Interview

Mannheimer Nexia-Standortleiter erklärt Expansionskurs in der Rhein-Neckar-Region

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Nexia verstärkt ihre Präsenz durch die Übernahme der Mannheimer DELTA Revision. Standortleiter Alexander Spieß erklärt den Deal.

Von 
Walter Serif
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Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Nexia will jetzt auch in Mannheim dick ins Geschäft kommen. © Nexia

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Nexia übernimmt die Mannheimer DELTA Revision.
  • Der Standort Mannheim wird durch die Übernahme gestärkt.
  • Alexander Spieß sieht großes Wachstumspotential im gehobenen Mittelstand.

Mannheim. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Nexia verstärkt ihre Präsenz in der Metropolregion durch die Übernahme der Mannheimer DELTA Revision. Alexander Spieß erklärt, warum er diesen Deal eingegangen ist.

Herr Spieß, wie viel Geld haben Sie und die zwei anderen Gesellschafter durch den Verkauf der DELTA-Anteile an Nexia verdient?

Alexander Spieß: Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass beide Seiten hinsichtlich finanzieller Details Stillschweigen vereinbart haben. Zumal in unserer Branche Diskretion ein hohes Gut ist.

Klar ist aber schon, dass Sie ein gutes Geschäft gemacht haben, oder?

Spieß: Der Deal hat uns finanziell etwas eingebracht, aber das Geld war für uns nicht ausschlaggebend. Wir haben mit dem Verkauf vor allem eine strategische Entscheidung getroffen.

Natürlich ist es schmerzhaft, wenn man ein Unternehmen gründet und der Name nach dem Verkauf verschwindet

Welche denn?

Spieß: Natürlich ist es schmerzhaft, wenn man ein Unternehmen gründet und der Name nach dem Verkauf verschwindet. Aber die Anbindung an Nexia hat uns unter die Top 20 der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Deutschland katapultiert. Solche Quantensprünge sind aus eigener Kraft nicht möglich. Wichtig ist dabei, dass wir damit für einen größeren Mandantenkreis als Geschäftspartner infrage kommen.

Sie wollten also keine kleinen Brötchen mehr backen.

Spieß: Wir werden jetzt bestimmt nicht größenwahnsinnig. Wir wollen uns aber mehr um den gehobenen Mittelstand kümmern und dadurch weiter wachsen. Das haben wir bisher im kleineren Umfang getan. Für die Investoren der Unternehmen ist es aber immer entscheidender, mit wem man als Wirtschaftsprüfer oder Berater zusammenarbeitet. Es zählt dann eben auch die Größe. Und da ist Nexia mit einem Jahresumsatz von mehr als 70 Millionen Euro eben eine andere Hausnummer als es DELTA Revision war. Und mit über 500 statt 20 Mitarbeitern haben wir nun eine viel größere Manpower.

Schwindet im Umkehrschluss nicht Ihr Einfluss? Sie sind ja jetzt anders als bei DELTA nicht mehr nur drei, sondern 30 Geschäftsführer. Und Mannheim ist eben nur noch ein Standort von zehn in Deutschland.

Spieß: Natürlich müssen wir uns jetzt mit den Kollegen enger abstimmen, aber wir können den Standort Mannheim weiterentwickeln und sind hier weitgehend auch unabhängig.

Alexander Spieß

Alexander Spieß wurde am 31. Juli 1971 in Mannheim geboren.

Nach dem Abitur studierte er von 1991 bis 1997 Betriebswirtschaftslehre (Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung) an der Universität Mannheim.

Danach arbeitete Spieß 13 Jahre als Partner bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Falk in Heidelberg.

2011 orientierte er sich um und war bis Ende August 2025 Mitgründer, Gesellschafter und Geschäftsführer der Mannheimer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft DELTA Revision .

Seit der Übernahme durch Nexia ist er Partner und Standortleiter für Mannheim. was

Vor Nexia hat bereits die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Forvis Mazars einen Standort in Mannheim eröffnet. Die großen Vier, also Deloitte, EY, KPMG und PwC sitzen ohnehin schon lange hier in der Quadratestadt. Ist da wirklich noch so viel Wachstum zu holen?

