Mannheim. Ein Sombrero als Aktionärsthema kam garantiert noch nicht bei der Hauptversammlung von Bilfinger vor. Doch die aktuellen Ereignisse der Mannheimer Bundesgartenschau beschäftigten den Aktionär Matthias Gaebler so sehr, dass er die Buga in seinen Fragenkatalog an Vorstand und Aufsichtsrat aufnahm: Ob Bilfinger denn Sponsor der Mannheimer Bundesgartenschau sei, wollte Gaebler wissen.
Das hätte er ursprünglich auch gut gefunden für das Mannheimer Unternehmen. Doch nach dem Eklat um die Tanzkostüme der Awo-Seniorengruppe habe er seine Meinung geändert. „Die Geschäftsführer der Buga sind einfach durchgeknallt“, so Gaebler. Der Streit schade dem Ansehen Mannheims, jetzt falle die Stadt negativ durch die öffentliche Kritik auf.
Die Buga-Gesellschaft hatte der Awo eine Ballett-Aufführung bei der Gartenschau mit den eigentlich geplanten Kostümen untersagt. Inzwischen fanden beide Seiten eine Kompromisslösung.
Cordes: Hätte mir einen Sombrero gekauft
Anstoß fand unter anderem eine Kostümierung mit Sombrero, die Mexiko symbolisieren sollte. Darauf nahm Gaebler Bezug und meinte, Aufsichsratschef Eckhard Cordes hätte eigentlich - aus Solidarität - die Hauptversammlung mit Sombrero eröffnen sollen. Dieser sagte, ohne Gaeblers Buga-Kritik direkt zu kommentieren: „Ich hätte mir einen Sombrero gekauft, jetzt ist es zu spät.“ Und der Bilfinger-Vorstandsvorsitzende Thomas Schulz erklärte, Bilfinger sei kein Sponsor der Buga.
Abseits der Buga-Diskussion ging es deutlich nüchterner zu bei der Hauptversammlung des Industriedienstleisters. Dass diese, wie in den Pandemie-Jahren zuvor, wieder virtuell stattfand, wurde von allen drei zugeschalteten Aktionärsvertretern kritisiert. „Das ist ein aktionärsunfreundlicher Akt“, sagte Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger.
Künftig Präsenz oder virtuelle Hauptversammlung möglich
Nach den neuen Vorgaben hätten die Aktionäre zwar Rechte, sich auch virtuell zu Wort zu melden, räumte er ein. Dennoch biete eine Präsenz-Veranstaltung viel mehr Möglichkeiten zum Austausch. „So bleibt die Hauptversammlung Vorstandsfernsehen“, sagte Kienle.
Aufsichtsratschef Cordes wies darauf hin, dass der Gesetzgeber die virtuelle Variante mit einem Aktionärstreffen in Präsenz gleichstelle. Man habe sich für das digitale Angebot entschieden, um den internationalen Anteilseignern eine Teilnahme zu erleichtern. Die machten schließlich 70 Prozent des Grundkapitals aus, so Cordes.
Von der Mehrheit der Aktionäre ließ man sich die Option genehmigen, auch künftig eine virtuelle Hauptversammlung durchzuführen. Ob das so kommt, ist noch nicht klar: Für 2024 bis 2026 ist das Mannheimer Kongresszentrum Rosengarten reserviert, beide Varianten wären möglich.
Aktienkurs als Hausaufgabe
Lob gab es für die ehrgeizigen Wachstumsziele von Vorstandschef Thomas Schulz. „Sie haben sich viel vorgenommen“, sagte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Als „Hausaufgabe“ gab Gaebler dem Vorstand mit, den 2022 recht „mauen“ Aktienkurs aufzubessern. Im ersten Quartal 2023 lief das schon gut: Der Kurs stieg von rund 27 Euro auf gut 38 Euro. Die Anteilseigner stimmten der Dividende in Höhe von 1,30 Euro je Aktie zu.
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