Fußball

SV Waldhof nach dem 1:3 gegen Dortmund II: Ein Verein im Krisenmodus

Die 1:3-Niederlage gegen Dortmund II ist für den SV Waldhof der bisherige Tiefpunkt in dieser Saison. Bei den Mannheimern funktioniert aktuell fast gar nichts mehr, die Abstiegsgefahr ist real. Ein Krisenbericht

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Alexander Müller
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Am Boden: Der Waldhöfer Kennedy Okpala nach dem 1:3 gegen Dortmund II. © Lukas Adler/PIX

Mannheim. Wo sonst tanzend, springend und singend Waldhof-Heimsiege gefeiert werden, tagte am Freitagabend gegen 21 Uhr ein eher übellauniger Diskussionskreis. Der harte Kern der SVW-Fans auf der Otto-Siffling-Tribüne stellte die Profis nach dem indiskutablen Auftritt bei der 1:3 (1:2)-Niederlage gegen Borussia Dortmund II zur Rede. Es gab zuerst einige Pfiffe, und dann Tacheles aus der Kurve. „Dass die Fans nach so einem Spiel sauer sind, ist doch ganz normal. Da war nichts unter der Gürtellinie, sondern ganz normale Themen, die ich vor 20 Jahren auch schon mit den Jungs besprochen habe. Da muss man sich stellen, fertig. Es waren auch positive, unterstützende Worte dabei“, berichtete Waldhof-Trainer Rüdiger Rehm von der mehrminütigen Krisensitzung an der OST. Und Laurent Jans erzählte: „Die Fans haben uns klar mit auf den Weg gegeben, dass wir die Werte des Waldhof vertreten müssen. Man muss auf dem Platz sehen, dass wir kämpfen, um die Punkte zu holen. Wir wollen alle gemeinsam wieder aus dieser Situation herauskommen.“

Mit einem aufmunternden „Weiter, immer weiter“ verabschiedeten die Ultras ihr Team in die Kabine. Auch wenn der Zusammenhalt zwischen Mannschaft und Fans noch keine größeren Risse abbekommen zu haben scheint, ist der SV Waldhof im Herbst 2023 ein Verein im Krisenmodus. Eine schwierige Saison erwartet hatten nicht wenige nach dem großen Umbruch im Sommer. Aber dass sich der SVW mitten im Abstiegssumpf wiederfindet, sorgt im Umfeld für nachvollziehbare Beunruhigung. 12 Punkte aus 12 Spielen – wenn dieser Schnitt nicht schnellstens verbessert wird, könnten sich die Kurpfälzer in der kommenden Saison in der viertklassigen Regionalliga Südwest wiederfinden.

„Wir wissen, dass es eine kritische Situation ist. Von anderen Worten will ich noch nicht sprechen. Aus der müssen wir uns herauskämpfen. Da heißt es zusammenhalten“, formulierte Trainer Rehm. Auch der 44-Jährige stand da noch unter dem Eindruck eines aus Mannheimer Sicht völlig verkorksten Fußballabends, der gravierende Fragen zum Leistungsvermögen dieses Teams aufwarf. Die jungen Dortmunder waren in wirklich allen Belangen das bessere Team, gingen durch  Julian Hettwer (1.) und Falko Michel (14.) blitzschnell 2:0 in Führung, und konnten nach Malte Karbsteins Anschlusstreffer (27.) im zweiten Durchgang noch einmal zulegen. Belohnt durch Ole Pohlmanns Treffer zum verdienten 3:1 (69.). Wäre Waldhof-Schlussmann Jan-Christoph Bartels nicht wieder in Topform gewesen und hätte mehrere weitere Großchancen des BVB entschärft, es hätte ein richtiges Debakel gegegen.

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Der SVW untermauerte mit einer kläglichen Vorstellung den jüngsten Abwärtstrend. Vier Spiele ohne Sieg, nur ein Dreier in den vergangenen sieben Partien – so klingen die alarmierenden Kennzahlen der heftigsten Waldhof-Krise seit dem Aufstieg 2019.  „So reicht’s halt nicht“, meinte Sportchef Tim Schork nach dem K.o. gegen den kleinen BVB. Das kann man wohl so sagen, zumal die Mannheimer abgesehen von der Torwart-Position momentan in keinem Mannschaftsteil konkurrenzfähig wirken. Wenn man etwas finden will, das funktioniert, benötigt man zurzeit eine Lupe.

Außenverteidiger Jans, in Vertretung von Marcel Seegert (Bank) zunächst Kapitän, schwor das Team am Freitagabend endgültig auf den Abstiegskampf ein. „In allererster Linie muss jedem bewusst werden, wo wir sind und worum es jetzt geht. Fußballspielen kann jeder, das hat keiner verlernt. Aber es ist noch einmal etwas anderes, wenn man mit dem Druck spielen muss, punkten zu müssen. Ich glaube, das muss in die Köpfe aller Spieler. Und dann bin ich davon überzeugt, dass wir mit unserer Qualität da rauskommen werden“, sagte der Luxemburger.

Die Frage, ob diese offensichtlich unrund und qualitativ unzureichend zusammengestellte Mannschaft ohne natürliche Führungsspieler dem Druck mental standhalten kann, der sich durch den Absturz in die Abstiegszone entwickelt hat, bleibt offen. „Das wird sich zeigen“, meinte Rehm. „Wir haben nicht nur junge, sondern auch erfahrene Spieler, die nun in die Bresche springen müssen. Jetzt gilt’s, den Laden zusammen zu halten und gemeinsam aus dieser Situation wieder herauszukommen.“

Am nächsten Freitag tritt der SVW bei Aufsteiger Unterhaching an, in der prekären aktuellen Situation ein richtungsweisendes Spiel. Rehm will seine Spieler bis dahin mit dem nötigen Fingerspitzengefühl anfassen. „Wenn ich nur draufhauen würde, würde in Haching auch keiner schneller laufen. Aber die Jungs müssen sich schon kritisch hinterfragen. Wir haben Defizite, die wir aufarbeiten müssen. Wir werden die Ärmel hochkrempeln, ich werde vorneweg marschieren und versuchen, die Jungs wieder aufzubauen“, sagte der Heilbronner. Wenn sich die Spirale des Misserfolgs auch in der Münchner Vorstadt weiterdrehen sollte, könnte der nächste Gang in die eigene Kurve nach dem Abpfiff noch ein bisschen unerfreulicher werden. 

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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