Spieß: Aus unserer Sicht schon.

Das müssen Sie jetzt sagen.

Spieß: Die großen Vier, und ein Stück weit auch Forvis Mazars, interessieren sich vor allem für die ganz großen Unternehmen und die Dax-Konzerne wie SAP oder Heidelberg Materials. Da kommen wir uns nicht ins Gehege. Außerdem ist die Metropolregion groß genug für alle und wir wollen uns ja wie schon erwähnt vor allem auf den gehobenen Mittelstand konzentrieren. Aus unserer Sicht können aber nur wenige Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Mittelstand. Wir wollen natürlich die Zahl der Mandate erhöhen. Unser Ziel ist, dass die Entscheider in den Unternehmen uns als erste Adresse im Kopf haben, wenn Sie Beratungsbedarf haben.

Jetzt machen Sie aber ziemlich viel Werbung für sich und Nexia.

Spieß: Überhaupt nicht, hinter diesen Aussagen steckt viel Substanz. Ich habe meinen Beruf 1997 ergriffen und habe seitdem immer nur mit Unternehmen aus dem Mittelstand zusammengearbeitet. Ich lebe im Prinzip für den Mittelstand und kann dies unter Nexia fortsetzen.

Welche Mandate haben Sie denn während Ihrer Zeit bei DELTA an Land gezogen?

Spieß: Es sind namhafte und renommierte Unternehmen. Auch hier muss ich leider auf unsere Verschwiegenheit verweisen. Das ist in unserer Branche eben so.

Ist da nicht ein bisschen übertrieben?

Spieß: Also gut, die TSG Hoffenheim könnte ich jetzt nennen. Die geprüften Abschlüsse werden ja im Unternehmensregister offengelegt, von daher ist das keine vertrauliche Information.

Alexander Spieß ist Standortleiter bei Nexia in Mannheim. © DER-FOTOGRAF-MANNHEIM

Während Deutschland unter der Rezession leidet, liegen die Wachstumsraten bei den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften zwischen zehn und 15 Prozent. Sie sind sozusagen Krisengewinnler. Bekommen Sie da nicht ein schlechtes Gewissen?

Spieß: Nein, gerade in der Krise ist der Beratungsbedarf der Kunden ja besonders groß. Aber es stimmt schon, dass unsere Wachstumsraten ähnlich hoch sind. Wir haben eher Probleme mit dem Personalmangel als mit den Umsätzen.

Kann Ihnen die KI da nicht helfen?

Spieß: Im gewissen Umfang schon. Mit dem Einsatz der KI sparen wir natürlich Zeit und können trotz Personalmangel mehr Mandate übernehmen, weil die KI uns bei bestimmten Fragestellungen unterstützt. Sie wird aber auch in Zukunft die komplexe Wirtschaftsprüfung oder Steuerberatung nicht übernehmen. Anders sieht es im Bereich der Finanzbuchhaltung und bei Lohn- und Gehaltsabrechnungen aus. Da erwarte ich schon einen Quantensprung.

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Die Unternehmen in Deutschland ärgern sich über das Ausmaß der Regulatorik, vor allem die Nachhaltigkeitsberichte machen Ihnen zu schaffen.

Spieß: Die gesamten Compliance-Berichte binden in der Tat viel Personal in den Unternehmen. Die EU und die aktuelle Bundesregierung haben aber auch versucht, hier nachzuschärfen.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften verdienen dabei doppelt. Sie testieren bei einem Unternehmen die Nachhaltigkeitsreports und beraten ein anderes beim Verfassen der Berichte.

Spieß: Das stimmt, aber das ist jetzt keine Besonderheit, denn wir haben ja immer beides im Angebot: Prüfung oder Beratung. Ich möchte Ihnen ein anderes Beispiel nennen: Für den einen Mandanten erstellen wir den Konzernabschluss, beim anderen prüfen wir diesen. Wir können allerdings einem Kunden nicht beides gleichzeitig anbieten. Das ist nicht erlaubt.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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