Mannheim. An der Otto-Siffling-Tribüne ging es rau zu. Pfiffe und Gesten des Unmuts empfingen die Mannschaft des SV Waldhof nach der 0:3 (0:1)-Niederlage gegen den TSV 1860 München am Sonntagnachmittag. Die Debüts des neuen Trainers Dominik Glawogger sowie der neuen Sportlichen Leitung um Gerhard Zuber und Mathias Schober gingen komplett daneben. Nur noch das bessere Torverhältnis trennt die Mannheimer vom ersten Abstiegsplatz, auf dem der VfB Stuttgart II steht. Aus den zurückliegenden vier Spielen holte der SVW nur zwei Zähler und schoss zuletzt in drei richtungsweisenden Heimspielen kein Tor mehr. Der Waldhof taumelt mit großen Schritten Richtung Regionalliga.
Am Sonntag nutzte 1860 München bei den Toren von Thore Jacobsen (43., Foulelfmeter) und Patrick Hobsch (61.) zunächst individuelle Aussetzer von Maximilian Thalhammer und Torhüter Jan-Christoph Bartels, nach David Philipps entscheidendem 0:3 (83.) leerten sich die Plätze unter den 15.779 Zuschauern im Carl-Benz-Stadion. Beim SVW geht die Abstiegsangst um.
Zuber und Glawogger trafen sich noch auf dem Rasen zur kurzen Spielanalyse, in der Pressekonferenz ging der österreichische Trainer ins Detail. „Gerade zu Beginn waren wir gut drin. Dann passiert der Elfmeter. Dann hat man gemerkt, die Beine werden schwerer, der Kopf hat mitgearbeitet“, sagte Glawogger, der sein Team für den Auftritt nach dem Rückstand kritisierte. „Was wir uns ganz klar vorwerfen müssen: Wenn so ein Spielverlauf da ist, müssen wir uns wehren. Weiter mit voller Überzeugung auf dem Platz stehen und weiter versuchen, Tore zu schießen. Das muss das Learning aus dem heutigen Spiel sein.“
Fünf Veränderungen in der Startformation
Die Frage, wie viel der neue SVW-Trainer am Personal verändern würde, beantwortete der eine Stunde vor Anpfiff verteilte Aufstellungsbogen. Sehr viel. Fünf Neue rückten in die Startelf, darunter der unter Bernhard Trares kaum noch berücksichtigte Kapitän Marcel Seegert in der Innenverteidigung, Rico Benatelli, Samuel Abifade, Nicklas Shipnoski und Tim Sechelmann. Spielmacher Arianit Ferati saß genauso auf der Bank wie Henning Matriciani, Julian Rieckmann und Janne Sietan. Mittelstürmer Andre Becker fehlte angeschlagen.
Der neuformierte SVW begann engagiert und druckvoll, Shipnoskis Versuch wurde geblockt (13.). Taktisch versuchte es Glawogger mit einem 3-1-4-2-System mit Dreierkette sowie Voelcke und Shipnoski als Schienenspielern auf den Außenbahnen. Gerade Maximilian Thalhammer und Abifade agierten sehr variabel. „Da hatte ich das Gefühl, meine Mannschaft sitzt noch im Bus“, sagte 1860-Trainer Patrick Glöckner, der bei seiner Rückkehr ins Carl-Benz-Stadion sehr freundlich empfangen wurde – und sich mit dem Sieg den letzten Sorgen im Abstiegskampf entledigte.
Thalhammer verursacht einen Foulelfmeter
Doch nach ungefähr 25 Minuten ebbte die Mannheimer Dominanz ab, in einer Partie auf unterem Drittliga-Niveau kamen die Münchner Löwen auf. Julian Guttau zielte bei einer Doppelchance zweimal innerhalb einer Minute knapp vorbei (33., 34.). Die Führung für 1860 deutete sich dennoch nicht an. Doch als erst Sascha Voelcke von Soichiro Kozuki am linken Flügel düpiert wurde, ließ Thalhammer im Strafraum gegen Tim Danhof das Bein stehen. Es gab einen berechtigten Foulelfmeter, den Thore Jacobsen locker mit links ins linke Eck verwandelte (43.). „Es ist keine Fehlentscheidung. Im Strafraum darfst du so halt nicht hingehen“, sagte Ex-Waldhof-Sportchef Jochen Kientz als Pausengast bei „MagentaSport“.
