Aachen. Alemannia Aachen und der SV Waldhof kennen sich bislang vor allem von zwölf Zweitliga-Partien, in die deutsche Fußball-Geschichte ging allerdings das Pokalspiel beider Traditionsclubs 1997 ein. Damals sorgte im Schneegestöber ein aus dem Waldhof-Block geworfener Ball dafür, dass Aachen der vermeintliche 2:1-Führungstreffer aberkannt wurde. Der SVW rettete sich so ins Elfmeterschießen, gewann mit 6:5 und was blieb war nur blanker Aachener Zorn.
SV Waldhof kommt in Aachen zu einem schmeichelhaften Unentschieden
Angesichts des neuen erstligareifen Tivoli-Stadions mit seinen standardisierten Fangzäunen sind solche kuriosen Situationen heute natürlich so gut wie ausgeschlossen. Der Neuanfang der gemeinsamen Geschichte in der 3. Liga verlief am Ende schiedlich-friedlich: Die Mannheimer kamen am Ende zu einem etwas schmeichelhaften 0:0 beim Aufsteiger und bleiben unter ihrem neuen Trainer Bernhard Trares damit weiter ungeschlagen. Im spielerischen Bereich wartet aber weiter jede Menge Arbeit auf den neuen Waldhof-Coach.
„Wir haben versucht, Kontrolle zu kriegen, das wilde Spiel nicht anzunehmen, Druck rauszunehmen. Das ist uns über Phasen sehr gut gelungen“, sagte Trares nach dem Abpfiff bei „MagentaSport“. „Wir haben die beste Chance des Spiels gehabt mit Terrence Boyd, der den Ball einfach ins lange Ecke spielen muss. Es war klar, dass wir heute hier keine drei, vier Hochkaräter bekommen. Wir haben gut verteidigt, es war insgesamt eine gute kämpferische Leistung von der Mannschaft.“
Trainer Trares startete erwartungsgemäß mit der Elf, die am Samstag in der zweiten Halbzeit die Partie gegen Osnabrück gedreht hatte und im Aachener Dauerregen hielten sich beide Teams nicht lange mit Abwarten auf. Nicklas Shipnoski hatte nach einer Klünter-Flanke gleich eine gute Kopfballgelegenheit, die Alemannia-Keeper Elias Bördner entschärfte (6.), nur wenig später zischte ein Kobylanski-Freistoß dann links am Aachener Tor vorbei. Das war es dann aber auch für lange Zeit mit den Offensivbemühungen, der Mannheimer, die auch defensiv keinen Zugriff auf die Partie bekamen.
In der Zone zwischen Mittellinie und eigenem Strafraum waren die Räume zu groß, zweite Bälle kamen immer wieder zur Alemannia und auch die Zweikampfquote war bescheiden. Deshalb kam nun der Aufsteiger zu Gelegenheiten: SVW-Keeper Jan-Christoph Bartels bügelte das gegen den durchgebrochenen Charlison Benschop aus (22.), der unsichere Maximilian Thalhammer bediente dann Lukas Scepanik, der allerdings verzog (28.).
Nach vorne ging beim SV Waldhof gegen Aachen nun nichts mehr
Nach vorne ging nun gar nichts mehr. Pässe die Linie entlang fanden keinen Abnehmer, im Zentrum musste sich Kobylanski immer wieder weit zurückfallen lassen, um überhaupt an Bälle zu kommen. Der SVW kam durch die gelbe Staffelung nicht hindurch, als Lukas Klünter und Henning Matriciani Anton Heinz in die Zange nahmen, roch es sogar nach Elfmeter (34.). Erst nach einem Ballgewinn von Julian Rieckmann und dem schnellen Pass auf Terrence Boyd kam der Waldhof mal wieder vor das gegnerische Tor, der Routinier traf aber nur das Außennetz (44.). Eine Seltenheit im SVW-Spiel, erhalten blieben dagegen die Fehler vor dem eigenen Tor, die Scepanik kurz vor dem Halbzeitpfiff fast mit einem Volley-Schuss bestrafte. Der Ball senkte sich gefährlich, landete aber nur auf der Latte (45.).

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Trares musste in der Kabine eigentlich etwas ändern, hielt nach der Pause aber zunächst an seiner Formation fest. Was besser wurde, war immerhin die Ballkontrolle vor dem eigenen Tor, der SVW bemühte sich nun auch mehr über die Flügel zu spielen. Doch es blieb meistens bei den Bemühungen, ein flüssiges Kombinationsspiel kam nicht zustande. Nach gut einer Stunde sollte dann Sascha Voelcke für den Gelb-Rot-gefährdeten Tim Sechelmann für mehr Dynamik auf der linken Abwehrseite sorgen und brachte einen Zettel für Kapitän Marcel Seegert mit auf den Platz. Die Lösung für diesen zähen Abnutzungskampf ließ sich aber offenbar auch aus diesen Anweisungen nicht entschlüsseln.
Abifade und Benatelli als Waldhof-Joker eingewechselt
Deshalb versuchte es die Waldhof-Bank nochmals mit frischem Personal: Osnabrück-Joker Samuel Abifade durfte ebenso ran wie Rico Benatelli (72.) in der Zentrale, die besseren Chancen hatte aber weiter Aachen. So rettete Voelcke gegen den aus der Drehung schießenden Leandro Putaro (77.), Benschorp köpfte eine immer länger werdende Hereingabe an den Außenpfosten (82.). Vor diesem Hintergrund war das Remis am Ende schmeichelhaft, doch in der aktuellen Situation darf der Waldhof schließlich nicht wählerisch sein.
„Es war nicht überragend, das Spiel war ein Kraftakt. Es wäre schön gewesen, ein dreckiges 1:0 mit nach Hause zu nehmen. Aber wir haben gut gearbeitet und noch etwas Positives: Die Null ist stehengeblieben“, meinte Terrence Boyd. Auch Sportchef Anthony Loviso zeigte sich mit dem Remis zumindest halbwegs einverstanden. „Wir haben es im Ballbesitz phasenweise ganz ordentlich gespielt, ohne aber ins letzte Drittel zu kommen. Wir haben immer wieder die falsche Entscheidung getroffen. Aber ich muss sagen, dass die Jungs sehr gut wegverteidigt und endlich mal wieder die Null gehalten haben. Trotzdem glaube ich, dass ein bisschen mehr möglich gewesen wäre, wenn wir ein bisschen sauberer Fußball gespielt hätten“, sagte Loviso.
Trainer Trares zeigte sich zufrieden damit, auch im zweiten Spiel nach seiner Rückkehr zum SVW ungeschlagen geblieben zu sein. „Zufrieden wäre ich mit sechs Punkten“, sagte der Heppenheimer zu seiner Startbilanz. „Aber es ist in Ordnung. Auswärts ein Punkt, zu Null gespielt, das Ganze stabilisiert.“ Am Samstag geht es für die Kurpfälzer gegen RW Essen (am Mittwoch 3:1 gegen Dortmund II) weiter.
Unschöner Höhepunkt eines Drittliga-Spiels auf überschaubarem Niveau war am Ende die wilde Prügelei zweier Fan-Gruppen, die weit und breit weder von Polizei noch von Ordnern unterbrochen wurde. Szenen, die ein Nachspiel haben dürften. Weder Trares noch Boyd oder Aachens Trainer Heiner Backhaus wollten sich kurz nach dem Abpfiff zu den Schlägereien äußern.
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