Mannheim. Verwirrung um die Immobilie des Mannheimer Galeria-Kaufhauses am Paradeplatz: Am Montagvormittag erreicht die Redaktion eine Mail des Maklerhauses Lührmann mit einer sogenannten Deal-Meldung. Darin ist davon die Rede, dass Lührmann Düsseldorf im Auftrag des Insolvenzverwalters „den strukturierten Verkaufsprozess von drei Galeria-Immobilien in Toplagen“ verantwortet, neben Mannheim auch in Bonn und Hannover. „Der Verkaufsprozess ist derzeit in vollem Gange“, heißt es in der Mitteilung. Noch bis zum 8. August könnten interessierte Investoren Angebote zum Kauf abgeben.
Dabei schienen die Eigentumsverhältnisse längst gesichert zu sein. Im Juni 2024 - die Warenhauskette Galeria durchlief ein Insolvenzverfahren und für den Mannheimer Standort war eigentlich schon das Aus besiegelt - präsentierte sich der Mannheimer Projektentwickler Egon Scheuermann als Investor. Mit der Gesellschaft „Mannheim P1 GmbH & Co. KG“, an der er 50 Prozent hält, wollte er die Immobilie kaufen und in das Gebäude investieren. Die weiteren Projektbeteiligten mit jeweils 12,5 Prozent Anteil sind sein Sohn Boris als Geschäftsführer von SI Energy sowie Ali Ibrahimaj, Amdom Gehbru und Jonas Seidel, alle Gesellschafter der SI Trading-Gruppe. Zwar waren die Verträge damals noch nicht unterschrieben, doch das sollte nur noch Formsache sein.
Keine Einigung zwischen Rewe und dem Investor
Warum Scheuermann auch Ende Juli 2025 noch kein Eigentümer ist, erklärt er dieser Redaktion am Montag: „Wir sind seit 14 Monaten mit den Insolvenzverwaltern und Galeria im Gespräch, hatten mit Rewe einen Mieter für das Basement (Untergeschoss). Zwei Tage vor Vertragsunterzeichung hat Rewe einen Rückzieher gemacht“, erklärt Scheuermann. Das habe dazu geführt, dass das Finanzierungskonzept nicht mehr gültig und daher keine Beurkundung möglich gewesen sei. Den Termin habe man stornieren müssen. Die Verärgerung darüber ist Scheuermann anzumerken: „Das haben nicht wir verschuldet, sondern Rewe. Die haben uns an der Nase herumgeführt. Alle Details waren geklärt, die Handwerker standen parat.“
Eine Sprecherin der Rewe Zweigniederlassung Südwest in Wiesloch erklärt auf Nachfrage: „Letztendlich konnte keine abschließende wirtschaftliche Einigung hergestellt werden, obwohl wir in den Vertragsgesprächen recht weit waren. Wir sind schlussendlich in der wirtschaftlichen Risikobewertung bei Vorliegen der finalen Konditionen zu der Erkenntnis gelangt, den Standort nicht zu belegen.“
Nach weiteren Verhandlungen hat Scheuermann inzwischen einen neuen Mieter für das Untergeschoss gefunden. Den Namen nennt er noch nicht. Er hält daran fest, die Immobilie in P1 und das Parkhaus in C2 kaufen zu wollen. „Wir haben viel Zeit und Herzblut ins Objekt investiert.“ Die Finanzierung sei gesichert. „Wir stehen nach wie vor zu unserer Aussage und werden wieder ein Kaufangebot abgeben“, kündigt Scheuermann an. Der Haken an der Sache, und das ist dem Investor bewusst: „Das liegt nicht mehr in unserer Macht, sondern in der Hand des Insolvenzverwalters.“ Wie Lührmann angibt, besteht „ein reges Investoreninteresse“ für Mannheim und die beiden anderen Immobilien.
Oberbürgermeister Christian Specht (CDU), der während der dritten Galeria-Insolvenz Kontakte zwischen dem neuen Eigentümer der Kaufhausgruppe und Immobilieninvestoren und Projektentwicklern hergestellt hat, sagt: „Wir setzen uns weiterhin aktiv dafür ein, dass Galeria als wichtiger Besuchermagnet und Frequenzbringer in der City erhalten bleibt und die Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig gesichert sind. Dazu begleiten wir den weiteren Prozess konstruktiv und bringen uns auch in die Gespräche mit ein.“
Er stehe in engem Kontakt zu Bernd Beetz, sagt Scheuermann. Beetz, der Präsident und Geldgeber des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim, ist mit seiner Beteiligungsfirma BB Kapital SA Miteigentümer des Warenhauskonzerns. Er hatte das angeschlagene Unternehmen gemeinsam mit der US-Investmentgesellschaft NRDC übernommen. Das Insolvenzverfahren endete vor ziemlich genau einem Jahr, neun Filialen wurden daraufhin dichtgemacht.
Kürzlich zeigte sich das Unternehmen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur mit der aktuellen Entwicklung zufrieden. „Galeria hat 83 Filialen, die profitabel laufen. Das ist ein großer Erfolg“, sagte eine Sprecherin.
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