Das Rennen - Red-Bull-Pilot Max Verstappen gewinnt den Deutschland-Grand-Prix, Ferrari-Star Sebastian Vettel fährt von Platz 20 auf Position zwei

Jubel um die neuen Regen-Könige

Von 
Marc Stevermüer und Stefan Skolik
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Start auf dem Hockenheimring: Lewis Hamilton (v.r.) und Valtteri Bottas liegen im Mercedes in Führung, die Ferrari mit Sebastian Vettel (v.l.) und Charles Leclerc holen schnell auf. © dpa

Hockenheim. Verrückter und spannender konnte ein Formel-1-Rennen kaum sein, der Regen über Hockenheim bescherte den Fans einen packenden Großen Preis von Deutschland mit einem hochverdienten Sieger Max Verstappen und einem Sensationszweiten Sebastian Vettel. Gefeiert wurden im Motodrom von 61 000 Fans (an allen Tagen insgesamt 153 000) schließlich beide als neue Regen-Könige von Hockenheim: Der Niederländer von seinen begeisternden Anhängern auf der Oranje-Tribüne – und der Heppenheimer für seine spektakuläre Aufholjagd von Platz 20. Vettel zeigte sich überglücklich. „Was für ein Rennen“, jubelte er.

„Es war ein sehr langes Rennen, hat aber auch viel Spaß gemacht. Vor der letzten Safety-Car-Phase hatte ich schon das Gefühl, dass es noch für das Podium reichen könnte“, war der 32-Jährige nach einem turbulente Rennverlauf fast ein wenig erstaunt, dass er noch so weit nach vorn gespült worden war. „Der Start war super, dann war es ein bisschen träge und am Ende ging es schnell nach vorn“, fasste er die chaotischen Runden zusammen. „Es fühlt sich nicht ganz wie ein Sieg an, aber ich bin zufrieden und werde gut einschlafen“, war Vettel glücklich.

Denn nach dem für Ferrari rabenschwarzen Qualifying-Samstag hatte er von Platz 20 starten müssen: Ein defekter Turbolader hatte ihn schon in der ersten Qualifyingrunde gestoppt. Teamkollege Charles Leclerc erwischte es später mit einer defekten Benzinzufuhr – er begann von Position zehn.

Fulminanter Start

Doch schon in der ersten Runde schickte Vettel im Hockenheimer Regen ein starkes Signal – er machte sechs Plätze gut und reihte sich an Position 14 ein. In Runde zwei folgte die erste von vier Safety-Car-Phasen nach einem Crash des Mexikaners Sergio Perez: Vettel nutzte das zu einem blitzschnellen Wechsel auf Intermediate-Reifen (Reifen für Mischwetter) und machte rasch weiteren Boden gut. In Runde 16 hatte er sich auf Rang sieben vorgekämpft. Dann aber hatte der Heppenheimer wieder mit Turboproblemen zu kämpfen und kam nicht voran. Ferrari ging daraufhin aufs Ganze und ließ bei Vettel in Runde 24 Slicks aufziehen, ebenso bei Leclerc. Ein hochriskantes Manöver, denn der Regen kehrte zurück. Die Folge: Leclerc rutschte in Runde 28 mit einem lauten „No“ aus der Südkurve eingangs der Zielgeraden und krachte in die Streckenbegrenzung – das Rennende für den Franzosen.

Der wilde Reifenpoker kostete auch Hamilton seine Topplatzierung: Nach einem heftigen Dreher auf Trockenreifen in der Südkurve rettete er sich mit einem wilden Manöver gerade noch in die Boxengasse und verlor durch seinen chaotischen Stopp viel Zeit. Später wurde er von der Rennleitung noch mit einer Fünf-Sekunden-Strafe belegt, weil der Brite nicht regelkonform in die Boxengasse eingefahren war, er fiel weit zurück und wurde Neunter.

Schicksalhafte Südkurve

Das Rennen wurde immer chaotischer: Eingangs der Zielgeraden flogen viele aus der schicksalhaften Südkurve, einige mussten aufgeben: Kimi Räikkönen drehte sich, er verlor an Boden. Nico Hülkenberg rutschte ab, an Position drei liegend, für ihn war Schluss in Runde 41. Hamilton drehte sich ebenso, und am Schluss erwischte es seinen Teamkollegen Valtteri Bottas, der seinen Mercedes in Runde 57 „wegwarf“.

Charles Leclerc schimpfte lauthals über die tückische Stelle, die im Regen spiegelglatt geworden war: „Diese Art von Formel 1 ist inakzeptabel.“ Sebastian Vettel sah das völlig anders, er gab der Kurvencharakteristik keine Schuld. „Fehler passieren, wir haben alle irgendwo Fehler gemacht. Das passiert einfach unter diesen Bedingungen“, meinte der vierfache Champion, der im Regen das glückliche Ende für sich hatte.

„Jeder hatte zwischen drei und fünf Stopps, es war sehr hart zu fahren“, zeigte er sich erleichtert über seinen zweiten Rang: „Man konnte fünf Plätze in fünf Sekunden verlieren.“ Vettel hingegen machte am Ende fünf Positionen gut – in sagenhaften neun schnellen Runden. Von Platz sieben (54. Runde) ging es auf drei nach vorn (62.), eine Runde später auf Rang zwei – die Sensation war perfekt und der Jubel bei der Scuderia Ferrari riesig. Ein gewaltiger Druck hatte auf den Italienern gelastet – dieser hat sich nun, zumindest für kurze Zeit, deutlich verringert. Regen in Hockenheim kann auch sein Gutes haben.

Info: Fotostrecke unter morgenweb.de/formel1

Formel 1

Der Renntag auf dem Hockenheimring

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Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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