Mannheim. Die 24-jährige Niederländerin Sanne Thijssen hat dem 59. Maimarkt-Turnier mit dem Badenia-Sieg ihren Stempel aufgedrückt. Als bislang achte Frau entschied sie auf dem 17-jährigen Con Quidam den Großen Preis der MVV-Energie für sich. Im Stechen war sie auf ihrem schnellen und wendigen Pferd in 41,65 Sekunden nicht zu schlagen – auch nicht vom derzeit weltbesten Reiter Henrick van Ackermann (2./Schweden), der auf seinem Nachwuchspferd Dorza Dorchival 42,68 Sekunden benötigte. Auf den Plätzen folgten mit jeweils null Fehlern Stefan Engbers (Schöppingen) auf Baju (3./44,55), Marcel Marschall (Altheim) auf Coolio (4./45,15) und Ulrich Hensel (Lißberg) auf Europa (5./45,75).
Thijssens Sieg kam nicht überraschend. 2022 gewann sie auf Con Quidam, „dem Pferd ihres Lebens“ den Grand Prix bei der Global Champions Tour von Madrid, war auch in Rotterdam Erste und holte Team-Silber bei der WM in Herning. Schon 2021 siegte sie mit den Niederlanden beim Nationenpreis-Finale in Barcelona. „Ich bin das erste Mal in Mannheim, es ist hier wunderschön, die Organisation ist toll, die Stimmung, die Arena, der Parcours, ja die ganze Anlage“, schwärmte die 24-Jährige, die schon im ersten Umlauf Publikumsliebling war und die den Parcours als „sehr anspruchsvoll und technisch“ lobte.
16 Sprünge verlangen alles ab
Christa Jung, seit 38 Jahren Chefin über alle Hindernisse, hatte den selektiven, eines Grand Prix würdigen Kurs mit 16 Sprüngen über 13 Hindernisse bis 1,60 m Höhe kreiert. Zur Halbzeit nach 24 von 57 Starts führte Jörne Sprehe (Fürth) auf Hot Easy mit einem Zeitfehler. Eine Nullrunde hatte es bis dahin noch nicht gegeben, neunmal war die Fehlerzahl sogar zweistellig. „Bis dahin war ich etwas angespannt“, gab Jung zu. „Wir hatten noch nie so viel am Start, es war also ein sehr durchwachsenes Feld. Ich musste aber auch an die Besten denken.“
Doch sie atmete auf, als Sophie Hinners (Dagobertshausen) mit Startnummer 25 unter dem Jubel des Publikums auf ihrer Stute Addresse ohne Fehler durchkam. Ulrich Hensel machte dann das Stechen perfekt, für das sich neben dem Tschechen Vladimir Tretera auf Gangster v.H. Noddevelt (7.) auch David Will (Dagobertshausen) auf Zaccorado Blue (8.) als Nummer acht qualifizierte.
Hinners ritt als Erste in den nun verkürzten Parcours, legte bis zum siebten der nun neun Sprünge eine sichere und schnelle Runde hin (42,39), hatte dann aber einen Abwurf und wurde letztlich Sechste. Zwischenzeitlich übernahm der schwedische Weltranglistenerste, Welt- und Europameister, Team-Olympia- und Weltcupsieger Henrick von Ackermann die Spitze, bis Thijssen eine neue Marke setzte, an die auch Stefan Engbers und sein sehr sicherer Schimmel Baju nicht herankamen.
„Ein fantastisches Siegerpferd“
„Das war wieder einmal eine tolle Veranstaltung, die zu unseren Werten passt“, bedankte sich Dr. Hansjörg Roll vom Vorstand der MVV-Energie AG für spannende Stunden. „Ohne die MVV als Ankersponsor ginge hier gar nichts“, unterstrich Organisations-Chef Peter Hofmann, der sich „über eine unglaubliche Badenia und ein fantastisches Siegerpferd freute.“
Den Nationenpreis mit seiner exzellenten Qualität hatte er zuvor bei der Bilanz-Pressekonferenz als seinen persönlichen Höhepunkt bezeichnet. Aber er begeisterte sich auch über das hochkarätige internationale Starterfeld an allen Tagen. „Wegen des Geldes kommt niemand nach Mannheim. Wir punkten mit einer ganz besonderen Bindung zu den Reitern und Reiterinnen. Und die ist das wichtigste.“
Mit der Fohlenauktion und den neuen Info-Stewards stellte er weitere Neuerungen heraus. „Die Auktion ist eine Reminiszenz an den eigentlichen Maimarkt-Ursprung als Pferdemesse und die Info-Stewards haben wir aus England übernommen“, erläuterte er deren Sinn und Zweck.
„Das Maimarkt-Publikum ist reitinteressiert, aber zumeist keines vom Fach. Es liegt an uns Veranstaltern, Antworten zu allem zu geben, was rund um den Reitsport passiert. Und zwar in einer Sprache, die alle verstehen. Nur so können wir etwas für die gesellschaftliche Akzeptanz unseres Sports tun“, plädiert er im Zuge von immer wieder aufkochenden Diskussionen für Transparenz „über alles was und warum wir es tun.“. Natürlich liegt ihm dabei auch die Zukunft „seines“ Turniers am Herzen. „Es ist ein Stück von meinem Leben, und ich mache es gerne.“
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