Kapitän Seegert haderte mit dem zu diesem Zeitpunkt unglücklichen Rückstand. „Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit ganz gut im Griff gehabt und kontrolliert. Dann bekommen wir einen sehr ärgerlichen Elfmeter, der in unserer Situation sehr schmerzhaft ist“, sagte der Innenverteidiger.
SV Waldhof - 1860 München 0:3 (0:1)
SV Waldhof: Bartels - Klünter, M. Seegert, Sechelmann (79. Kobylanski), Voelcke (60. Arase) - Fein, Thalhammer (46. Rieckmann) - Shipnoski, Benatelli (46. Ferati), Abifade – Lohkemper (46. Boyd).
TSV 1860 München: Hiller - Danhof, Verlaat, Dulic (74. Kloss), Lucoqui – Deniz (81. Mayer), Jacobsen, Kozuki (46. Wolfram), Guttau – Abiama (74. Philipp), Hobsch (61. Reich).
Tore: 0:1 Jacobsen (43., Foulelfmeter), 0:2 Hobsch (61.), 0:3 Philipp (84.).
Beste Spieler: Klünter - Guttau.
Gelbe Karten: Thalhammer (10., gesperrt), Boyd. - Abiama, Verlaat, Kozuki, Lucoqui, Jacobsen.
Schiedsrichter: Max Burda (Berlin).
Zuschauer: 15.729.
Nächstes Spiel: Ostersonntag, 16.30 Uhr, Hannover 96 II – SV Waldhof.
Der SVW hatte im ersten Abschnitt lange ganz ordentlich mitgespielt, aber die Durchschlagskraft in der Offensive vermissen lassen – eine hochkarätige Torchance gab es nicht für den SVW in den ersten 45 Minuten. Um diesen Missstand zu beheben, nahm Glawogger zur zweiten Halbzeit einen Dreifachwechsel vor. Rieckmann, Ferati und Zielstürmer Terrence Boyd kamen.
Fehler in der Defensive kosten Waldhof den Sieg
Doch die Mannheimer Offensivaktionen blieben leicht ausrechenbar, und in der Abwehr luden die Kurpfälzer den Gegner zum Toreschießen ein. Nach einem Einwurf von Tim Sechelmann nach hinten vertändelte Torwart Bartels den Ball gegen Abiama, die anschließende Flanke köpfte Hobsch ins leere Waldhof-Tor (61.). Das war der eine Nackenschlag zu viel für den strauchelnden SVW an diesem Nachmittag. „Das ist unglücklich, aber sowas passiert, das ist für uns schon wieder erledigt und abgehakt“, nahm Glawogger seinen Torhüter in Schutz.
Shipnoski vergab freistehend die beste SVW-Chance gegen 1860-Schlussmann Marco Hiller (66.). Und dann passte es zu diesem verkorksten Waldhof-Tag, dass auch das 0:3 durch einen eigenen Fehler eingeleitet wurde. Diesmal schenkte der eingewechselte Kelvin Arase den Ball im eigenen Strafraum her, Philipp traf zum 0:3 (83.). Die Löwen-Fans verhöhnten die Waldhof-Anhänger mit „Absteiger, Absteiger“-Rufen, im SVW-Block kippte die Stimmung nach dem Abpfiff. Kapitän Seegert zog ein bitteres Fazit: „Wir haben heute eine Chance verpasst, uns mit einem guten Ergebnis eine tabellarisch gute Ausgangsposition zu erarbeiten.“ Stattdessen entscheidet sich das Waldhof-Schicksal jetzt wohl in den beiden anstehenden Spielen gegen die zweiten Mannschaften von Hannover 96 am Ostersonntag und des VfB Stuttgart.
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