Mannheim. Dass Sorgfalt vor Schnelligkeit gehen sollte, ist im Grundsatz die richtige Herangehensweise. Ein bisschen wundern darf man sich allerdings schon, dass es vier zähe Wochen gedauert hat, bis die sportliche Leitung beim SV Waldhof ihren Wunsch-Trainer Dominik Glawogger bei Jahn Regensburg loseisen konnte. Beim Drittliga-Konkurrenten aus der Oberpfalz hatte der Österreicher ab dem 1. Juli einen Vertrag als U-19-Coach unterschrieben.
Warum sich die Verhandlungen mit Regensburg um eine Ablösezahlung so ungewöhnlich lange hingezogen haben, blieb auch am Montag unklar. Dem Tag, an dem der SVW verkündete, mit Glawogger in die neue Saison zu gehen. Sport-Geschäftsführer Gerhard Zuber hatte schon direkt nach der Rettung vor dem Abstieg Mitte Mai in Bielefeld keinen Zweifel daran gelassen, dass er von dem jungen, eher unerfahrenen Trainer überzeugt sei. Obwohl in Christoph Dabrowski, Thomas Wöhrle oder Sascha Hildmann gestandenere Alternativen auf dem Markt gewesen wären.
Stattdessen geht es beim Waldhof weiter mit Glawogger. Eine Wahl, die irgendwo zwischen riskant und charmant anzusiedeln ist. Der Österreicher hat in der Schlussphase der vergangenen Saison einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Glawogger legte einen schwachen Start mit nur zwei Punkten aus drei Partien hin, bewies aber mit den Siegen in den folgenden Schlüsselspielen gegen Cottbus (4:2) und Aufsteiger Dresden (1:0), dass er in kritischen Situationen Lösungen finden kann – und die Mannschaft bereit ist, ihm zu folgen. Es einmal mit einem unverbrauchten Gesicht zu probieren, dem man die Aufgabe zutraut, ist generell ein interessanter Ansatz. Glawogger hat deshalb eine echte Chance ohne Vorbehalte verdient.
Beim Umbau des Kaders hat sich bisher fast nichts getan
Abzuwarten bleibt jedoch, wie das nach zwei Jahren im Abstiegskampf schnell reizbare Umfeld beim SVW reagieren wird, wenn die Ergebnisse in den ersten Wochen der Saison nicht stimmen sollten. Viel Kredit bei den Fans hat Glawogger trotz seines Anteils am Klassenerhalt nicht.
Ob der Grazer in Mannheim Erfolg haben kann, hängt auch vom Personal ab, das ihm zur Verfügung gestellt wird. Beim dringend notwendigen Umbau eines in Teilen dysfunktionalen Kaders hat sich beim SV Waldhof bisher aber fast nichts getan. Neuzugänge gab es noch keine, einzig die Verlängerung mit dem umworbenen Abwehrchef Lukas Klünter nährte die Hoffnung auf eine endlich einmal wieder sorgenfreie Spielzeit. Klar, Sorgfalt sollte immer vor Schnelligkeit gehen – aber die Zeit drängt. Schon am nächsten Montag beginnt die Vorbereitung auf die neue Saison.
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