Fußball

Warum Lena Oberdorf als robuster Anker unverzichtbar ist

Wenn die DFB-Frauen bei der WM noch weit kommen wollen, brauchen sie Lena Oberdorf. Obwohl die Mittelfeldspielerin erst 21 Jahre alt ist, gilt sie bereits als unverzichtbar. Entsprechend selbstbewusst tritt sie auf

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Frank Hellmann
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Obwohl sie erst 21 Jahre alt ist, gilt Lena Oberdorf schon als Sprachrohr. © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Brisbane. Immer nur Runden laufen oder Bälle zuspielen - das ist auf Dauer langweilig. Dass die Aufwärmübungen der deutschen Fußballerinnen zwei Tage vor dem wichtigen WM-Gruppenspiel am Donnerstag (12 Uhr/live im ZDF) in Brisbane gegen Südkorea ein bisschen abwechslungsreicher ausfielen, dürfte auch nach dem Geschmack der Fotografen und Kameraleute gewesen sein, die nur aus der ersten Viertelstunde Bilder übermitteln dürfen. Der Kader war in mehrere Gruppen gesplittet, die einen Parcours bestritten, um am Ende einen Ball in einer blauen Kühlkiste zu versenken.

So etwas bereitete einigen offenbar mehr Laune, als ein Tor zu schießen. Mittendrin bei der Einlage mit der Eisbox auch Lena Oberdorf, die ohnehin schon als die Coolste aus dem deutschen Team gilt. Jedenfalls hat das Moderator Elton gesagt, der als Überraschungsgast am Rande des Trainingsplatzes eine verbale Verbeugung unternahm: „Ich finde natürlich Lena Oberdorf super, wie sie überall reingrätscht und die Mitspielerinnen immer anfeuert.“ Der TV-Star drückte aus, was auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg mehrfach erwähnte, die ihre „aggressive Leaderin“ mit höchster Wertschätzung versieht.

Bruder spielt 2. Liga, Schwester ist Footballerin

Und nicht zuletzt kehrte die 21-Jährige selbst vor dem Alles-oder-Nichts-Spiel gegen den Vize-Asienmeister ihr unerschütterliches Selbstbewusstsein nach außen. „Deutschland ist keine Nation, die zittern muss. Egal, um welches Spiel es geht.“

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Sie verkörpert wie kaum eine andere hohe Ansprüche und schlüpft gerne in die Rolle als robuster Anker in der Mittelfeldzentrale. Der Behauptungswille scheint innerhalb der Familie vererbt worden zu sein: Bruder Tim hat es zum Zweitligaprofi bei Fortuna Düsseldorf gebracht, Schwester Julia spielt bei den Footballerinnen der Wuppertal Greyhounds in der 2. Liga.

Nur auf Gelbe Karten aufpassen

Die 39-fache Nationalspielerin vom VfL Wolfsburg musste früher bei der TSG Sprockhövel viele Sticheleien ertragen, weil sie bis zum 16. Lebensjahr nur mit Jungs zusammenspielte. Für ihr Zweikampfgeschick eine Schule fürs Leben.

An guten Tagen wie bei der EM in England angelt sich die grätschfreudige Vorkämpferin selbst verloren geglaubte Bälle mit brachialem Einsatz zurück. „Sie muss nur aufpassen, dass sie nicht so viele Gelbe Karten bekommt“, merkte Mitspielerin Melanie Leupolz grinsend an. Tatsächlich hat die deutsche Nummer sechs gegen Kolumbien gleich bei ihrem ersten Einsatz wieder eine Verwarnung kassiert, nachdem sie beim 6:0 gegen Marokko wegen einer Oberschenkelverletzung nur zugeschaut hatte.

Steht bald ein Wechsel nach England an?

Ihr Beschützerinstinkt hilft auch der neu formierten Abwehr. Und so hat die immerhin mit einem Stammplatz beim FC Chelsea ausgestattete Konkurrentin Leupolz gar kein Problem, sich in die zweite Reihe zu stellen: „Sie ist auf jeden Fall eine der weltbesten Mittelfeldspielerinnen.“ Oberdorfs Wucht würde jeder Mannschaft helfen.

Es ist zu vermuten, dass speziell Clubs aus England bald mit sehr viel Geld versuchen werden, der deutschen Ausnahmeerscheinung einen Wechsel schmackhaft zu machen. Wolfsburgs Frauenfußballdirektor Ralf Kellerman hatte ein gutes Gespür, ihren Vertrag noch während der EM bis 2025 zu verlängern.

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