Mobiles Arbeiten

Regionale Großunternehmen setzen auf Präsenz und Homeoffice

Hybrides Arbeitsmodell aus mobilem Arbeiten und Anwesenheit bleibt bei BASF und anderen Großunternehmen im Rhein-Neckar Raum die Regel. SAP plant jedoch einen Kurswechsel, der auf Widerstand stößt

Von 
Susanne Merz
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Präsenz oder Homeoffice? Mittlerweile setzen viele Firmen auf einen Mix. © Catherine Waibel/dpa

Mannheim. „Wir können und wollen kein Remote-Unternehmen werden“, stellt die BASF klar. Deswegen setzt der Chemiekonzern weiterhin auf ein hybrides Arbeitsmodell, sofern es die Tätigkeiten zulassen. Dann arbeiten die Beschäftigten zwei bis drei Tage mobil und den Rest der Woche am Standort. Eine Betriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten gibt es bereits seit 2012.

Laut einer Studie des ifo Instituts München hat sich das Homeoffice in Deutschland fest etabliert. Im Februar haben rund 24 Prozent der Beschäftigten demnach zumindest teilweise von zu Hause aus gearbeitet. Das mobile Arbeiten ist, wie bei der BASF, auch bei den größten Firmen in der Region die Regel.

Vorteile von Mix aus Arbeit im Büro und mobilem Arbeiten

Daimler Truck, Heidelberg Materials und Roche geben an, dass ihre Betriebsvereinbarungen vorsehen, dass Beschäftigte im Durchschnitt zwei bis drei Tage vor Ort arbeiten. „Wir sind davon überzeugt, dass ein guter Mix die Vorteile aus beiden Modellen ideal vereinbart. Wir haben erlebt, wie wichtig der persönliche Austausch bei bestimmten Aufgaben ist: bei der Suche nach innovativen Ideen und kreativen Lösungen ebenso wie für die Zusammenarbeit im Team“, sagt ein Sprecher von Daimler Truck.

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Susanne Merz
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Auch die anderen Unternehmen nennen als Gründe dafür, dass ihre Mitarbeiter zeitweise in der Firma sein sollen, den direkten Austausch, das Teamgefühl, Raum für Innovation und Kreativität sowie das Einlernen neuer Kollegen. „Es ist unbestritten, dass Präsenzarbeit dem Homeoffice in einigen Bereichen überlegen ist: etwa beim Transfer von Wissen, bei Kreativität in der Gruppe oder bei sozialen Aspekten“, sagt auch ifo-Experte Jean-Victor Alipour. Ein Sprecher der BASF macht darauf aufmerksam, dass am Standort Ludwigshafen der überwiegende Teil der Belegschaft vor Ort arbeitet, da „sich in aller Regel ein Versuch im Labor oder das Betreiben und die Reparatur einer Anlage nicht virtuell von daheim erledigen lassen“.

„Das Remote-Arbeiten bietet unseren Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihren Arbeitsort flexibel zu wählen und so Arbeit und Privatleben besser in Einklang zu bringen. So ist Roche attraktiv als Arbeitgeber“, formuliert ein Sprecher von Roche die Vorteile des Homeoffice für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Roche, Heidelberg Materials, Daimler-Truck und die BASF planen keine Änderungen an ihren Regelungen.

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Homeoffice: Kurswechsel von SAP führt zu Widerstand der Belegschaft

SAP dagegen rühmte sich bisher mit absoluter Flexibilität und freier Wahl des Arbeitsortes. Das soll sich bald ändern. „Mit einer Übergangsfrist bis Ende April 2024 setzen wir voraus, dass Mitarbeitende drei Tage pro Woche im Büro oder vor Ort bei Kunden oder Partnern arbeiten“, erklärt ein Sprecher des Software-Unternehmens. Bei SAP habe man festgestellt, dass einige Aufgaben Präsenz erfordern. Laut Vorstandssprecher Christian Klein ist es „wichtig für die Unternehmenskultur, sich von Zeit zu Zeit als Team persönlich zu treffen und Dinge zu besprechen“. Auch für das Einarbeiten neuer Kollegen sei die Anwesenheit erforderlich. Die Gründe dafür, dass SAP die Mitarbeiter wieder zurückbeordert, sind also die gleichen, die die anderen großen Unternehmen für das hybride Modell angeben.

Wie schon berichtet, regt sich allerdings Widerstand in der Belegschaft gegen die neue Regelung. „Wir fühlen uns von einem Unternehmen verraten, das uns bis vor Kurzem ermutigt hat, von zu Hause aus zu arbeiten“, heißt es in einem Protestschreiben des Europäischen Betriebsrats, das mehrere tausend Mitarbeitende unterschrieben haben. Man darf gespannt sein auf die Reaktionen, wenn die neue Regelung am 1. Mai in Kraft tritt.

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Einige Unternehmen haben die Arbeitsplätze zum Teil an die Anforderungen der neuen Arbeitswelt angepasst, wie zum Beispiel Heidelberg Materials. Laut einem Sprecher gibt es in der neuen Hauptverwaltung aus dem Jahr 2022 das Konzept des Desk-Sharing. Also Schreibtische, die sich mehrere Mitarbeiter teilen. Um den persönlichen Austausch zu fördern, gibt es offene Arbeitsräume (Open Spaces), Treffpunkte zum gemeinsamen Austausch und einen Fitnessraum.

Moderne Arbeitsmodelle führen zu Rückgang der Büronachfrage

Nach Angaben von Roche hat das Unternehmen bereits zwei Drittel der Büroflächen in Mannheim auf das New-Work-Konzept umgestellt. Dabei wurden die Büroflächen und Schreibtische teilweise reduziert. „Unser Ziel ist es, effizienter mit begrenzten Ressourcen umzugehen. So unterstützen wir hybride Arbeitszeitmodelle, bei denen Mitarbeitende teils im Büro und teils mobil arbeiten.“ Auch bei Roche setzt man auf Desk-Sharing und Meeting-Räume, um die Flächen nachhaltiger zu nutzen. Deshalb gebe es auch keine Platzprobleme, auch wenn weniger Schreibtische zur Verfügung stehen.

Dieser Trend zur effizienteren Nutzung von Büroflächen wirkt sich auch auf den Markt der Büroimmobilien aus. Eine Studie des ifo Instituts in sieben deutschen Großstädten geht davon aus, dass Firmen in diesen Immobilien ihre Flächen im Schnitt um 20 Prozent reduzieren. Wenn diese Flächen dann nicht weitervermietet werden können, könne das zu Kreditausfällen führen, auf die die betroffenen Banken sich vorbereiten müssen.

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