Fußball

SV Waldhof Mannheim: Schon früh auf dünnem Eis

Der Liga-Fehlstart samt Pokal-Blamage bleibt beim Fußball-Drittligisten SV Waldhof vorerst ohne personelle Konsequenzen - und bietet damit weiter Zündstoff

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Thorsten Hof
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Bild mit Symbolcharakter: Waldhofs Terrence Boyd kniet auf dem Rasen und lässt den Kopf hängen. © PIX-Sportfotos/Lukas Adler

Mannheim. Das Beben nach dem peinlichen Pokal-Aus beim Fußball-Landesligisten VfR Gommersdorf vom Freitagabend war gewaltig. Noch das ganze Wochenende waren die Erschütterungen der Blamage im Lager des SV Waldhof zu spüren. Am Ende blieben trotz des Fehlstarts in der Liga und dem Super-GAU von Krautheim aber vorerst alle Steine aufeinander.

So richtig entspannt hatte sich die Lage zwar auch am Sonntag noch nicht, doch die Verantwortlichen versuchten immerhin, die Köpfe anderweitig etwas freizubekommen. Sportchef Anthony Loviso war beispielsweise mit der Familie unterwegs, als er sich kurz Zeit für ein Gespräch nimmt. Vollends weggesteckt hatte er den Tiefschlag vom Freitagabend aber natürlich noch lange nicht.

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„Das geht einfach nicht“, rumort es weiter in dem 33-Jährigen, der sich vor allem den Tag danach ganz anders vorgestellt hatte. Statt „business as usual“ lief am Samstag plötzlich die komplette Krisen-Maschinerie an: Telefonate, Anfragen, Besprechungen - relativ früh stand dann aber fest, dass es mit Trainer Marco Antwerpen zunächst einmal weitergehen soll.

Vor allem die Aufsichtsratsspitze des Drittligisten hatte sich offenbar schnell und klar festgelegt. „Wir gehen wie schon gesagt die neue Trainingswoche in der gewohnten Konstellation an“, fasste Loviso am Sonntag die Ergebnisse erneut zusammen. Er hofft, dass sich das Blatt nun wendet.

Waldhof-Trainer Antwerpen hat viele Register bereits erfolglos gezogen

Wäre die Entscheidung anders ausgefallen, hätte das nach den üblichen Mechanismen niemanden überrascht, da Antwerpen die Argumente für eine Trendwende schon früh in der Spielzeit auszugehen scheinen. Dem trotz der Niederlage passablen Start in Ingolstadt folgte ein spielerischer Abwärtstrend, der zuletzt in der mutlosen Derby-Schlappe gegen den 1. FC Saarbrücken gipfelte.

Trainer Marco Antwerpen (links) darf nach der Pokal-Blamage weitermachen und steht mit Sportchef Anthony Loviso in der Verantwortung. Das Duo muss mit dem SV Waldhof schnellstmöglich die Trendwende schaffen. © Lukas Adler/Pix

Bis dahin musste Antwerpen vor allem in der Abwehr verletzungsbedingt immer wieder wechseln, was sich wenig vorteilhaft auf die Stabilität auswirken konnte. Andere Probleme waren dagegen hausgemacht: Mit langen Bällen und Flanken auf einen Stoßstürmer wie Terrence Boyd oder doch die schnellere Variante mit Felix Lohkemper und Kennedy Okpala? Bessere Ballkontrolle in der Zentrale oder doch mehr Mut zu kreativen Akzenten wie zuletzt gegen Saarbrücken mit Kelvin Arase und Arlind Rexhepi? Da vor allem letzteres Experiment scheiterte, lief am Freitag eine Elf auf, die passend zu Antwerpens Ankündigung, nun „eine konstante Mannschaft im gleichen System“ auf den Platz bringen zu wollen, Stammelf-Flair hatte, die PS aber zu keiner Zeit auf den Platz bekam und sich dann auch noch beim Auslassen zahlreicher Torchancen überbot.

Angesichts dieser Vorstellung stellte sich natürlich die Frage nach den Hintergründen dieser Nicht-Leistung - ob der Trainer beispielsweise das Personal noch erreicht oder die Profis durchweg auf Linie des Übungsleiters sind. Dieser hat schließlich nicht zuletzt in der Ansprache seiner Spieler schon so gut wie alle Register gezogen.

Zuspruch wechselte wie nach der zweiten schlechten Halbzeit gegen Viktoria Köln schnell zu Liebesentzug samt gestrichenem Essen in der Kabine und erhöhtem Trainingspensum. „Die Jungs müssen wissen, dass das hier alles nicht selbstverständlich ist“, sagte Antwerpen, der gegen Köln mangelnde Einstellung und fehlende Siegermentalität anprangerte und nach dem Saarbrücken-Spiel „Enthusiasmus“ und „Eigeninitiative“ vermisste.

Zwar ist Profi-Fußball kein Club-Urlaub mit angeschlossener Animation, aber gerade bei gestandenen Profis schleift sich diese bewusst öffentlich vorgebrachte Tonlage schnell ab und provoziert eher Widerstände. Nach erst vier Spielen in der Liga keine gute Ausgangslage.

Hat Marco Antwerpen schon Teile der Kabine verloren?

Antwerpen dürfte bereits Teile der Kabine verloren haben. Dass sich die Entscheider beim Waldhof dennoch nicht einvernehmlich zu Konsequenzen durchringen konnten, hat neben den wirtschaftlichen Zwängen sicher auch damit zu tun, dass Antwerpen noch von seinem Retter-Status aus der vergangenen Saison zehren darf. Außerdem hat der 52-Jährige schon vor drei Jahren beim 1. FC Kaiserslautern bewiesen, dass er nach einem schlechten Start noch die Kurve bekommen kann. So schlecht wie mit dem SVW startete der eigenwillige Übungsleiter aber selbst mit den Pfälzern nicht, die er im Lauf der Spielzeit 2021/22 noch in die Aufstiegsränge führte.

Viel erinnert aktuell an die ersten Spiele unter Antwerpens Regie im vergangenen Winter, die ebenfalls von der Suche nach dem richtigen System und dem passenden Personal geprägt waren. Der Waldhof-Express kam auch damals erst mit Verzögerung ins Rollen und am Ende gerade noch so ins Ziel.

Allerdings ist die Stimmungslage nun deutlich getrübter. Nach dem Pokal-Aus herrschte eine Mischung aus Rat- und Fassungslosigkeit. Am Samstag in Rostock ist der SVW deshalb schon früh an einem Punkt, an dem alle Beteiligten liefern müssen, damit sich die Krise nicht noch weiter verschärft und am nächsten Wochenende das nächste Beben zu befürchten ist. Den Zeitpunkt zum Handeln hatte der Drittligist im vergangenen Winter schließlich schon einmal fast verpasst.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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