Da war kein Lametta zu sehen, nichts Glitzerndes, nichts Glänzendes. Der Überraschungsmatchwinner Jamie Leweling kam ganz schlicht aus der DFB-Kabine: weißes T-Shirt, schwarze Hose - wenn auch von Prada. Debüt in der Nationalmannschaft, sogar in der Startelf, dann Schütze des 1:0-Siegtors im Nations-League-Duell mit den Niederlanden, überschüttet mit Applaus bei der Auswechslung - „das hätte ich mir nicht besser ausmalen können“, so Leweling.
Weil Deniz Undav, sein Teamkollege vom VfB Stuttgart, verletzt passen musste, war Leweling in die Startelf gerutscht. „Ich habe es so um 11 Uhr erfahren.“ Gar nicht in einem Gespräch mit Bundestrainer Julian Nagelsmann, Leweling hatte es „auf der Tafel gesehen“, auf der die Namen für die ersten Elf standen. „Wenn alle gesund gewesen wären, wäre er nicht dabei gewesen“, gab Nagelsmann zu.
Auch Nagelsmann überrascht vom fulminanten Leweling-Debüt
Für Leweling lief es wie im Traum. Er war wegen der Verletzung von Jamal Musiala erst nachträglich in den Kader gerückt, um dann sein Fußballmärchen zu erleben. „Ich war einfach glücklich, spielen zu dürfen.“ Das Siegtor kam als Sahnehäubchen obendrauf.
Der Bundestrainer hatte nicht mit einem derart fulminanten Leweling-Einstand gerechnet. „Ich weiß, dass er sehr viel Energie hat. Aber dass er so gut spielt, hätte ich nicht erwartet“, so Nagelsmann. Auch vom DFB-Kapitän gab es großes Lob für Leweling. „Er hat sehr schlaue Entscheidungen getroffen, war technisch sauber. Es war nicht so, dass er nur auf Sicherheit gespielt hat, aber selbst seine Risikoaktionen waren sauber und sehr intelligent“, sagte Joshua Kimmich.
Da wollte ein VfB-Teamkollege von Leweling nicht noch mehr Komplimente obendrauf packen. „Ich will ihn nicht zu hoch loben. Sonst hebt er ab“, sagte Angelo Stiller grinsend, um dann aber doch zu sagen: „Er hat es super gemacht und soll so weitermachen und hoffentlich am Wochenende hier noch mal treffen“, so Stiller.
Gegen Bosnien-Herzegowina hatten Undav und Nübel überzeugt
Am Samstag spielen Stiller und Co. nämlich erneut in München - mit dem VfB beim FC Bayern. Dann wird es erneut auf Leweling ankommen, denn zwei andere Offensivspieler sind nicht fit vom DFB zurückgekommen: Undav und Chris Führich. „Chris ist verletzt, Deniz angeschlagen - aber das wird schon“, sagte Stiller und witzelte mit Blick auf Undav: „Er hat keine Muskeln - da kann er gar nichts haben.“
Undav war zuvor mit seinen zwei Treffern der Matchwinner beim 2:1-Sieg in Bosnien-Herzegowina gewesen, im Tor stand dabei erstmals der Stuttgarter Alexander Nübel. Jetzt gab es das 1:0 gegen die Niederlande dank Leweling. Der VfB scheint endgültig ein entscheidender Faktor im DFB-Team geworden zu sein.
Stiller erstmals in der Startelf und doch ernorm abgezockt
Stiller prägte die Partie bei seinem Startelfdebüt im Mittelfeldzentrum, Außenverteidiger Maximilian Mittelstädt bildete mit Leweling eine starke linke Seite. „Wenn man beim VfB so einen Trainer hat, so eine Mannschaft, die überragenden Fußball spielt, die einem hilft, dann kann man sich top entwickeln. Das sieht man nicht nur bei mir“, sagte Leweling mit Blick auf VfB-Erfolgscoach Sebastian Hoeneß.
Stiller agierte mit seinen 23 Jahren enorm abgezockt: „Ich war nervös, aber es war eine positive Nervosität.“ Ein DFB-Startelfdebüt „ist was Besonderes“, „im Endeffekt ist es aber auch Fußball und man spielt es jede Woche“. Wer es kann, braucht hinterher eben kein Lametta.
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