Mannheim. Viele Menschen glauben, dass selbst die sachliche Berichterstattung bei Klimaskeptikern kaum etwas ausrichten kann. Aber diese Vermutung ist offensichtlich falsch, wie jetzt eine neue Studie der Mannheimer Universität belegt. Demnach erhöhen fundierte Informationen die Besorgnis über den Klimawandel – und zwar auch bei jenen, die ihn bisher anzweifeln.
Natürlich hat es Konsequenzen, wenn wir glauben, dass Menschen, die den Klimawandel bestreiten, für Argumente unempfänglich sind. Wenn ich der Meinung bin, dass Freunde oder Familienangehörige beim Thema Klimaschutz nur mit den Augen rollen, brauche ich ja gar nicht erst mit denen zu reden, um Streit aus dem Weg zu gehen. Wer Informationen austauscht, will ja in der Regel seinen Gesprächspartner überzeugen oder motivieren. Erscheint dies von vornherein als sinnlos, redet man dann vielleicht lieber über Fußball oder Kochrezepte.
Das wäre aber die falsche Einstellung. Die Studie um den Mannheimer Sozialwissenschaftler Stefano Balietti ist auch deshalb interessant, weil sie auf Umfragen mit mehreren Hundert Teilnehmern aus den USA beruht. Also in einem Land, das weltweit zu den Spitzenreitern beim CO2-Ausstoß gehört und das mit Donald Trump einen Präsidenten hat, der nicht nur aus dem Klimaabkommen ausgestiegen ist, sondern die Kohleförderung wieder forciert.
Die Forschenden haben untersucht, wie Menschen auf authentische journalistische Beiträge über den Klimawandel reagieren – insbesondere jene, die bisher Zweifel an dem menschengemachten Klimawandel äußerten. Die Ergebnisse zeigen: Ihre Besorgnis nimmt zu, wenn sie mit sachlich fundierten Informationen konfrontiert werden.
Allerdings gibt es da einen Haken. Selbst wenn die Klimaskeptiker ihre Haltung überdenken, schlägt sich das selten in politischem Engagement oder dem Vorsatz zu klimafreundlichem Handeln nieder. „Unsere Studie bestand aus einer einzigen Konfrontation mit einer Nachricht über den Klimawandel, und wir konnten zeigen, dass dies ausreicht, um Überzeugungen zu beeinflussen. Allerdings könnte es für eine Verhaltensänderung erforderlich sein, wiederholt Zugang zu Informationen über den Klimawandel zu erhalten“, sagt Balietti.
Dennoch schöpft er aus der Studie Hoffnung. „Immerhin haben ja selbst als unbeeinflussbar geltende Klimaskeptikerinnen und -skeptiker ihre Haltung überdacht. Das deutet darauf hin, dass sich umweltfreundliches Verhalten mit der Zeit verbessern könnte“, sagt der Mannheimer Sozialwissenschaftler. Denn er weist auch darauf hin, dass sich die den Befragten vorgelegten Artikel auf die Auswirkungen des Klimawandels konzentrierten, aber selbst wenig konkrete Handlungsanweisungen gaben.
Die Studie hebt deshalb die Bedeutung langfristiger und gezielter Kommunikationsstrategien hervor. „Um breite gesellschaftliche Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen zu fördern, braucht es glaubwürdige Informationen und die Bereitschaft, auch skeptische Zielgruppen anzusprechen“, schlussfolgert der Forscher.
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