Heidelberg. „Keine Regierung der Erde kann den Klimawandel ändern“, sagt Dominik von Achten. Dass ausgerechnet der Chef eines Zementherstellers die Fakten zum Klimawandel verteidigt – das hat schon etwas Ungewöhnliches. Schließlich sind von Achten und Heidelberg Materials immer wieder Ziel von Protestaktionen von Klimaaktivisten, weil bei der Herstellung von Zement große Mengen des klimaschädlichen Kohlendioxids freigesetzt werden.
So müsste den Heidelberg-Materials-Chef die Marschrichtung von US-Präsident Donald Trump, der gar nichts mehr von Klimarettung und strengen Vorgaben für die Wirtschaft hören will, die Arbeit leichter machen. Die USA sind neben Europa der wichtigste Markt für die Heidelberger. Aber Erleichterung ist bei dem Vorstandsvorsitzenden nicht auszumachen. Im Gegenteil, von Achten betont: Heidelberg Materials werde an seinen Plänen zur Dekarbonisierung festhalten. „Das ist eine absolute Notwendigkeit für uns“, sagt er.
Im norwegischen Brevik geht bald die erste CCS-Anlage in Betrieb
1,5 Milliarden Euro will der Dax-Konzern bis 2030 in den Umbau von Werken und neue Technologien investieren, um Zement herzustellen, der keinen oder einen deutlich geringeren CO2 -Fußabdruck hat. Ein erster Meilenstein auf diesem Weg wird dieses Jahr erreicht. Dann startet die weltweit erste Anlage zur CO₂-Abscheidung und -Speicherung (CCS) im industriellen Maßstab in einem Zementwerk. Das Leuchtturmprojekt steht im norwegischen Brevik, einem Standort von Heidelberg Materials. Dass der Konzern Vorreiter ist, darauf ist von Achten stolz. Unter Umweltschützern ist das Auffangen und Speichern von Kohlendioxid umstritten, für die Zementbranche gilt sie aber als unverzichtbare Technologie, um CO2 -Emissionen entscheidend zu reduzieren.
Von Achten betont aber auch, dass die Dekarbonisierung der Industrie mit Wachstum und finanziellem Erfolg einhergehen müssten. Und deshalb haben die Heidelberger auch ein Geschäftsmodell mit der neuen Anlage entwickelt. Im Laufe des Jahres 2025 wollen sie den nach eigenen Angaben ersten Zement mit Net-Zero-Fußabdruck, evoZero, an die Kunden in Europa ausliefern.
Geplantes Projekt in den USA steht auf der Kippe
Dieser Zement wird teurer als herkömmlicher sein. Klassischer Zement ist überall auf der Welt ziemlich ähnlich, deshalb ist eine differenzierte Preisgestaltung nicht möglich. Mit evoZero aber schon, weil er Kunden helfen soll, ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen – und die dafür auch mehr zahlen. Man habe im Zuge von Trumps Richtungsänderung mit Kunden gesprochen, erklärt Katharina Beumelburg, im Vorstand zuständig für Nachhaltigkeit. Und diese würden an ihren langfristigen Zielen festhalten.
Unklar ist nun, ob ein geplantes Projekt zur CO2 -Abscheidung in den USA realisiert wird. Dafür waren von der Vorgänger-Regierung hohe Fördergelder zugesagt worden, ob die auch unter Trump ausgezahlt werden, lässt sich noch nicht sagen.
Heidelberg Materials legt Produktionen in einigen Werken still
Im Geschäftsjahr 2024 schaffte der Baustoffhersteller ein höheres Betriebsergebnis trotz schwacher Nachfrage. Dazu trug ein straffes Kostensenkungsprogramm bei, das noch weiterläuft. Außerdem schaut sich der Konzern seine Werke genau an, in einigen von ihnen, darunter Hannover, wurden Produktionen teilweise stillgelegt, die sich nicht mehr lohnen. Die Wertberichtigungen dafür drückten den Jahresüberschuss.
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