Leogang. Eine Ansage erlaubte sich Dominik Glawogger zum Abschluss des Trainingslagers dann noch. „Es wird in dieser Saison nie einen zufriedenen Trainer geben“, versprach der Chefcoach des SV Waldhof Mannheim nach der 1:4 (1:3)-Niederlage gegen Fußball-Zweitligist SpVgg Greuther Fürth im dritten und letzten Testmatch in Österreich: „Erst wenn die Saison vorbei ist, kann man ein Fazit darüber ziehen, ob wir gute oder keine gute Arbeit geleistet haben.“
Wie gut sich der Drittligist aus der Kurpfalz auf die in zwei Wochen startende Saison vorbereitet sieht, ging aus den Statements des 35-Jährigen aber nicht hervor – zumindest nicht eindeutig. Glawogger versteht es, sich vage zu halten. „Es wäre fatal, wenn ich jetzt hier sitzen und sagen würde: Es ist alles top und ich habe keine Themen, wo wir uns noch verbessern müssen oder eher: verbessern wollen“, sagte er.
Das einwöchige Trainingslager in Leogang, das am Sonntag nach dem Mittagessen zu Ende ging, habe für ihn nie den Charakter gehabt, „sich auf irgendwas“ vorzubereiten, präzisierte Glawogger. „Nachdem wir jetzt die vierte Woche zusammen sind, glaube ich, dass wir wieder den nächsten Schritt gegangen sind, so wie wir eigentlich immer von Woche zu Woche gedacht haben“, ließ der Coach immerhin durchblicken: „Wir wollen uns einfach verbessern und weiterentwickeln. In dieser Phase sind wir weiter drin.“ Es sei „einfach wichtig, eine Handschrift zu erkennen, wie wir spielen wollen, für was wir stehen wollen“, holte Mannheims Coach weiter aus: „Bis jetzt ist es in Ordnung, wie die Jungs sich in den letzten vier Wochen verbessert haben.“
Unsicherheit über den Stand der Dinge
Hervorheben wollte Glawogger niemanden: „Da gibt es ganz viele Spieler, die einen Schritt nach vorn gemacht haben. Ich finde es nie gut, einzelne Spieler in der Öffentlichkeit hervorzuheben.“ Die Frage, ob seine Mannschaft dort sei, wo er sie zum jetzigen Zeitpunkt der Vorbereitung haben möchte, beantwortete der junge Coach wiederum so: „Das ist unmöglich einzuschätzen, weil wir uns nicht mit Gegnern messen, mit denen wir uns in den nächsten Wochen messen werden.“
Viele Gründe, um sich zurückzulehnen, hat der SV Waldhof jedenfalls nicht. Das gab nicht nur Glawogger wenig überraschend zu verstehen. Der doppelte Test gegen Bundesliga-Absteiger VfL Bochum (2:3) und den ukrainischen Erstligisten Metalist 1925 Charkiw (3:0) am vergangenen Mittwoch brachte diese Erkenntnis genauso zu Tage wie die im Endergebnis sicher zu hohe Niederlage gegen Fürth am Samstag.
In allen drei Partien bot der SVW einem höherklassigen Kontrahenten die Stirn. Gegen Bochum verspielte die Glawogger-Elf aber binnen fünf Minuten eine 2:0-Führung. Gegen Fürth dürften vor allem die teils haarsträubenden Aussetzer in der Abwehr die SVW-Verantwortlichen nachdenklich gestimmt haben – auch wenn Glawogger die beteiligten Spieler in Schutz nahm. „Diese Floskel oder Phrase ‚einfache‘ oder ‚individuelle Fehler‘ gibt es für mich nicht“, stellte er klar: „Jedes Tor passiert, weil irgendwo jemand etwas macht, das nicht gut war. Es geht immer um das Kollektiv. Das Kollektiv hatte danach auch noch die Möglichkeit, mehr Tore zu erzielen.“
Planlosigkeit und haarsträubende Fehler
Das war eine durchaus diplomatische Art, die Planlosigkeit vor dem 0:1 durch Noel Futkeu (13.) und vor dem 1:3 durch Juan Cabrera (36.) – das nur knapp 100 Sekunden nach dem 1:2 fiel – zu beschreiben. Beim ersten Gegentreffer zeigte sich, dass der behutsame Aufbau über den Torwart eher keine Option für den SVW sein sollte, wenn der Gegner früh attackiert. Keeper Lucien Hawryluk spielte einen Pass durch die Mitte auf Julian Rieckmann, der den Ball in Bedrängnis zum Gegner weiterleitete. Was sich Hawryluk vor dem 1:3 bei seinem Zuspiel auf Janne Sietan in Richtung Eckfahne dachte, war ebenfalls nicht ersichtlich. Von Sietans Rückpass in den eigenen Strafraum – direkt in die Füße von Greuther-Stürmer Felix Higl – ganz zu schweigen.
Dass der SVW vor dem Drittliga-Auftakt gegen den SC Verl am 2. August (14 Uhr, Carl-Benz-Stadion) auf dem Transfermarkt tätig werden muss, bestätigte Glawogger nur in Bezug auf die Torhüterzahl. „Dass wir jetzt nicht mit zwei Torhütern in die Saison starten werden, liegt auf der Hand“, machte er deutlich. Der dritte Schlussmann, der kommen soll, könnte auch „ein zweiter oder ein erster“ sein, deutete der Waldhof-Coach an. Von öffentlich geäußerten Transferwünschen sah der gebürtige Grazer wiederum ab. Mit den Testspielern Moritz Schulze und Andrés Garcia Moreno, die gegen Fürth nicht im Kader standen, plant Glawogger aber offenbar nicht mehr: „Sie werden ab Sonntag auch nicht mehr mit der Mannschaft trainieren.“
Generalprobe gegen den FC Emmen am Samstag
Rückschlüsse auf eine mögliche Wunsch-Startelf erstickte Mannheims Trainer ebenfalls im Keim. Dabei hatte Glawogger zehn Spieler aus der Anfangsformation gegen Charkiw auch gegen Fürth von Beginn an gebracht. Nur der leicht angeschlagene Abwehr-Leistungsträger Lukas Klünter fehlte. „Alle haben die gleiche Chance, sich zu beweisen“, unterstrich Glawogger, dass es keine Stammspieler gäbe – schon gar nicht vor dem ersten Spieltag.
Konkretere Hinweise hierzu dürfte die Saisoneröffnung gegen den niederländischen Zweitligisten FC Emmen am kommenden Samstag (14 Uhr, Carl-Benz-Stadion) liefern. Personell spricht vor der Rückkehr nach Mannheim allerdings wenig gegen die vom Trainer angesprochene Chancengleichheit. Die daheimgebliebenen Rico Benatelli und Jascha Brandt stehen wie Klünter vor einem schnellen Comeback. „Ab nächster Woche werden wieder alle Spieler auf dem Trainingsplatz dabei sein“, kündigte Glawogger an.
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