Mannheim. Dortmunds Trainer Jan Zimmermann schritt kopfschüttelnd über den Rasen. Seine Mannschaft hatte beim 0:0 am Samstagnachmittag die geplante große Party des SV Waldhof gecrasht, aber der BVB-Coach war dennoch unzufrieden. „Wir haben ein gutes Auswärtsspiel gegen einen unangenehmen Gegner gemacht. Zu einem sehr guten Auswärtsspiel hätten wir aber ein Tor schießen müssen“, sagte Zimmermann. Und dass die Dortmunder U23 eher enttäuscht nach Hause fuhr, sagte viel über dieses Spiel aus, in dem der SVW nach den Wochen des fast ungebremsten Aufwärtstrends über den einen Punkt am Ende froh sein musste.
„Wir haben ein relativ ausgeglichenes Spiel gesehen, mit kleinen Vorteilen für uns. Wir hatten 60 Prozent Ballbesitz und mehr Strafraumszene. Aber auch bei uns hat der finale Moment gefehlt - die Chancen klar herauszuspielen“, resümierte Mannheims Trainer Bernhard Trares eine Partie vor fast 20.000 Zuschauern, in der seine Mannschaft nicht die offensive Wucht aus den vergangenen Heimspielen entwickeln konnte. „Du brauchst dann halt das eine Tor, das haben wir nicht gemacht. Es waren ein paar Halbchancen dabei“, sagte Trares.
Zwar bleibt der SVW im Kalenderjahr im Carl-Benz-Stadion ungeschlagen, aber den erhofften großen Schritt nach vorne im Abstiegskampf machten die Mannheimer nicht. Vor dem Abstiegsgipfel zwischen Stuttgart II und Sandhausen am Sonntagabend steht der Waldhof als Tabellen-14. drei Zähler über dem Strich. „Wir müssen mit dem Punkt leben, weil wir gegen eine sehr starke Mannschaft gespielt haben. Man muss immer alles mitnehmen. Jeder Punkt, den du holen kannst, zählt“, sagte Trares.
Die Atmosphäre ist toll, das Spiel mittelprächtig
Da sich der erkältete Abwehrchef Lukas Klünter rechtzeitig einsatzbereit meldete, startete der SVW-Coach mit der gleichen Startelf wie beim 1:0-Sieg bei Erzgebirge Aue. Linksverteidiger Sascha Voelcke (schwerer Bluterguss) fehlte weiterhin.
Ein Sponsor hatte für den Familien-Spieltag des SVW 10.000 Freikarten zur Verfügung gestellt – das sorgte für einen fast ausverkauften Heimbereich und eine Saison-Rekordkulisse insgesamt mit 19.507 Zuschauern im prächtig gefüllten Carl-Benz-Stadion. Die Neulinge bekamen einen guten Eindruck von der rustikalen Fußballatmosphäre in der engen Mannheimer Arena – und staunten über eine U23 des BVB, die im ersten Abschnitt einen starken Eindruck hinterließ.
SV Waldhof - Borussia Dortmund II 0:0
SV Waldhof: Bartels - Matriciani, Klünter, Sechelmann, Abifade - Fein, Rieckmann, Thalhammer, Ferati (84. Sietan) – Lohkemper (84. Shipnoski), Becker (77. Okpala).
Borussia Dortmund II: Lotka - Lelle, Lührs, Hüning, Kabar (46. Jessen) - Roggow, Reitz, Wätjen (85. Drakas), Eberwein, Foti (89. Aning) - Elongo-Yombo (63. Paulina).
Tore: -.
Beste Spieler: Abifade, Bartels/Foti.
Gelbe Karten: - /Lelle, Roggow, Jessen.
Schiedsrichter: Christian Dingert (Burglichtenberg).
Zuschauer: 19.507.
Nächstes Spiel: SV Wehen Wiesbaden – SV Waldhof, Samstag, 5. April, 14 Uhr.
Grundsätzlich bestimmte der SV Waldhof zwar die Partie, drängte Dortmund häufig weit in die eigene Hälfte. Aber wenn es ans Herausspielen klarer Torchancen ging, begannen die Probleme. Vorne fehlten Arianit Ferati, Felix Lohkemper und André Becker oft die Präzision, die jungen Borussen verteidigten aber auch fleißig und aufmerksam. Wie in der 14. Minute, als Lohkemper nach einem Fehler im Aufbau kurz vor dem Abschluss geblockt wurde. Aus spitzem Winkel zielte der auffällige Ersatz-Linksverteidiger Samuel Abifade auf Feratis Zuspiel drüber (25.).
Dortmunds Eberwein vergibt zwei Großchancen
Die klareren Gelegenheiten besaßen jedoch die Dortmunder, deren Angriffsbemühungen zielstrebiger wirkten. Erst setzte Michael Eberwein einen Kopfball nach einer Ecke freistehend knapp rechts vorbei (16.), dann rettete SVW-Schlussmann Jan-Christoph Bartels gegen den Dortmunder Angreifer, der nach einem schnellen Gegenstoß aus kurzer Distanz zum Kopfball kam (33.). „Da haben wir schon Glück gehabt“, gestand SVW-Trainer Trares. Über eine Pausenrückstand hätte sich der Waldhof nach diesen beiden brenzligen Situationen nicht beschweren dürfen.
Die zweite Halbzeit begann sogar mit deutlichen Dortmunder Feldvorteilen. Der SVW bekam in einer komplizierten Partie wirklich nichts geschenkt und fand kein funktionierendes Rezept gegen den BVB. Es blieb bei Halbchancen: Lohkempers Hereingabe konnte Becker nicht zielführend verarbeiten (55.).
Dingert verweigert dem SVW einen klaren Elfmeter
Und dann wurde zu allem Überfluss im Buch „Der SV Waldhof und die Schiedsrichter“ ein weiteres Kapitel geschrieben. Der erfahrene Bundesliga-Referee Christian Dingert verwehrte den Mannheimern den fälligen Elfmeter, nachdem Niklas Jessen Tim Sechelmann klar am Fuß getroffen hatte (66.). „Der Schiedsrichter hat da nicht gut gestanden, da hätten wir einen Elfmeter kriegen können. Damit müssen wir aber leben“, sagte Trares.
Eine Minute später traf Lohkemper nach dem bis dahin besten Spielzug des SVW und einem Vertikalpass von Ferati nur das Außennetz (67.). Der Rest des Nachmittags blieb aus Waldhof-Sicht Stückwerk, die Mannheimer gingen in der Schlussphase nicht mehr mit vollem Risiko auf das Tor. Eine Niederlage gegen den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf wäre auch ein schwerer Rückschlag gewesen. „Solche Spiele nicht zu verlieren ist immer die Prio eins. Das ist uns gelungen“, sagte Mittelstürmer André Becker. Und Samuel Abifade blickte schon auf das nächste Auswärtsspiel beim SV Wehen Wiesbaden. „Am Ende des Tages haben wir wieder zu Null gespielt, zum zweiten Mal in Folge. Das ist auch sehr gut. Nächste Woche machen wir einfach wieder das Tor und gewinnen 1:0“, sagte der SVW-Profi.
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