Zuzenhausen. Am Tag danach schien Christian Ilzer immerhin die Sonne ins Gesicht. „Das ist ein gutes Zeichen und fühlt sich gut an", sagte Hoffenheims Trainer am Freitagnachmittag am Ende des wenig erfolgreichen Europa-League-Trips ins portugiesische Braga, wo es eine verdiente 0:3-Niederlage setzte.
Auf dem Weg vom Würth-Airport in Schwäbisch Hall zurück nach Zuzenhausen beantwortete Ilzer als Mitfahrer Journalistenfragen, gab also eine Pressekonferenz der ungewöhnlichen Art, an einem ungewöhnlichen Ort. „Wir sind sportlich unterwegs auf einer Autobahn, die ich nicht kenne“, sprach der neue Trainer auf dem Weg durchs Hohenlohische gen Kraichgau.
Es sind rastlose Tage, geprägt von Terminhatz. Die geografische Orientierung, wo man sich gerade überhaupt befindet, sie fällt da genauso schwer, wie die sportliche Einordnung nach dem ersten Rückschlag unter dem neuen Trainer. „Es ist normal, mal einen Dämpfer mit auf die Reise zu bekommen“, sagt Ilzer. Der 47-Jährige wurde am Freitag auf der Autobahn sogleich zum Fußball-Philosophen: „Wir versuchen, den Dämpfer im Sinne des Vorwärtsscheiterns zu verarbeiten.“
Ilzer: „Ein 0:2 nach acht Minuten macht etwas mit den Köpfen“
Zur geografischen Orientierung für den österreichischen Trainer: Am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) geht es dann in anderer Richtung auf die A 6, wenn das Bundesliga-Gastspiel beim FSV Mainz 05 ansteht.
Die Nacht nach dem 0:3 im Felsenstadion von Braga war eine sehr kurze. Das Trainerteam schaute sich die Partie mit einem „Horrorstart“ (Ilzer) nochmals an. Ausgerechnet der seit Jahren stabilste Hoffenheimer patzte vor dem 0:1 nach 77 Sekunden. „Klassischer Fehlpass“, sagte Nationaltorwart Oliver Baumann über das von ihm verschuldete Führungstor der Portugiesen durch Bruma. Roger Fernandes traf nur sechs Minuten später zum 2:0. „Ein 0:2 nach acht Minuten, das macht etwas mit den Köpfen der Spieler“, sagte Ilzer. Nichts Gutes, das ist klar. Vitor Carvalho (90.+5) erzielte noch das 3:0 für Braga .
Am Tag danach sprach der TSG-Trainer die Schlüsse aus der Niederlage klar an. „Wir müssen bei ein paar Sachen, was die Positionierung auf dem Spielfeld betrifft, aber auch bei taktischen Dingen, nachjustieren“, kündigte Ilzer an, dem es zudem an Griffigkeit und Präsenz bei seinem Team mangelte.
Drei Pleiten setzte es zuletzt jeweils in Mainz (zweimal 1:4, einmal 0:1). Auch Ilzer hat schon mitbekommen, dass der FSV kein Hoffenheimer Lieblingsgegner ist. „Mehr Emotionen, mehr Leidenschaft“, fordert er: „Das ist mit einem müden Kopf nicht so einfach.“ Schon um 7.30 Uhr gab es am Freitagmorgen Frühstück, um 8.30 Uhr ging es per Bus zum Flughafen nach Porto, ehe der Rückflug anstand. Zurück in Zuzenhausen sprach Ilzer zum Team, setzte ein Regenerationstraining an.
Ilzer sucht aktuell noch nach vielem. Nach einem Rezept für mehr Abwehrstabilität, nach einer Stammelf für seinen intensiven Spielstil, was aber die hohe Taktung an Spielen erschwert. Und ein bisschen Ergebniskonstanz darf es auch sein. Seit Saisonbeginn ist die TSG in der Bundesliga und Europa League noch ohne Erfolgserlebnis in der Fremde. Zwei Bundesligasiege nacheinander gelangen seit dem furiosen Saisonfinale im vergangenen Mai (6:0 in Darmstadt, 4:2 gegen Bayern) ebenfalls nicht mehr. Mit einem Sieg in Mainz ginge der Blick nach oben, bei einer Niederlage droht das Abrutschen auf Rang 15.
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