Mannheim. Neuer Streit beim Autozulieferer ZF Wabco in Mannheim: Nachdem sich Management und Arbeitnehmervertreter erst vor wenigen Monaten nach harten Verhandlungen auf einen Zukunftstarifvertrag für den Standort mit rund 350 Mitarbeitenden geeinigt hatten, gibt es nun eine Auseinandersetzung um eine Sonderzahlung für die Beschäftigten.
Wie Thomas Hahl, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim, erklärt, geht es konkret um das sogenannte Trafogeld, auch Trafobaustein genannt. Es wurde mit dem Tarifabschluss 2021 für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie vereinbart und ist eine jährliche Sonderzahlung in Höhe von 18,4 Prozent eines Monatsgehalts.
IG Metall: „Der Standort Mannheim hat seine Hausaufgaben gemacht“
Dem Gewerkschafter zufolge hat ZF angekündigt, dass die Auszahlung des Trafogelds im Unternehmen um mehrere Monate verschoben werden soll - eine Option, die der Tarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie unter bestimmten Voraussetzungen, zum Beispiel bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten eines Betriebs, auch vorsieht.
Nach Ansicht der IG Metall müsste Mannheim hiervon aber ausgenommen werden: Hahl verweist auf den jüngst geschlossenen Zukunftstarifvertrag für den Standort. Dort seien weitere tarifliche Belastungen für die Mannheimer Belegschaft ausgeschlossen worden, weil diese im Zuge der lokalen Vereinbarung bereits Zugeständnisse macht. So wird hier unter anderem die eigentlich im April 2026 anstehende tarifliche Lohnerhöhung erst vier Monate später ausgezahlt.
„Wir wissen um die schwierige Lage insgesamt bei ZF - aber der Standort Mannheim hat seine Hausaufgaben schon gemacht“, sagt der Gewerkschaftschef. Man sehe deshalb keine Notwendigkeit, an der für den Standort getroffenen Vereinbarung zu rütteln oder den Mannheimer Beschäftigten weitere Zugeständnisse abzuverlangen. „Wir als Arbeitnehmervertreter halten uns an die Verträge und erwarten vom Unternehmen, dass es das auch tut.“
Um den Konflikt zu klären, haben Gewerkschaft und Betriebsrat Hahl zufolge nun die Einigungsstelle angerufen - eine Art innerbetriebliche Schlichtungsstelle, die in der Regel von einer unparteiischen Person, häufig ein Arbeitsrichter oder eine Arbeitsrichterin, geleitet wird. Von ZF war am Freitagmittag auf Anfrage zunächst keine Stellungnahme zu bekommen.
ZF-Beschäftigte protestieren gegen Verschärfung der Sparmaßnahmen
Der Automobilzulieferer ZF hatte schon vor einiger Zeit einen massiven Sparkurs angekündigt und plant, in den kommenden Jahren bis zu 14.000 Stellen in Deutschland zu streichen. Erst vor wenigen Tagen hatte das Management diese Absicht noch einmal bekräftigt, nachdem im ersten Halbjahr ein Verlust von 195 Millionen Euro angefallen war.
Inzwischen erwartet das Unternehmen auch für das Gesamtjahr rote Zahlen. ZF-Chef Holger Klein kündigte an, dass man das Restrukturierungsprogramm beschleunigen und intensivieren wolle. Anfang der Woche waren bundesweit mehr als 10.000 ZF-Beschäftigte auf die Straße gegangen, um gegen eine Verschärfung der Sparmaßnahmen zu protestieren.
Um die Zukunft des Mannheimer Standorts, an dem Bremsen für Nutzfahrzeuge gebaut werden, hatten Arbeitnehmervertreter bis vor einigen Monaten noch gebangt. Anfang April wurde nach monatelangen Verhandlungen aber schließlich ein Zukunftstarifvertrag für das Werk geschlossen. Betriebsbedingte Kündigungen sind darin bis Ende 2030 ausgeschlossen, das Unternehmen hat zudem Investitionen am Standort zugesagt. (mit lsw)
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