Planspiel

Hockenheimer Realschüler diskutieren als Abgeordnete über Alkoholverbot

Landeszentrale für politische Bildung macht in Theodor-Heuss-Realschule Hockenheim mit fiktiver Debatte Arbeit des Bundestags erlebbar. Worauf sich die Schüler einigen.

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Das Klassenzimmer wird zum Plenarsaal: Die Neuntklässler der Theodor-Heuss-Realschule haben für ihre Debatte auch einen Bundesadler aufgehängt. © Robin Pitsch

Hockenheim. Bundestag, Bundesrat, Gesetze, Parteien, Interessenvertretung, Regierung, Politik – das alles sind Begriffe, mit denen der politisch Interessierte leicht umgehen kann. Für Schülerinnen und Schüler, die womöglich im Gemeinschaftskundeunterricht zum ersten Mal mit dem Thema Politik in Berührung kommen, sind die Zusammenhänge der Politik und der Weg zu einer politischen Entscheidung oft kompliziert und nicht immer einfach durchschaubar.

An der Theodor-Heuss-Realschule gaben daher Referenten der Landeszentrale für politische Bildung (LPB) beim Planspiel „Bundestag macht Schule“ den Jugendlichen der Klassen 9a und 9b praktische Lernunterstützung. „Lernen durch selbst erleben“ ist die Devise.

Beim Planspiel schlüpfen die Schüler in Rollen von Abgeordneten verschiedener erfundener Parteien, die sich im Spielprozess auf ein Gesetz einigen sollen – mit rollenspielerischen Ausschuss- und Plenarsitzungen, Experteninput, interfraktionellem Austausch, Kompromissen und allen politischen Phänomenen, die ein Gesetzesprozess mit sich bringt. Der ausgedachte, aber konkrete und schülernahe Gesetzentwurf thematisiert ein absolutes Alkoholverbot für Jugendliche, zu dem die Jugendlichen in den Rollen und Positionen von Abgeordneten agieren.

Schüler aus Hockenheim müssen Werte und Grundsätze gegeneinander abwägen

In den imaginativen Fraktionen von Christlicher Volkspartei (CVP), Ökologisch-Sozialer Partei (ÖSP) oder Partei für Deutschland (PfD) wird intensiv diskutiert. Und in der Rolle einer jungen, aber traditionellen Abgeordneten mit Kindern hat man eine andere Ansicht als etwa als kinderloser Rentner mit 67. Dabei müssen Werte und Grundsätze wie Gesundheit, Verantwortung von Jugendlichen, Eltern und Staat sowie freier Markt und Wettbewerb, und Konsequenzen bei Verstößen mit- und gegeneinander abgewogen werden.

So entstehen erst innerhalb der fiktiven Fraktionen, später auch in den planspielerischen Ausschüssen und der Bundestagssitzung lebhafte Diskussionen, deren Debattenkultur durchaus auch jenen im richtigen Bundestag ähneln, in denen neben sachlichen Argumenten auch immer wieder Befindlichkeiten ausgetauscht und mitdebattiert werden. Und wie im richtigen Bundestag fällt auch mal so manche Gesprächsregel und Gepflogenheit unter den Tisch.

Kompromiss zu Menge und Stärke der Abgabemenge gefunden

Immerhin: Die Abstimmungen der Änderungsanträge zum Gesetzesvorschlag verlaufen ordentlich, für die Mehrheiten sind bereits im Vorfeld Koalitionen und Kompromisse gesucht worden. Der finale demokratisch erarbeitete Beschluss: In der 9b sieht das virtuelle Gesetz zum Alkoholkonsum nun vor, dass der Verkauf von alkoholischen Getränken pro Person auf zwei Flaschen beschränkt ist und der Alkoholwert solcher Getränke auf acht Volumenprozent begrenzt ist. Zusätzlich wird die Werbung verschärft: Analog zu Tabakwerbung sollen aufklärende Bilder, Folgen und Triggerwarnungen bei Werbung enthalten sein.

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In der Abschlussreflexion hadern einige Schüler mit ihrer Rolle, die in ihrer Vorgabe den eigenen Positionen widersprechen. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir freier diskutieren, nicht nur so nach Regeln in den Ausschüssen“, ist eine Rückmeldung. Grundsätzlich sind die Jugendlichen aber mit dem Ergebnis zufrieden: Die engen Rederegeln gäben eine gute Basis für einen demokratischen Austausch.

Interessant: In der Schülerdebatte gibt es weniger Kommunikationshemmnisse unter den Parteien als bei den echten Parteien, die untereinander im Bundestag ja teilweise Zusammenarbeitsverbote durchsetzen. Auch der Fraktionszwang wird mitunter als schwierig beurteilt, wenn es um Sachthemen geht. „Wieso können nicht alle miteinander reden und einfach sachlich abstimmen?“

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