Technologie

Spatenstich für den IPAI in Heilbronn – Kanzler Merz: „Ganz neue Dimension“

Der Spatenstich für den Innovationspark Künstliche Intelligenz (IPAI) in Heilbronn markiert den Beginn eines der ambitioniertesten europäischen Technologieprojekte. Auch SAP und Aleph Alpha mischen mit.

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Alexander Jungert
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Spatenstich für den IPAI-Campus mit politischer Prominenz, darunter Kanzler Friedrich Merz (6.v.l.) und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (4.v.r.). © Alexander Jungert

Heilbronn/Mannheim. Wenn IPAI-Chef Moritz Gräter sich den Campus in fünf Jahren vorstellt, will er vor allem eines: „Ganz ganz viele Menschen sehen, die an ihren KI-Transformationen arbeiten. Natürlich freuen wir uns über die entsprechende Infrastruktur - doch am Ende geht es um die Menschen und um die Projekte.“

Bis es so weit ist, dauert es noch. Aber der Bau eines der ambitioniertesten Technologieprojekte Europas kann starten – der Spatenstich für den Innovationspark Künstliche Intelligenz (IPAI) ist gesetzt. Heilbronn soll eine Art Silicon Valley werden, inmitten von Weinbergen am Neckar.

„Was hier ab heute entstehen soll, ist ein Innovationspark in ganz neuer Dimension“, erklärt Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei seiner Rede. Deutschland müsse schnell technologisch souveräner werden – und Forschungskraft in Wertschöpfung übersetzen. Der IPAI sei ein Bekenntnis dazu. Die Beschäftigten arbeiteten „an der KI-Transformation unserer Wirtschaft“ mit.

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Zwei Bundesminister begleiten den Kanzler: Dorothee Bär (CSU, Forschung und Technologie) sowie Karsten Wildberger (CDU, Digitales). Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ist nach Heilbronn gekommen. „Der IPAI zeigt: Baden-Württemberg kann nicht nur Auto und Maschinenbau, sondern auch Künstliche Intelligenz“, sagt er. Kretschmann hebt die Notwendigkeit einer souveränen europäischen KI hervor. Nur dann könne man verantwortungsvoll entscheiden, wie diese Technologie verwendet werde. „Wer nicht mitkocht, steht am Schluss auf der Speisekarte – und das wollen wir nicht.“

Was kostet der Innovationspark?

Eine Anschubfinanzierung von jeweils 50 Millionen Euro erhält das Projekt vom Land Baden-Württemberg und der Stiftung des Lidl-Gründers Dieter Schwarz, der bereits viel Geld in seine Heimatregion gesteckt hat.

Wie viel der Innovationspark am Ende kosten wird, dazu gibt es keine offiziellen Angaben. Laut früheren Medienberichten will allein die Dieter Schwarz Stiftung zwei Milliarden Euro investieren.

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Dieter Schwarz, der in Heilbronn als bedeutender Mäzen und Förderer gilt, gehört zu den reichsten Deutschen. Mittlerweile hat sein Imperium auch eine Digitalsparte: Schwarz Digits. Das Unternehmen hat in den vergangenen Monaten schon mit ehrgeizigen Plänen für eine souveräne europäische Cloud-Struktur auf sich aufmerksam gemacht.

Herzstück des IPAI wird ein kreisförmiger autofreier Stadtteil, so groß wie 42 Fußballfelder. Ein Campus mit knapp 40 Gebäuden und 5.000 Beschäftigten von Forschungsinstituten, Universitäten, Konzernen, Mittelständlern und Start-ups. Das Ziel: Deutschland soll beim globalen KI-Wettbewerb mit führenden Nationen wie China und den USA mithalten können. Erste Gebäude sollen 2027 fertig sein. Das Areal - bislang unbebaute Ackerfläche - befindet sich im Heilbronner Norden unweit der A6 und Neckarsulm.

So soll das Kommunikationszentrum des IPAI eines Tages aussehen. © IPAI/MVRDV

Tatsächlich arbeiten auch Unternehmen und Institutionen aus der Region Rhein-Neckar mit dem IPAI zusammen.

„Wir sind mit einem eigenen Büro in Heilbronn vertreten und pflegen einen regelmäßigen Austausch mit dem IPAI-Team“, erklärt eine Sprecherin des Heidelberger Start-ups Aleph Alpha. „Insgesamt soll die Zusammenarbeit dazu beitragen, das Ökosystem rund um verantwortungsvolle KI in Forschung, Industrie und Ausbildung weiter zu stärken.“ Aleph Alpha profitiere von dem breiten Netzwerk aus Firmen und Forschungseinrichtungen.

Das Heidelberger Start-up hat ohnehin enge Verbindungen zur Schwarz Gruppe. Schwarz gehört zu den Investoren von Aleph Alpha, die Stiftung finanziert die Forschungsarbeit. Auch der künftige Co-Chef Reto Spörri kommt von Schwarz. Am Markt gibt es zudem Gerüchte, die Gruppe könnte Aleph Alpha eines Tages übernehmen.

SAP bezieht bald Büros in den IPAI Spaces

SAP will nach eigenen Angaben noch im Oktober ein Büro in den IPAI Spaces – einem bereits bestehenden Gebäudekomplex in Heilbronn – beziehen. „Wir sehen das IPAI als Basis für den Wissensaustausch, nutzen es aber auch als Sprungbrett für die Entwicklung“, teilt ein Sprecher des Walldorfer Softwarekonzerns mit. „Insgesamt sehen wir dort bedeutende Chancen für kollaborative Innovation, nützen unsere Arbeitsplätze vor Ort aber auch für Beratung und Vertrieb.“

IPAI-Chef Gräter macht keinen Hehl daraus, dass er stolz ist. „Wir freuen uns ungemein, dass sich Aleph Alpha entschlossen hat, in unserem Anwendungs-Ökosystem zu forschen“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Und SAP sei „natürlich ein Pionier in der digitalen Transformation in Deutschland“.

Die Metropolregion Rhein-Neckar ist nach eigenen Angaben über den Vorstand des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar (ZMRN) „auf höchster Ebene“ im Austausch mit der Nachbarregion, um den Kooperationsvertrag mit dem geplanten IPAI voranzutreiben.

Blick von oben: So wie auf diesem Modell soll der KI-Innovationspark in Heilbronn eines Tages aussehen. © IPAI/MVRDV

Heilbronn war als 2021 Sieger einer Ausschreibung des Landes hervorgegangen. Auch die Metropolregion Rhein-Neckar hatte zunächst Interesse an dem KI-Campus gezeigt, am Ende aber keine Bewerbung abgeschickt, weil sich auf die Schnelle kein Co-Finanzierer – wie in Heilbronn die Dieter Schwarz Stiftung – fand. Stattdessen entschied man sich für eine „langfristige Kooperation“.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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