Verkehr

Wie Daimler Buses bei E-Mobilität noch stärker wachsen will

Daimler Buses mit großem Standort in Mannheim führt einen neuen Service für Kunden ein. Um was es geht – und welche Ziele der Hersteller damit verfolgt.

Von 
Alexander Jungert
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Ein batterie-elektrisch angetriebener Stadtbus eCitaro unterwegs auf der Straße. Wer solch ein Modell sieht, kann sich sicher sein: Der Bus ist „Made in Mannheim“. © Daimler Truck AG

Das Wichtigste in Kürze

  • Daimler Buses plant weiteres Wachstum – auch über Fahrzeuge und Infrastruktur hinaus.
  • Mit der Aufbereitung von Batterien soll ein neuer Service angeboten werden.
  • Das Mannheimer Werk soll von dem Schub für Elektrobusse profitieren.

Mannheim. Virtuelles Pressegespräch, Daimler-Buses-Chef Till Oberwörder sitzt gut gelaunt in der Daimler-Truck-Zentrale in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart. „E-Busse sind gekommen, um zu bleiben!“, sagt er selbstbewusst.

Tatsächlich gibt ihm das Geschäft recht. 2024 sind die Busse im Daimler-Truck-Konzern das einzige Segment gewesen, das beim Absatz hinzugewonnen hat. Elektrobusse werden im innerstädtischen Nahverkehr in Europa immer wichtiger. Oberwörder erklärt: „In Europa betrugen 2024 die gesamten Zulassungen über alle Hersteller bei Stadtbussen mit Elektroantrieb bereits über 50 Prozent.“

Daimler Buses setzt auf Aufbereitung von Batterien

Das Unternehmen will nun einen Schritt weitergehen – und den Service rund um Elektromodelle ausbauen. Beispielsweise ab sofort um die Aufbereitung von alten Batterien und vom kommenden Jahr an um einen Batterietausch. „Unsere Kunden sollen E-Busse genauso lange und wirtschaftlich einsetzen können wie konventionell angetriebene Fahrzeuge“, so Oberwörder.

Bei Batterien in Bussen ist es ähnlich wie bei Akkus im Smartphone: Auf die Dauer verlieren sie an Kapazität. Durch die Aufbereitung soll die Reichweite erhöht werden.

Daimler-Buses-Chef Till Oberwörder hat keinen Zweifel: „E-Busse sind gekommen, um zu bleiben!“ © Daimler Truck AG

Bereits seit zwei Jahren hat Daimler Buses eine Tochtergesellschaft: Daimler Buses Solutions. Sie soll Verkehrsbetrieben – sie machen den überwiegenden Anteil der Kundschaft aus – bei der Konzeption und dem Aufbau einer Infrastruktur für Elektrofahrzeuge helfen. Dazu gehört ein dichtes Werkstattnetz. Für die Kundschaft hat das Vorteile, für Daimler Buses natürlich auch: Das Servicegeschäft gilt als margenstark. Und es könnte sich – so die Hoffnung des Managements – als Wettbewerbsvorteil gegenüber chinesischen Busherstellern erweisen, die zunehmend auf den Markt drängen.

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Deshalb passt die Aufbereitung von Batterien nun gut in das Konzept. „Die Zukunft des Busses ist ganz klar elektrisch“, meint Oberwörder. „Neben der großen Nachfrage nach unseren elektrifizierten Bussen und unserem Angebot rund um den Aufbau von schlüsselfertiger E-Infrastruktur, sehen wir großes Potenzial im Bereich E-Services – und das wollen wir nutzen.“ Das Aufbereiten der Batterien geschieht in Zusammenarbeit mit den Batterieherstellern; Anlaufpunkte für die Kundschaft sollen die mehr als 100 Servicestellen von Daimler Buses in Europa sein.

Ziele für 2025

  • Im laufenden Jahr will Daimler Buses, eine Tochter des Nutzfahrzeugherstellers Daimler Truck, insgesamt zwischen 25.000 und 30.000 Busse verkaufen.
  • Zugleich wird eine Umsatzrendite zwischen acht bis zehn Prozent angestrebt. Die Kennzahl zeigt das Verhältnis des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) zum Umsatz.
  • 2024 hatte Daimler Buses seinen Absatz um zwei Prozent auf weltweit rund 26.600 Einheiten gesteigert.

Oberwörder macht keinen Hehl daraus, dass Elektrobusse auch in den nächsten Jahren noch deutlich mehr kosten werden als Modelle mit Dieselantrieb. Hinzu kommen Investitionen in die Ladeinfrastruktur der Betriebshöfe. Doch viel wichtiger sind für Oberwörder drei Buchstaben: TCO. Sie stehen für „Total Cost of Ownership“ und meinen nicht nur die Kosten des ursprünglichen Kaufs, sondern auch die Gesamtkosten des Produkts über den kompletten Nutzungszeitraum hinweg. Hier sieht der Manager durchaus Vorteile: beispielsweise, weil Strom günstiger ist als Kraftstoff.

Das Unternehmen bietet bereits seit 2018 einen Stadtbus als E-Variante an – den eCitaro, der im Mannheimer Werk gefertigt wird. Von 2026 an soll ein anderes Modell für die Überlandlinie und den Ausflugsverkehr folgen. Außerdem plant der Hersteller, bis zum Ende des Jahrzehnts elektrisch angetriebene Reisebusse im Programm zu haben. Die elektrifizierten Reisebusse müssten auch unterwegs geladen werden; anders als Stadtbusse, die im Depot der Verkehrsbetriebe wieder „aufgetankt“ werden.

Vernetzt ab der ersten Sekunde: Daimler Buses will vermehrt digitale Services anbieten. © Henrik Morlock/Daimler Truck AG

Die Geschwindigkeit beim Aufbau von Schnelllade- und Wasserstofftanksäulen sei noch deutlich zu gering, bekräftigt der Manager. Daimler Buses setzt bei seiner E-Strategie, wie der Konzern Daimler Truck, neben Batterien auch auf Wasserstoff, der durch eine Brennstoffzelle Strom für den E-Motor liefert.

Weltweit arbeiten 16.000 Beschäftigte bei Daimler Buses, etwa 8.000 davon in Deutschland. „Wir sind der letzte Hersteller, der in Deutschland noch produziert, und dies sogar an zwei Standorten. In Mannheim und in Neu-Ulm“, sagt Oberwörder. „Alle anderen sind ins Ausland abgewandert.“ Für die Mitarbeiter in Deutschland gilt bis Ende 2033 eine Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen praktisch ausschließt.

Verlagerung nach Tschechien läuft planmäßig

Am Standort Mannheim ist schon länger eine Verlagerung im Gange: Ab dem Jahr 2028 wird der Rohbau (Karosseriebau) komplett am tschechischen Standort Holysov gefertigt. Nach früheren Angaben sind davon 650 Beschäftigte betroffen. Sie sollen bestenfalls weiterqualifiziert werden und in anderen Abteilungen arbeiten. Denn Mannheim mit insgesamt rund 3000 Beschäftigten soll das Kompetenzzentrum für E-Stadtbusse sein. Die Verlagerung laufe geregelt und nach Plan, erklärt Oberwörder. Was mit den frei werdenden Flächen im Werk passieren soll, ist nach seinen Angaben noch unklar.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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