Studie

Mannheimer ZEW-Studie: Zahl der Start-ups bricht ein

Der Start-up-Boom in Deutschland ist offensichtlich vorbei. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung hat die Daten erhoben. Auch bei der Einführung von Marktneuheiten schwächeln die neuen jungen Unternehmen

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Walter Serif
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Gäste sitzen in einem Meetingraum in einem Innovationszentrum. © Jens Büttner/dpa

Mannheim. Das ZEW Mannheim schlägt Alarm. Die Zahl der Unternehmensgründungen in Deutschland ist nach einer Erhebung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung 2022 eingebrochen - und zwar um 13 Prozent im Vergleich zu 2021. Im verarbeitenden Gewerbe waren es sogar 16 Prozent. Besonderes Kopfzerbrechen bereitet den Wissenschaftlerinnen der Rückgang in den forschungsintensiven Branchen wie Chemie, Pharmaindustrie oder Medizintechnik. Basis der Erhebung des ZEW ist die repräsentative Befragung von rund 5000 jungen Unternehmen.

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Problematisch ist nach Ansicht von ZEW-Forscherin Sandra Gottschalk nicht nur die Abnahme der Zahl der Start-ups, die innovativ unterwegs sind. „Auch die Innovationsprojekte der untersuchten Unternehmen sind weniger effektiv geworden: Bei gleichem Aufwand werden weniger Innovationen entwickelt“, sagt sie. Und ihre Kollegin Elisa Rodepeter legt nach: „Insbesondere bei jungen Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe zeigt sich ein Abwärtstrend hinsichtlich des Innovationsgeschehens.“

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Auch bei der Einführung von Marktneuheiten schwächeln die Start-ups. Während dies 2018 noch 25 Prozent der jungen Unternehmen gelang, waren es 2022 nur noch 21 Prozent. Bei den Start-ups in technologieintensiven Dienstleistungen und in der Softwareentwicklung war der Trend ähnlich. Bei ihnen sank der Anteil der Unternehmen mit Marktneuheiten von 19 auf 15 Prozent. Dagegen war diese Entwicklung bei allen jungen Unternehmen weniger stark ausgeprägt. Hier ist der Anteil „nur“ von elf auf neun Prozent gesunken.

Dienstleistungssektor weitet sich kontinuierlich aus

Die Forscherinnen haben sich aber auch die Faktoren Beschäftigung und Investitionen genauer angeschaut. Im verarbeitenden Gewerbe wurden 2022 rund 47 000 Vollzeitstellen geschaffen. Zur Hochzeit 2017 waren es noch gut 65 000 - eine Abnahme von 28 Prozent. Dagegen konnte der Dienstleistungssektor zulegen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch bei den Investitionen ab, die im Dienstleistungssektor ebenfalls deutlich zulegten. Die Dynamik im verarbeitenden Gewerbe geht in eine gegenläufige Richtung, die Investitionsausgaben junger Unternehmen sind deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2017 wurden 1,3 Milliarden Euro investiert, 2022 waren es nur noch 873 Millionen Euro. Betrachtet man alle Kennziffern gemeinsam, wird deutlich, dass sich die Wirtschaftsstruktur kontinuierlich in Richtung Dienstleistungssektor entwickelt.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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