Mannheim. Fast sechs Wochen Vorbereitungsphase gehen dem Ende entgegen, am Samstag (14 Uhr, Carl-Benz-Stadion) geht es für den SV Waldhof wieder um Punkte. Nach zuletzt zwei Spielzeiten, in denen sich der Mannheimer Fußball-Drittligist erst auf den letzten Drücker und jeweils mit einem brutalen Kraftakt vor dem Abstieg retten konnte, soll es in der bevorstehenden Saison nun wieder in ruhigere Gefilde gehen. Ob das realistisch ist? Auf diese und alle weiteren wichtigen Fragen rund um den Saisonstart gibt es hier die Antworten.
Wie lautet die Zielsetzung des SV Waldhof für 2025/26?
Ein offizielles Saisonziel gibt es nicht. Klar ist jedoch: Der Abstiegskampf soll es bitte nicht schon wieder sein. Diese Zuversicht formulierte zuletzt auch SVW-Präsident BerndBeetz. „Wir können guter Hoffnung in die Saison gehen, dass wir deutlich besser spielen als vergangene Saison“, sagte der Club-Chef und Mäzen zuletzt im Trainingslager. „Ich sehe die Mannschaft wachsen.“
Kapitän Lukas Klünter will in der Tabelle ebenfalls „weiter nach oben“ schauen. „Ich möchte mit dem Waldhof mehr schaffen, als nur um den Klassenerhalt zu kämpfen“, sagt der ehemalige Bundesliga-Profi, der dem SVW perspektivisch sogar die 2. Liga zutraut. Sportchef Gerhard Zuber erwartet ebenfalls eine klare Verbesserung, Trainer Dominik Glawogger stellt mit Blick auf dieses Ziel die stetige Weiterentwicklung in den Vordergrund. Vorbereitung oder Ernstfall macht für den Österreicher da keinen Unterschied.
Ist der Klassenerhalt ein realistisches Ziel?
Prinzipiell ja, der Kader wurde bisher aber vor allem in der Breite besser aufgestellt. Unterschiedsspieler, die den SV Waldhof mit hoher Wahrscheinlichkeit schnell besser machen, sind noch nicht auszumachen. Dazu passt, dass in den abschließenden Testspielen in der Regel die Formation gespielt hat, die in der vergangenen Saison am Ende gerade noch so den Ligaverbleib gesichert hat.
Einen Bonus hätten diese Spieler aber nicht gehabt, betont Coach Glawogger. „Da geht es nicht um alt oder neu, sondern um die Leistung, die ich zuletzt gesehen habe“, sagt der Trainer. Für die Durchsetzungsfähigkeit der Neuzugänge spricht das (noch) nicht. Der SVW dürfte also eingespielter sein. Ob das Team deshalb aber stabiler punktet, ist noch offen. Der Blick könnte also wieder eher nach unten gehen.
Mit welcher Spielidee will der SVW zum Erfolg kommen?
Die Blaupause dafür sind die letzten sechs Spiele der vergangenen Saison. Die zuletzt viertbeste Abwehr der Liga soll die Basis sein, beim Tore schießen muss sich der SVW aber gewaltig steigern. Für die Umschaltmomente haben die Mannheimer viel in Geschwindigkeit auf den Außenbahnen investiert. Hier liegt offenbar der Ansatz, um für mehr Gefahr zu sorgen. Viel hängt auch daran, wie konstant Spielmacher ArianitFerati auftreten kann.
Wie liefen die Tests gegen ernstzunehmende Gegner?
Mit Höhen und Tiefen. Beim Oberligisten VfR Mannheim (2:2) gab der SVW eine Führung aus der Hand, gegen den Zweitligisten Bochum führten die Mannheimer nach einer Stunde mit 2:0, kassierten dann aber innerhalb von Minuten drei Gegentreffer. Beim 1:4 gegen Fürth waren die Blau-Schwarzen ebenfalls besser als das Ergebnis, brachten sich aber auch hier selbst in Bedrängnis. Souverän war nur das 3:0 gegen Charkiw. Das 2:2 gegen Emmen glich eher einem Sommerkick.
Mit wem geht der SVW als Nummer eins in die Saison?
Kurioserweise mit Lucien Hawryluk, der noch vor einem Jahr von MarcoAntwerpen ausgemustert wurde. Mit Stammtorhüter Jan-Christoph Bartels konnte sich der Waldhof nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen, als Back-up hat der SVW bislang nur Jan Niemann, den Coach Glawogger aus seiner Zeit beim Regionalligisten Teutonia Ottensen kennt. Eine Nummer zwei wird noch gesucht. Stabilität auf dieser sensiblen Position sieht anders aus.
Wo hat der Waldhof weitere offene Baustellen?
Im Angriff sind die Mannheimer ebenfalls noch etwas dünn besetzt. Das Sturm-Duo Felix Lohkemper/Kennedy Okpala scheint aktuell gesetzt, dahinter sind Samuel Abifade und Youngster Djayson Mendes die Optionen. Sollte ein Zweitligist noch ein hochpreisiges Angebot mit Blick auf Lohkempers Ausstiegsklausel abgeben, könnte dieses Konstrukt aber schnell ins Wanken kommen.
Ob Routinier Terrence Boyd (34) noch einmal eine Option werden kann, bleibt abzuwarten, nachdem er bei der Generalprobe nur noch Tribünengast war. Dafür mag es Gründe geben, auf einen Stürmer-Typen wie Boyd ganz zu verzichten, wäre allerdings gewagt.
Tut sich noch was in Sachen Neuverpflichtungen?
Eigentlich muss der Waldhof hier nochmals nachlegen. Mit dem aktuellen Kader kann es wieder brenzlig werden. „Das Transferfenster ist ja noch einen Monat offen. Da passiert noch einiges“, demonstriert Sportchef Zuber Gelassenheit.
Und was machen die Fans?
Die Vorfreude scheint trotz der Abstiegsangst in den vergangenen beiden Spielzeiten da zu sein. Es wurden schon mehr als 4.000 Dauerkarten verkauft und nach zuletzt starken 246000 Zuschauern bei den Heimspielen hofft Präsident Beetz nun auf 300000 Fans.
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