Zukunft - Fahrer, Bosse und Medien sehnen sich nach Mick Schumacher – er könnte künftig auch für den Hockenheimring ein Argument für ein Formel-1-Rennen werden

Ein Name wie ein Versprechen

Von 
Marc Stevermüer
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Hockenheim. Für einen Augenblick steht am Sonntag auf dem Hockenheimring die Zeit nicht nur still, sie wird auch ein wenig zurückgedreht. Als Mick Schumacher, Sohn von Michael Schumacher, einem der größten Formel-1-Fahrer der Geschichte, den Weltmeister-Ferrari seines Vaters aus dem Jahr 2004 über die Strecke steuert, kommen Erinnerungen hoch an einen großartigen Rennfahrer und tadellosen Sportler. In den 90er Jahren und zu Beginn dieses Jahrtausends dominiert der Kerpener die Königsklasse des Motorsports. Es ist eine von ihm geprägte Ära, in der Tankstopps noch erlaubt sind und die Technik nicht wichtiger als der Fahrer ist. Und es ist die Zeit, in der die Rennstrecke in der Kurpfalz zum Motorsport-Mekka wird, in der sie ein fester Bestandteil des Kalenders ist und die Menschen schon zum Ring strömen, wenn dort nur ein Motorengeräusch zu hören ist – stets in der Hoffnung, es könnte Schumacher sein.

Großes Interesse

„Den größten Hype gab es, als Michael angefangen hat, Rennen zu gewinnen“, sagt Ferrari-Pilot Sebastian Vettel. Er ist sieben Jahre alt, als Schumacher den ersten seiner sieben WM-Titel holt. Der Heppenheimer will so werden wie sein Vorbild, was ihm auch zum Teil gelingt. Vier WM-Erfolge stehen bislang in seiner Vita, nur am Hockenheimring hat er im Gegensatz zum vierfachen Sieger Schumacher noch nie gewonnen – und daran dürfte sich auch so schnell nichts ändern.

Denn der 37. Grand Prix in der Kurpfalz dürfte vorerst der letzte gewesen sein. Die Zuschauerzahlen lassen nach. Und an einen finanziellen Gewinn ist ohnehin nicht zu denken, weil das zu entrichtende Antrittsgeld an die Formel 1 zu hoch ist, obwohl der Hockenheimring in diesem Jahr schon einen Sonderpreis bekommen hat, nachdem zuvor angeblich 21 Millionen Euro aufgerufen worden waren. Das Problem: Rennstrecken in Asien sind bereit, bis zu 50 Millionen Euro zu zahlen. Geld, das die Formel 1 dringend braucht, hat sie doch in der Saison 2018 rund 110 Millionen Euro Verlust gemacht.

Doch ist das wahrscheinliche Hockenheim-Aus endgültig? Kehrt die Königsklasse nie wieder ins Motodrom zurück? Hier kommt Mick Schumacher ins Spiel. Dieser Nachname löst nicht nur in Deutschland, sondern weltweit etwas aus. Das zeigten schon seine Formel-1-Testfahrten in Bahrain, als das Interesse riesig war. Zumal er da ausgerechnet in einen Ferrari stieg. Eine verlockende Kombination. Das gestand auch Rivale Mercedes über den Kurznachrichtendienst Twitter ein: „Das ist richtig cool. Es ist etwas Besonderes, den Namen Schumacher wieder in der Formel 1 zu sehen.“ Einen Fuß in der Tür bei der Scuderia hat der 20-Jährige bereits, er gehört zum Förderprogramm von Ferrari, fährt aber in der Formel 2. Seine Zielsetzung ist allerdings klar: Er möchte in die Formel 1 aufsteigen.

Deren Boss Chase Carey beobachtet die Entwicklung des Toptalents genau – allein schon aus Vermarktungsgründen. „Mick hat als Sohn von Michael Schumacher einen besonderen Platz bei uns. Wir wollen ihm eine Möglichkeit geben, seine Träume zu verfolgen“, sagte der US-Amerikaner der „Sport-Bild“. Er traut Schumacher wie viele andere auch den Schritt in die Königsklasse zu, Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat daran sogar „keinen Zweifel“. Der Österreicher gibt aber zu bedenken, dass ein solch prominenter Name auch zu große Erwartungen wecken könnte. Ähnlich sieht es Vettel: „Es wäre nicht richtig, ihn zu sehr mit seinem Vater zu vergleichen. Aber Mick eines Tages unter uns zu haben, das wäre klasse – und hoffentlich ein großer Schub für Deutschland.“

„Werbespot für die Zukunft“

Womit der Hockenheimring wieder ins Spiel käme. Ein Schumacher-Hype wäre in ein paar Jahren ein Verhandlungsargument. Denn dass die Verantwortlichen der Königsklasse durchaus Rücksicht auf aktuelle Entwicklungen nehmen, zeigt ihr Zuschlag für den neuen Standort im niederländischen Zandvoort. Dort ist Senkrechtstarter Max Verstappen ein Star.

„Wenn Mick Schumacher in der Formel 1 fährt, muss sie eigentlich nach Deutschland kommen. Das ist unsere Überzeugung. Dann sind Verträge möglich. Aber wir werden auch in Zukunft keinen Vertrag schließen, der einen Verlust bedeuten könnte“, betont der scheidende Hockenheimring-Chef Georg Seiler immer wieder. Er ist aber ein wenig skeptisch, ob es nach einer Formel-1-Pause in Deutschland wirklich einfacher wird: „Das Problem: Wenn wir heute keinen Formel-1-Vertrag mehr haben, wird es schwierig sein, auch in Zukunft einen Formel-1-Vertrag zu bekommen. Weil einfach dann die Basis eine andere ist. Da sind die Forderungen sicher noch höher, als wenn man einen laufenden Vertrag hat.“

Unabhängig davon träumen die stets euphorischen Medien in Italien längst von einem Heilsbringer mit einem ganz großen Namen. „Mick Schumacher in Rot ist für Ferrari ein Werbespot für die Zukunft“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“, der „Corriere della Sera“ wünscht sich ihn „vielleicht schon im kommenden Jahr“ in der Königsklasse. Nur dass es dann mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zum Hockenheimring geht.

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Hockenheim: Mick Schumacher von den Fans gefeiert

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Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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