Winkler sofort nach dem Abpfiff. Ein Souvenir als Erinnerung an den bisher größten Abend seiner noch jungen Karriere. Drei Tore in einem Spiel hatte der 20-Jährige aus Frankfurt an der Oder im Profifußball noch nie geschossen. Beim 4:1 (2:1)-Erfolg des SV Waldhof war die Abwehr des Halleschen FC dem 20-Jährigen schlicht nicht gewachsen gewesen.

Als „Super-Erlebnis“ bezeichnete Winkler seine Gala vor 10.004 Zuschauern im Carl-Benz-Stadion. Trainer Christian Neidhart nahm sich den Linksaußen noch auf dem Platz zur Seite. Es gab ein wenig Diskussionsbedarf, wie der SVW-Coach hinterher verriet.  „Ich habe mich in der Trainingswoche ein bisschen mit ihm angelegt, weil mir da seine Einstellung nicht gefallen hat. Da war die Körpersprache nicht so blendend. Nach dem Abpfiff sei Winkler zu ihm gekommen und habe gesagt: „Na Trainer, reicht ja, wenn es im Spiel mache.“ Neidhart antwortete ihm nach eigenen Angaben: „Wenn du 37 wie Schnatti wärst, könnte ich das verstehen, mit 20 nicht.“

Zum Glück nur eine Blessur

Die klare Ansprache seines Trainers hatte Winkler zu einer Top-Leistung angestachelt. „Dass er heute einen Dreierpack macht, ist natürlich überragend“, sagte Neidhart. Und auch die kleinere Blessur, die er sich bei seinem Treffer zum 3:1 zuzog und aufgrund der er kurz nach seinem Tor zum 4:1 ausgewechselt werden musste, entpuppte sich lediglich als leicht verdrehtes Knie. Am nächsten Samstag in Zwickau sollte die Entdeckung dieser Saison beim SVW wieder fit sein.

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Auf einen Winkler in dieser bestechenden Form können die Mannheimer auch kaum verzichten. Der bemerkenswerte Erfolg gegen den HFC, der nach dem frühen Führungstreffer durch Tunay Deniz (6.) am Ende Glück hatte, nicht noch höher als 1:4 unter die Räder zu geraten, hält zumindest die Hoffnung am Leben, dass in dieser Saison noch etwas möglich sein könnte. „Die Jungs haben sich in einen kleinen Rausch gespielt“, sagte Trainer Neidhart, der die Ziele noch nicht abgeschrieben hat.  „Wir haben die Chance, mehr Punkte als in der letzten Saison zu holen, in den DFB-Pokal zu kommen oder vielleicht sogar in die Relegation. Aber nur, wenn wir Spiele gewinnen.  Wir brauchen Siege, da müssen wir nicht drumherum reden. Wir müssen in Zwickau gewinnen.“

"Haben jetzt ein gutes Fundament"

Mit einer Siegesserie in den verbleibenden vier Partien in Zwickau, gegen Oldenburg, bei 1860 München und gegen Duisburg noch einmal ganz oben anzugreifen, ist dem SVW in seiner aktuellen Verfassung durchaus zuzutrauen. „Langsam merkt man, dass wir die Idee des Trainers verinnerlicht haben. Jetzt haben wir ein gutes Fundament“, beschrieb Fridolin Wagner die Gründe für die konstant starken Leistungen seit dem 3:0 in Essen vor zwei Wochen. Trainer Neidhart sprach von einer „wirklich guten Phase“. Die interne Findungsphase sei beendet, die Räder würden jetzt besser ineinandergreifen. „Von der Art und Weise war es vielleicht unser bestes Heimspiel“, sagte der 54-Jährige.

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Ein gewichtiger Faktor beim Aufwärtstrend ist in den vergangenen Wochen auch Marc Schnatterer. Der 37-Jährige, der seine Karriere im Sommer beendet und als Nachwuchstrainer beim 1. FC Heidenheim einsteigt, leitete mit einem herrlichen Freistoßtreffer zum 1:1 in der 27. Minute die Wende gegen Halle ein. In den vergangenen drei Partien steuerte Schnatterer zwei Tore und eine Vorlage bei – und steigerte damit seine Scorerquote in dieser Saison mal eben um 300 Prozent.  „Seitdem er bekanntgegeben hat, was er in der Zukunft machen wird, ist er total locker, entspannt, frei. Man muss Schnatti ein Riesenkompliment machen“, lobte Neidhart. Schnatterer, bei seiner Auswechslung frenetisch gefeiert, freut sich über sein spätes Hoch kurz vor der Profirente. „Ich habe mich nie hängen lassen und darf hintenraus noch ein bisschen die Lorbeeren ernten. Das sind schöne Momente für mich“, erklärte der Publikumsliebling.

Leider nur geliehen

Winkler, 17 Jahre jünger als Schnatterer, hat seine Karriere dagegen noch vor sich. Ob die Waldhof-Fans auch in der kommenden Saison in den Genuss kommen, den extrem schnellen Flügelstürmer im eigenen Team bestaunen zu dürfen, ist dagegen eher unwahrscheinlich. Winkler ist von der Hertha BSC nur ausgeliehen – und auch in der Hauptstadt dürfte die Kunde von bereits 9 Saisontoren (4 Vorlagen) des Eigengewächses ankommen. „Marten ist ein Riesentalent, ein Top-Spieler“, sagte Kollege Baxter Bahn. Neidhart wich der Frage, welche Chancen der Waldhof auf eine Weiterverpflichtung des Durchstarters auf der linken Außenbahn hat, ein wenig aus. „Unabhängig von den drei Toren hat man gesehen, welche Qualität er hat und welchen Unterschied er machen kann. Aber er ist leider nur ausgeliehen“, sagte der Mannheimer Coach.

Winkler selbst wollte sich zu seinen Zukunftsplänen nicht konkret äußern, ein wenig klang es aber nach Abschied im Sommer. „Das wird alles am Ende der Saison entschieden. Bis dahin fokussiere ich mich auf die Aufgabe hier ein Mannheim. Es kommt, wie es kommt“, sagte er. Dann huschte Winkler zur Dopingprobe in den Kabinentrakt. Den Spielball vom bisher größten Abend seiner Karriere trug er dabei unter dem Arm.  



Das nächste Spiel: Zwickau gegen SV Waldhof (Samstag, 6. Mai 2023, 14 Uhr). Alle Spiele der 3. Liga live bei MagentaSport.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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