Frankfurt. Auf die Gala von Lyon folgte der Arbeitssieg von Frankfurt: Durch ein spätes Tor von Niclas Füllkrug (85.) gewann die deutsche Nationalmannschaft am Dienstagabend in der Main-Metropole etwas glücklich mit 2:1 (1:1) gegen die Niederlande. Maximilian Mittelstädts erstes Länderspieltor (11.) hatte die Führung der Gäste durch Joey Veerman (4.) ausgeglichen. Vier Tage nach dem glanzvollen 2:0-Sieg in Frankreich schlug die DFB-Elf damit zwar erneut eine europäische Topnation, ließ dabei aber fußballerisch einige Luft nach oben offen.
Bevor der Klassiker gegen das Nachbarland begann, wurde es in der Frankfurter Arena emotional. Der DFB gedachte mit einer Schweigeminute und einer Collage auf dem Videowürfel den verstorbenen deutschen Fußball-Helden Franz Beckenbauer und Andreas Brehme. „Es waren harte Wochen und Monate für mich. Franz und Andi waren langjährige Wegbegleiter, Freunde“, berichtete DFB-Sportdirektor Rudi Völler aus seiner persönlichen Trauerphase.
Identische Startelf wie gegen Frankreich
Sportlich hat der überzeugende Erfolg bei Vizeweltmeister Frankreich die Stimmung in der Fußball-Republik merklich aufgehellt.„Es war zum ersten Mal seit langer Zeit, dass wir gegen eine Topnation eine Topleistung gezeigt und gewonnen haben. Diesen Schwung wollen wir natürlich mitnehmen“, sagte Völler.
Einspielen für die EM hieß es deshalb beim Bundestrainer: Julian Nagelsmann schickte die identische Startelf auf den Rasen, die in Lyon als Kollektiv famos funktioniert hatte. „Wir müssen an unseren Weg glauben, auch in negativen Momenten“, forderte der frühere Coach der TSG Hoffenheim.
Dass er diesen Negativmoment so schnell erleben musste, darauf hätte Nagelsmann sicher gerne verzichtet. Schon in der 4. Minute missriet ein Pass von Linksverteidiger Mittelstädt auf Jonathan Tah, Memphis Depay bediente Veerman, der volley zum frühen 1:0 für die Niederlande traf. Aber die DFB-Elf hatte eine sofortige Reaktion parat. Passenderweise bügelte Mittelstädt seinen Fehler umgehend wieder aus: Nach einer abgewehrten Toni-Kroos-Ecke nahm der Stuttgarter aus 20 Metern Maß und der Ball schlug zum Ausgleich ein (11.).
Aber schnell wurde deutlich: Wo gegen Frankreich fast aus dem Nichts die fußballerische Leichtigkeit explodiert war, bedeutet Fußball auf internationalem Topniveau meistens eher harte Arbeit. In ihren pinkrosafarbenen Auswärtstrikots spürte die DFB-Elf von „Oranje“ deutlich mehr Gegenwehr als von der „Équipe Tricolore“. Auch die Fehlerquote war in Frankfurt bedeutend höher als in Lyon.
Kapitän Ilkay Gündogan scheiterte bei einer sehr guten Gelegenheit an Keeper Bart Verbruggen (18.), danach taten sich die Deutschen schwer, aus ihrer Überlegenheit weitere zwingende Chancen herauszuspielen. Die Niederländer verteidigten gut – und wären nach einer Standardsituation, die Gündogan in höchster Not vor dem einköpfbereiten Donyell Malen klärte, fast wieder in Führung gegangen (33.).
Weil es nicht das erhoffte nächste Spektakel gab, spielte sich auch die Stimmung unter den fast 50 000 Zuschauern in dem sonst für seine Lautstärke bekannten Waldstadion auf ziemlich untertemperiertem Niveau ab. Wenn es bei der Heim-EM für die DFB-Elf weit gehen soll, muss auch die Unterstützung von den Rängen dringend besser werden.
Zu Beginn des zweiten Abschnitts musste Nagelsmanns Team einige heikle Situationen überstehen: Etwa, als Tijjani Reijnders in aussichtsreicher Position aus elf Metern den Ball nicht richtig traf (57.). Nach einer knappen Stunde sollten der Mannheimer Pascal Groß und Aufsteiger Chris Führich als Einwechselspieler für neue Impulse sorgen. Stattdessen vergab aber Depay für Holland die große Chance aufs 2:1, als er freistehend aus kurzer Distanz drüber zielte (61.). Mittelstädt prüfte mit einem Schuss aus 20 Metern Verbruggen (65.), ansonsten litt das deutsche Offensivspiel lange an zu vielen Ungenauigkeiten und falschen Entscheidungen.
In der Schlussphase nahm der Druck der DFB-Elf jedoch zu: Verbruggen parierte zunächst stark gegen Jamal Musiala (76.) und Thomas Müller (83.), bekam seine Hand aber erst knapp hinter der Linie an den mit der Schulter aufs Tor gebrachten Ball des eingewechselten Niclas Füllkrug nach einer Ecke (85.).
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