Jahresbilanz - Mannheimer Versorger verzeichnet Zuwächse von knapp 20 Prozent / Dividende soll erneut steigen

So hat die MVV ihr Rekordergebnis erzielt

Von 
Martin Geiger
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Unter anderem neue Windenergie-Projekte (hier ein Windpark in Plauerhagen) haben das Geschäft der MVV befeuert. © MVV energie

Mannheim. Corona-Pandemie, Kapriolen am Energiemarkt, schleppender Ausbau der Erneuerbaren und dazu noch ein windschwaches Jahr: Es gibt einige Faktoren, die es nicht gerade leicht machen, in diesen Zeiten ein Energieunternehmen zu steuern. Trotzdem kann die MVV Energie ihre guten Quartalsergebnisse übertreffen und das Ende September abgeschlossene Geschäftsjahr mit einem Allzeithoch beenden: Zuwächse von rund 20 Prozent verzeichnet der am Dienstag veröffentlichte Geschäftsbericht bei den wichtigsten Kennziffern.

Und so stellte der Vorstandsvorsitzende Georg Müller zufrieden fest: „Trotz der anhaltenden Corona-Pandemie sowie herausfordernder energiewirtschaftlicher und marktlicher Rahmenbedingungen blicken wir auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr mit dem besten Ergebnis unserer Unternehmensgeschichte zurück.“

„Wärme wichtigster Schlüssel“

Dazu beigetragen haben seinen Angaben nach „alle operativen Segmente“. Besonders erfolgreich habe sich der Bereich der erneuerbaren Energien entwickelt: Die MVV-Tochter Windwärts, die Windenergie- und Photovoltaikanlagen entwickelt, realisiert und betreibt, schrieb bessere Zahlen als jemals zuvor. Die andere Tochter Juwi errichtet in Griechenland den größten Solarpark Südosteuropas. Gleichzeitig halfen die im Vergleich zum Vorjahr kühlere Witterung, die Preissteigerungen an den Energiemärkten sowie die Vollkonsolidierung neu erworbener Unternehmen mit, das Konzernergebnis deutlich zu verbessern.

„Das verdeutlicht unseren Anspruch: Dass Klimaschutz und unternehmerischer Erfolg keine Widersprüche sind, sondern Hand in Hand gehen können und müssen“, sagte Müller. Denn auch beim Klimaschutz hat die MVV ihre Ziele zuletzt nach oben geschraubt: Bis 2040 will das Unternehmen klimaneutral sein. Danach sollen durch die Abscheidung von CO2 der Atmosphäre sogar Emissionen entzogen werden.

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„Die Wärmewende ist der vielleicht wichtigste Schlüssel dabei“, sagte Müller. Schließlich entstünden rund ein Drittel der deutschen CO2-Emissionen durch die Wärmeerzeugung. Doch das soll sich ändern: Bis spätestens 2030 will die MVV die Fernwärme für die 165 000 Haushalte in der Rhein-Neckar-Region klimaneutral erzeugen. Bis Anfang 2020 wurde sie komplett fossil produziert – durch das Grosskraftwerk Mannheim (GKM).

Ein Drittel dieses Wegs sei durch die Anbindung des Müllheizkraftwerks auf der Friesenheimer Insel bereits geschafft. Das zweite Drittel befinde sich „in der baulichen Umsetzung“ und werde zu Beginn des Jahres 2024 abgeschlossen sein, so der MVV-Chef. Und für den Rest gebe es „einen Strauß von technischen Optionen“. Welche davon realisiert werden, entscheide sich erst in den kommenden Jahren.

Analyst zeigt sich zufrieden

Eventuell wird dieser Strauß künftig um eine Bioabfall-Vergärungsanlage ergänzt, in der „aus allem, was in die Biotonne gehört, umweltfreundliches Biogas“ erzeugt wird, wie Müller erklärte. In Bernburg (Sachsen-Anhalt) baut die MVV eine solche – und könnte sich das grundsätzlich auch in der Region vorstellen, so Technik-Vorstand Hansjörg Roll: „Aber wenn, wird es eher in Heidelberg kommen, als Gemeinschaftsprojekt von Mannheim und Heidelberg.“ Die Kommunen führten dazu Gespräche.

Auch die Verhandlungen mit der Stadt Ingolstadt sind noch nicht abgeschlossen: Nachdem die Kommune Ende des vergangenen Jahres ihren Konsortialvertrag mit der MVV gekündigt hatte, wird ihr das Unternehmen seinen 48,4-prozentigen Anteil an den dortigen Stadtwerken zum Kauf anbieten. Zu welchem Preis, das ermittelt in den nächsten Monaten ein Gutachter. So wird der Stadtrat voraussichtlich erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres entscheiden, ob die Anteile zurückgekauft werden sollen.

Bereits am 11. März, bei der Hauptversammlung der MVV, wird sich klären, ob die Aktionäre den Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat zur Dividendenerhöhung von 95 Cent auf 1,05 Euro annehmen werden. Alles andere als ein „Ja“ wäre eine Überraschung. Schließlich würde alleine die Stadt Mannheim, die die Mehrheit der MVV-Aktien hält, dadurch knapp 35 Millionen Euro einnehmen.

Doch nicht nur bei ihr dürften die MVV-Zahlen gut angekommen sein. Auch Analyst Erkan Aycicek von der Landesbank Baden-Württemberg ist zufrieden: „Unterm Strich ist das eine gute Entwicklung“, sagte er. Ähnlich wie die meisten Versorger habe die MVV „ein schwieriges Corona-Jahr gut gemeistert“.

Und im laufenden Geschäftsjahr, das am 30. September 2022 endet, soll es sogar noch besser werden: Man rechne damit, „das ausgezeichnete Ergebnis von 2021 noch einmal nennenswert übertreffen zu können“, teilte die MVV in ihrem Ausblick mit.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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