Interview

Was ist konstruktiver Klimajournalismus, Frau Schurmann?

Die Klimakrise als Dimension, die überall mitgedacht werden muss: Ein Gespräch mit Wissenschaftsjournalistin Sara Schurmann zur Berichterstattung über die Klimakrise - und den Ausweg aus dem Gefühl "Wir können nichts tun"

Von 
Daniel Kraft
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Im Sommer 2022 zeigten sich im Rhein immer mehr Sandbänke. Um sich auf extremes Niedrigwasser einzustellen, will beispielsweise die BASF in diesem Jahr einen speziellen Tanker in Betrieb nehmen. Das Bild zeigt den Blick von Mannheim aus nach Norden. © Bernhard Zinke

Mannheim. Frau Schurmann, welchen Herausforderungen muss sich Journalismus beim Megathema Klimakrise stellen?

Sara Schurmann: Die Klimakrise war sowohl im Journalismus als auch in der Gesellschaft lange ein Thema für Fachleute und Spezialistinnen. Eigentlich handelt es sich aber um ein Querschnittsthema, also eine Dimension, die überall mitgedacht werden muss. Das ist auch die Herausforderung für Redaktionen: Ihre Journalistinnen zu unterstützen, die Klimakrise überall mitzudenken, wo sie eine Rolle spielt. Zudem stellt sich die Frage: Wie kann ich die Klimakrise so vermitteln, dass Menschen das auch lesen wollen, sich dafür interessieren und nicht sofort abgeschreckt sind?

Zur Person: Sara Schurmann



Sara Schurmann ist Journalistin, Buchautorin und Mitgründerin des Netzwerkes Klimajournalismus Deutschland.

Vergangenes Jahr wählte sie die Fachzeitschrift „medium magazin“ zur Wissenschaftsjournalistin des Jahres.

Zuvor hatte Schurmann das Buch „Klartext Klima!“ veröffentlicht.

Welche Möglichkeiten gibt es im Lokal- und Regionaljournalismus?

Schurmann: Lange war es nicht so leicht, die Frage zu beantworten: Welche Auswirkungen hat die Klimakrise auf meine Region? Steigt die Gefahr von Starkregen und Überflutungen? Müssten wir uns auf Dürre und Hitzetage vorbereiten? Das hat sich in den vergangenen zehn Jahren geändert. Daher gibt es jetzt die Chance zu zeigen: Das hat die Klimakrise mit meinem Leben zu tun. Das vermeintlich abstrakte Megathema kann gerade Lokaljournalismus so herunterbrechen und auch die Dringlichkeit verdeutlichen. Zudem kann man den Menschen zeigen, wie sie sich vorbereiten können oder welche Investitionen beispielsweise sinnvoll sind.

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Was versteht man unter konstruktivem Klimajournalismus?

Schurmann: Es geht nicht darum, positive oder nette Geschichten zu erzählen oder Lösungen zu bewerben. Es geht vielmehr darum, konstruktiv Lösungen mitzudenken. Wenn wir ausschließlich auf Probleme fokussieren, zeigen wir nur einen Ausschnitt der Welt. Der endet schnell in dem Gefühl: Wir können ja gar nichts tun. Das stimmt nicht. Die Lösungen sind bekannt. Wir müssen uns als Gesellschaft aber entscheiden, abwägen – und Dinge auch endlich machen.

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