Racketclub in Schwetzingen - Reaktion einer Unterstützerin auf Diskussion / Solidarität darf keine Einbahnstraße sein Politik sollte für Bürger da sein

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Zum Leserbrief „Eine Sammlung veranstalten?“ (SZ-Ausgabe vom 17. April) wird uns geschrieben:

Zuerst möchte ich mich bei der Schwetzinger Zeitung bedanken, dass sie nicht nur über das schöne Wetter und die Kirschblüten im Schlossgarten berichtet, sondern eben auch an schwierigen und kritischen Themen dranbleibt. Schwetzingen ist eine schöne Stadt mit vielen tollen Seiten. Wenn wir aber wollen, dass das so bleibt, ist es besonders wichtig, auch die unangenehmen Dinge nicht aus den Augen zu verlieren. Probleme totschweigen, hilft in den seltensten Fällen. Sie gehören angegangen, damit Verbesserungen erzielt werden können.

Die Flüchtlingsunterbringung im Racketclub war von Anfang an ein extrem schwieriges Thema. Ich kannte den Racketclub und Matthias Vogel schon vor der Belegung durch den Rhein-Neckar-Kreis und war zur damaligen Zeit Stadträtin als wir über die Nutzung der Sportanlage als Notunterkunft informiert wurden.

Die Flüchtlingszahlen hatten ihren Höhepunkt erreicht und Deutschland war im Ausnahmezustand. Mit der Ankündigung, den Racketclub im Wege des polizeilichen Notstands als Notunterkunft zu nutzen, hatte man den Inhaber regelrecht „überrannt“ und die Stadt mehr oder weniger vor vollendete Tatsachen gestellt. Über die Einzelheiten wurde sehr ausführlich hier und an vielen anderen Stellen berichtet, auch sämtliche Zahlen wurden in den Berichten bereits genannt. Das ist mitunter auch ein Grund, lieber Herr Bühler, warum ich mich in dieser Sache engagiere: Ich bin der Meinung, dass hier von Anfang an viele Dinge nicht gut und vor allem nicht korrekt und nicht gerecht gelaufen sind. Matthias Vogel hatte den Racketclub in 15 Jahren zu einer gut gehenden und guten Sportanlage ausgebaut. Viele Badminton- und Squash-Freunde aus Schwetzingen und der Region trafen sich täglich zum Spielen und Trainieren. Weitere Angebote waren bereits in Planung.

Die Nutzung als Flüchtlingsunterkunft kam damals für den Racketclub genauso überraschend wie jetzt wegen der Corona-Pandemie die Geschäftsschließungen für unsere Gastronomen, Künstler, Einzelhändler und viele andere.

Damals hieß es wie heute „Wir schaffen das“ und „alle“ sollten und sollen heute auch wieder solidarisch sein. Nur: Solidarität darf und sollte auf keinen Fall eine Einbahnstraße sein. Politik und Behörden sind dafür da, uns Bürger zu beschützen und zu unterstützen. Zusagen von Politik und Verwaltung müssen eingehalten werden, niemand sollte um seine Existenz fürchten oder um das Überleben kämpfen müssen, weil die Verantwortlichen nicht oder zu langsam handeln. Das kann und das darf meiner Meinung nach so nicht sein. Eine Sammlung für den Racketclub veranstalten? Nein, lieber Herr Bühler: So weit sollte es nicht kommen.

Wir alle sind darauf angewiesen, dass Politik und Behörden ihre Arbeit zuverlässig machen, ansonsten werden wir nach Corona für etliche Unternehmen sammeln müssen. Ohne eine starke Wirtschaft und ihre tatkräftigen Unternehmer würden viele soziale und gemeinnützige Projekte in Zukunft viel schwieriger werden oder gar nicht mehr möglich sein. Wer selbst nichts hat, kann anderen nicht helfen, und das macht sich leider jetzt schon bemerkbar.

Raquel Rempp, Schwetzingen