Aue/Mannheim. Als der 2:0 (1:0)-Sieg beim FC Erzgebirge Aue am Freitagabend eingetütet war, gab es bei den Profis des SV Waldhof verständlicherweise kein Halten mehr. Mit dem Auswärtssieg bei den Sachsen hatten die Mannheimer eine ebenso konsequente wie reife Antwort auf das jüngste 1:4-Desaster gegen den VfL Osnabrück gegeben. Nur Kennedy Okpala feuerte unmittelbar nach dem Abpfiff den Ball in den Auer Nachthimmel, zog sich das Trikot über den Kopf und bekam erst einmal eine Runde Trost bei Torwart-Trainer Nils Segelken.
Der 20-Jährige war schließlich so etwas wie die tragische Figur bei den Mannheimern, die sich bei ihrem größtenteils souveränen Auftritt im Lößnitztal allenfalls mangelnde Effektivität vor dem Tor als Kritikpunkt gefallen lassen mussten – und dafür stand ein bisschen der junge Pfälzer. Nicht weniger als viermal lief der wie immer extrem engagierte Angreifer aus guter Position auf FC-Torwart-Institution Martin Männel zu, doch es sollte für Okpala an diesem Abend einfach nicht sein.
Kurioser Pfostentreffer in der Nachspielzeit gegen Aue
Zuerst legte er sich den Ball einen Tick zu weit vor (7.), dann wurde er im letzten Moment geblockt (19.). Und in der sieben Minuten langen Nachspielzeit potenzierte sich dann das Pech. Nach einem langen Ball scheiterte Okpala erst an Männel, um danach den Ball kurioserweise an den Pfosten des leeren Tores zu setzen und in der folgenden Szene bugsierte er einen Querpass von Kapitän Lukas Klünter über die Latte (90.+7). Der erste Frust war deshalb verständlich, doch der Youngster hatte sich in der Mixed Zone schnell wieder gefangen.
„Ich bin Stürmer und will der Mannschaft helfen, indem ich Tore mache. Deshalb ärgere ich mich natürlich etwas. Aber ich glaube, ich konnte dem Team auch auf andere Weise helfen“, verwies Okpala etwa auf seinen Tempolauf in der 19. Minute, der schließlich die dem 1:0 durch Niklas Hoffmann vorausgegangene Ecke erbrachte. „Deshalb freue ich mich umso mehr, dass wir gewonnen haben. Das kann dann von mir aus in jedem Spiel so laufen.“
Ausgelassene Busfahrt zurück nach Mannheim
Das dürfte beim angeborenen Torhunger eines Angreifers der Marke Okpala vielleicht nur die halbe Wahrheit sein, aber der Stolz über die Mannschaftsleistung war dem Power-Stürmer in den Katakomben des Erzgebirge-Stadions deutlich anzumerken und keinesfalls eine Floskel. „Wir haben unsere Umschaltmomente sehr gut ausgespielt und standen defensiv sehr gut. Diese Mischung haben wir sehr gut auf den Platz bekommen. Es hat von vorne bis hinten sehr viel gestimmt“, ordnete Okpala den dominanten Waldhof-Auftritt in Sachsen als das bislang beste Auswärtsspiel ein.
Auch die Tatsache, dass in Aue vier Spieler ersetzt werden mussten, fiel überhaupt nicht ins Gewicht – was für Okpala aber keine Überraschung war. „Wir haben viel Qualität im Kader und wenn jeder das Team über den Einzelnen stellt, können wir uns wie jetzt in Aue belohnen“, blickte der Angreifer auf den 2:0-Endstand für den Arianit Ferati mit seinem ersten Saisontor gesorgt hatte (62.).
Auch die über fünf Stunden lange Busfahrt zurück in Richtung Mannheim hatte damit endgültig ihren Schrecken verloren. „Mit so einem Sieg im Gepäck können wir sicher etwas Druck ablassen. Das wird eine coole Heimfahrt“, freute sich Okpala auf die Tour in die Kurpfalz und die anstehenden zwei freien Tage am Sonntag und Montag. Und das ganz persönliche Ärgernis des jungen Stürmers auf dem Rasen von Aue war spätestens zu diesem Zeitpunkt schon wieder in ganz weiter Ferne.
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