Plankstadt. Wenn ich als inzwischen auch „alder Plankschder“ über unseren Friedhof gehe, ist das für mich wie das Blättern in einem lokalen Geschichtsbuch – einer Enzyklopädie über Persönlichkeiten aus der Gemeinde, die längst nicht mehr unter uns weilen, aber Spuren hinterlassen haben. Und damit sind nicht nur Ehrenbürger oder frühere Bürgermeister gemeint – viele Männer und Frauen haben im Laufe der Zeit auf ganz unterschiedliche Weise das Leben in Plankstadt geprägt.
Gleich ins Auge fällt das Ehehalt-Grab, wenn man den Friedhof vom Grenzhöferweg aus betritt. Durch die Bäume hindurch sieht man das große Kreuz am Ende des Mittelgangs an der Mauer zum Hasenpfad. Für viele ist es einfach „das große Kreuz“ – kaum jemand weiß noch, dass es sich tatsächlich um ein Grab handelt.
Bei manchen Jahrgangstreffen wird dort ein Blumengebinde niedergelegt, wenn die Gräber ehemaliger Mitschüler längst aufgegeben sind – als eine Art allgemeiner Erinnerungsort. Doch wer war dieser Ehehalt, dass er an so prominenter Stelle ruht?
Ein Blick ins Heimatbuch von 1971 bringt Licht ins Dunkel
Johann Adam Ehehalt, ein Heidelberger Kaufmann, kam durch den Kauf eines Hauses und einiger Felder nach Plankstadt. Das Haus – Schwetzinger Straße 31, das spätere „Trunk’sche Haus“ – erwarb er im 19. Jahrhundert. Ehehalt blieb unverheiratet und verstarb am 19. Februar 1851. Er vermachte der Gemeinde ein großes Grundstück auf Ketscher Gemarkung, dessen Pachterlös einem Ortsarmenfonds zufließen sollte – unabhängig von der Religion der Bedürftigen.
Von den Erträgen wurden im Juli Brote gebacken und an Bedürftige verteilt; die Verwaltung lag beim Gemeinderat sowie den katholischen und evangelischen Kirchenvorständen. Später erschwerte zunehmende Bürokratie die Arbeit der Stiftung, bis sie 1942 schließlich aufgehoben wurde.
Das große Kreuz des Ehehalt-Grabes stand übrigens bis in die 1950er Jahre im Außenbereich der Kirche St. Nikolaus, bevor es seinen heutigen Platz erhielt. Auch andere Spuren früherer Wohltäter sind verschwunden – etwa der Grabstein der Familie Treiber („Stock-Treiber“), die 1969 ebenfalls eine Stiftung errichtete, oder die „Elise-Treiber-Stiftung“, deren Grabstein auf dem kleinen Grenzhöfer Friedhof steht.
Setzt man den Gang fort, stößt man an einer Mauer auf drei alte, verwitterte Grabsteine, die als Erinnerungsstücke erhalten blieben. Einer gehörte zum Grab des Apothekers August Oettinger, der 1911 die Luisen-Apotheke gründete, die zum Jahresende schließt. Auf vielen Steinen liest man Namen alteingesessener Familien, die in unterschiedlicher Weise mit dem öffentlichen Leben verbunden waren.
Die Lücken im alten Friedhofsteil zeugen davon, dass viele Gräber aufgegeben wurden – oft, weil keine Nachkommen mehr leben oder diese weit entfernt sind. Manche Familien boten ihre Gräber der Gemeinde zur Übernahme an, um zumindest die Grabsteine als Teil der Erinnerungskultur zu bewahren.
Seit dem 1. Oktober erlaubt Rheinland-Pfalz im Gegensatz zu Baden-Württemberg den Hinterbliebenen, frei zu entscheiden, was mit der Asche Verstorbener geschieht – ob sie zu Hause aufbewahrt, im Garten beigesetzt oder zu einem Erinnerungsdiamanten gepresst wird. Auch Erdbestattungen ohne Sarg sind möglich.
Historisch Denkende tun sich damit schwer, denn Erinnerung ist nicht nur Privatsache. Friedhöfe sind auch Orte des kollektiven Gedächtnisses, an denen die Gemeinde gemeinsam gedenkt – unabhängig von den Verdiensten der Verstorbenen.
Besondere Erinnerungsorte sind die Ehrenmale für Kriegsopfer: Im hinteren Teil des Friedhofs liegt der Ehrenhain für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs; entlang des Zugangs zur Leichenhalle erinnern Denkmäler an die Opfer der Kriege von 1870/71, 1914–1918 und 1939–1945. Sie mahnen uns, die Verantwortung für den Frieden wachzuhalten.
Große Familiengräber sind in Plankstadt selten geworden
Auch in Plankstadt hat sich die Bestattungskultur verändert: Große Familiengräber sind selten geworden, stattdessen finden sich Urnengräber, Urnenwände oder Baumbestattungen – teils anonym. Möglich wurde dies durch das Zweite Vatikanische Konzil 1963, das die Feuerbestattung für Katholiken erlaubte, sofern die Asche auf einem Friedhof oder in einem Friedwald beigesetzt wird.
Wie sich Bestattung und Erinnerung künftig weiterentwickeln, bleibt abzuwarten. Viele Bürgerinnen und Bürger sind heute zugezogen und haben keine familiären Wurzeln auf dem Plankstadter Friedhof. Dennoch bleibt ein Gang über den Friedhof stets ein stiller Akt der Erinnerung.
Eine schöne Tradition ist es, dass der Bürgermeister gemeinsam mit dem Gemeindearchivar jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit an den Gräbern der Ehrenbürger und verstorbenen Bürgermeister ein Blumengebinde niederlegt – stellvertretend für all die verdienten Plankschderinnen und Plankschder, die das Gemeindeleben geprägt haben.
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