Verkehr

Mannheim hat erste E20-Zapfsäule an öffentlicher Tankstelle

In Mannheim - in der Seckenheimer Landstraße nahe der Dualen Hochschule - hat die erste öffentliche E20-Zapfsäule in Deutschland eröffnet. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu

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Alexander Jungert
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Gut gelaunt beim Tanken: CropEnergies-Vorstandsmitglied Fritz Georg von Graevenitz. © Thomas Tröster

Mannheim. In Mannheim - in der Seckenheimer Landstraße nahe der Dualen Hochschule - hat die erste öffentliche E20-Zapfsäule in Deutschland eröffnet. Bisher gibt es dieses Angebot eines höheren, 20-prozentigen Bioethanol-Anteils nur an Betriebstankstellen auf Firmengeländen. Fragen und Antworten.

Was genau hat es mit der E20-Zapfsäule auf sich?

Der Mannheimer Ethanolhersteller CropEnergies - eine Tochter von Südzucker - wirbt für die Markteinführung von Super E20. Der Versuch mit dem Test-Kraftstoff in Mannheim soll zeigen, „wie mit bestehender Infrastruktur und zu akzeptablen Preisen mehr Klimaschutz sofort erzielt werden kann“. Partner ist die Oktan-Tankstelle. Die Benzinsorte heißt „Super Eco 20“, sie enthält rund 20 Prozent Ethanol. CropEnergies produziert Ethanol vor allem aus Futtergetreide und Reststoffen. Nach Unternehmensangaben fällt der CO2-Ausstoß gegenüber rein fossilem Benzin bis zu 15 Prozent niedriger aus. Seit 2016 wird E20 im Motorsport eingesetzt, zum Beispiel beim Rennteam Four Motors auf dem Nürburgring. Zudem laufen seit 2020 Flottentests auf dem Stuttgarter Flughafen.

Ist die Zapfsäule für alle Autofahrer offen?

Nein. Die E20-Zapfsäule ist in der laufenden Versuchsphase nur für bestimmte Firmenflotten zugänglich, nicht für die breite Öffentlichkeit. Der Zugang ist durch eine spezielle Tankkarte und ein Schloss begrenzt.

Warum ist der Zugang beschränkt?

Dass der Kraftstoff nur an definierten Flotten getestet werden kann, liegt an den Normungsverfahren. „Zuerst muss die EU einen Kraftstoff mit mehr als zehn Prozent Ethanol grundsätzlich zulassen. Anschließend wird auf Staatenebene ein Kraftstoff normiert. Das heißt, es wird festgelegt, welche technischen Parameter ein Kraftstoff aufweisen muss. Dieser regulatorische Prozess ist leider recht langwierig“, erklärt Jörg Bernard, stellvertretender Leiter der Forschung & Entwicklung von Südzucker.

Welche Firmenflotten sind bislang am Start?

Die Flotten von Südzucker sowie von den Tochtergesellschaften CropEnergies und Beneo. Insgesamt handle es sich um etwa 85 Fahrzeuge, sagt Projektleiter Jörg Willhauck. CropEnergies sei schon im Gespräch mit weiteren Unternehmen.

Welche Autos können überhaupt E20 tanken?

„Schon heute vertragen viele neuere Benziner auch Kraftstoffe mit 20 Prozent Ethanol. Das belegen zahlreiche Tests“, heißt es bei CropEnergies. Es gebe Unbedenklichkeitserklärungen durch verschiedene Autohersteller. So sagt etwa Thomas Garbe, Leiter Entwicklung Energieträger bei der Volkswagen Gruppe: „Wir haben viele VW-Motoren neuerer Bauart auf ,Super Eco 20’ getestet und könnten bei einer entsprechenden Normung viele Fahrzeuge für den neuen Kraftstoff freigeben. Für den Test der CropEnergies AG haben wir gemeinsam mit den Kollegen aus der Volkswagen-Gruppe geklärt, ob der Kraftstoff für die jeweiligen Modelle technisch unbedenklich ist. Selbst für die älteren Modelle der Flotte haben wir für den Anwendungsfall keine Bedenken.“

Wie viel wird E20 kosten - und ab wann ist er flächendeckend verfügbar?

Nach Angaben von CropEnergies ist der Preis für E20 voraussichtlich vergleichbar mit dem für Super E5. Wann die neue Benzinsorte flächendeckend getankt werden kann, lässt sich schwer sagen. Es dürfte mindestens zwei Jahre dauern.

Was sagt der ADAC zum E20-Projekt?

Der Automobilclub ADAC begrüßt es. Gegenüber E5 und E10 lassen sich demnach die Treibhausgas-Emissionen beim Autofahren unkompliziert weiter reduzieren. Super E10 biete ein Einsparpotenzial von bis zu drei Millionen Tonnen CO2 jährlich. „Über eine höhere Beimischungsquote von aktuell maximal zehn auf dann bis zu 20 Prozent Bioethanol ließen sich die Einsparpotenziale noch einmal deutlich steigern“, sagt ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze.

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„Wir sind überzeugt davon, dass E20 der nächste sinnvolle Schritt für die Bestandsflotte an Benzinern ist, um auch die vorhandenen Verbrenner stärker beim Klimaschutz einzubeziehen“, sagt CropEnergies-Vorstandsmitglied Fritz Georg von Graevenitz. Bis ein Großteil der Autos elektrisch und die Stromerzeugung komplett erneuerbar seien, vergingen noch Jahre. „Super Eco 20“ könne der Umwelt jetzt schon helfen.

Wie reagieren Klimaschützer auf das Projekt?

Der Naturschutzbund Nabu warnt davor, Biokraftstoffe als Allheilmittel zu sehen. „Zu glauben, wir könnten durch einen Switch zu Biokraftstoffen die Verkehrswende voranbringen, ist ein Irrweg.“ Diese seien extrem ineffizient und flächenintensiv. Der Nabu bemängelt vor allem die Konkurrenz zur Nahrungsmittel-Erzeugung. Es brauche nicht mehr Biokraftstoffe, sondern alternative Mobilitätskonzepte.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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