Fußball

Nach DFB-Sieg in Sinsheim: Für einen Mannheimer wird‘s eng mit der WM

Mit 4:0 gewinnt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Sinsheim gegen Luxemburg. Das sind die Erkenntnisse aus dem Spiel der DFB-Elf im Kraichgau.

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Marc Stevermüer
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Gemeinam stark: Die deutsche Spieler bilden vor der Partie gegen Luxemburg einen Kreis. © Uwe Anspach/dpa

Sinsheim. Die Gier ist groß. Nach dem 4:0 über Luxemburg kann die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Montag (20.45 Uhr) in Belfast gegen Nordirland einen großen Schritt in Richtung WM 2026 machen. Der Stand der Dinge

Wie ist die Tabellensituation in der WM-Quali?

Deutschland führt momentan die Tabelle an. Nachdem die Slowakei in Nordirland verloren hat, haben alle drei Teams sechs Punkte auf dem Konto. Luxemburg ist ohne einen Zähler Letzter. Es ist wichtig, die Gruppe als Spitzenreiter abzuschließen. Denn: Nur alle Gruppensieger lösen das direkte Ticket für die WM in Mexiko, Kanada und den USA.

Die vier weiteren Plätze werden in den WM-Quali-Play-offs im März 2026 vergeben. Diesen Umweg sollte die DFB-Auswahl vermeiden. Und das kann sie, wenn die ausstehenden drei Begegnungen gewonnen werden. Ansonsten könnte in den Play-offs ein Duell mit der Türkei mit dem gebürtigen Mannheimer Hakan Calhanoglu drohen.

Was erwartet die DFB-Elf in Nordirland?

All das, womit auf der Insel immer zu rechnen ist. Zweikampfhärte, Laufbereitschaft, Leidenschaft und ein fanatisches Publikum. Spielerisch sind die Nordiren der deutschen Mannschaft nicht gewachsen, im Prinzip treffen zwei Fußballwelten aufeinander. Das muss aber nichts heißen, wie schon das Hinspiel zeigte. Lange Zeit hielten die Nordiren ein 1:1. Sie zeigten Herz und Charakter, gingen mit der richtigen Einstellung zur Sache. Im Gegensatz zu den Deutschen, denen solch ein Leb- und Lustlosauftritt besser nicht erneut passieren sollte. „Wir müssen auf jeden Fall eine Schippe drauflegen“, sagt Nagelsmann.

Sein nordirischer Kollege Michael O‘Neill sieht eine große Chance für seine Mannschaft auf eine WM-Teilnahme: „Alle drei Teams haben sechs Punkte, und wir haben noch zwei Heimspiele, vielleicht verschafft uns das einen kleinen Vorteil.“

Joshua Kimmich verteidigte gegen Luxemburg rechts. Bleibt das so?

Vor der EM 2024 beorderte Nagelsmann den Kapitän in die Abwehr, im Sommer 2025 kündigte der Bundestrainer die Rückkehr Kimmichs ins Mittelfeld an. Nach zwei Spielen folgte nun die Rolle rückwärts. Nagelsmann verändert zwar gerne viel, aber eine erneute Kehrtwende scheint ausgeschlossen. Außer Frage steht: Kimmichs Versetzung auf die Verteidigerposition ist auch ein Eingeständnis Nagelsmanns, dass andere Ideen nicht funktionierten.

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Gibt es Gewinner im DFB-Team?

Auch wenn der Gegner nur Luxemburg war: Es fiel auf, wie sehr sich Serge Gnabry in die Abwehrarbeit einbrachte. Ein ums andere Mal sprintete der Bayern-Star für eine Balleroberung in die eigene Hälfte. Bislang kannte er den eigenen Strafraum nur aus Erzählungen, Defensivzweikämpfen ging er gewöhnlich aus dem Weg und hob lieber die Arme. Davon ist nichts mehr zu sehen. Dieser Gnabry ist ein anderer Gnabry. Und zwar einer, der plötzlich fleißig arbeitet.

„Er war ein Vorbild, was Umschaltsituationen angeht. Serge spielt eine super Saison und hat sein bestes Spiel seit langem gemacht“, lobt Nagelsmann. Gnabry will zwar nicht von der Form seines Lebens sprechen („Das ist vielleicht ein bisschen zu hoch gegriffen“), aber er weiß um seine Verfassung: „Auf jeden Fall ist es ein guter Saisonstart für mich.“

Wo Gewinner sind, gibt es auch Verlierer – oder?

Diese Formulierung ist nach einem 4:0-Sieg unangebracht. Aber allein aus der Kimmich-Rolle ergibt sich, dass ein gelernter Rechtsverteidiger weniger gebraucht wird. Gegen Luxemburg war Ridle Baku als Alternative dabei und der Frankfurter Nnamdi Collins nach seinem enttäuschenden Auftritt in der Slowakei außen vor. Aus diesem Duo dürfte maximal einer zur WM fahren.

Im zentralen Mittelfeld gibt es außerdem auch ohne Kimmich ein Überangebot. Gegen Luxemburg durften die Bayern-Stars Aleksandar Pavlovic und Leon Goretzka ran. Felix Nmecha spielt in Dortmund bislang eine überragende Saison. Angelo Stiller ist beim VfB Stuttgart unumstrittene Stammkraft und kommt dem Profil des zurückgetretenen Toni Kroos am nächsten. Macht vier Spieler für zwei Positionen.

Der Mannheimer Pascal Groß, in Dortmund von Nmecha verdrängt und für die Oktober-Länderspiele nicht nominiert, hat momentan kaum Chancen auf die WM. Auch Robert Andrich muss bangen.

Pascal Groß spielte im Sommer 2024 noch die Heim-EM. © picture alliance/dpa

Was muss besser werden?

Im letzten Angriffsdrittel schleichen sich immer wieder Ungenauigkeiten ein. Darunter leidet vor allem Stürmer Nick Woltemade, der ein spielstarker Angreifer und kein klassischer Mittelstürmer ist. Der Torschützenkönig der diesjährigen U-21-EM trifft bei seinem neuen Verein Newcastle United regelmäßig, in der Nationalmannschaft fehlt ihm nach fünf Länderspielen noch ein Tor. Was aus genannten Gründen allerdings weniger am Ex-Stuttgarter liegt. Nagelsmann gibt sich entspannt: „Nick muss einfach dran bleiben. In Newcastle hat er schon mehrfach getroffen, bei uns wird er treffen.“

Topstar Florian Wirtz, der in England beim FC Liverpool sehr kritisch gesehen wird, nimmt der Bundestrainer ebenfalls in Schutz: „Auch wenn er kein Tor gemacht hat, ist er auch in der Premier League der Spieler, der die meisten Chancen vorbereitet. Es ist nicht seine Schuld, wenn der Mitspieler die nicht macht.“

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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