Rhein-Neckar. Der Zolldeal zwischen den USA und der EU stößt in der Wirtschaft auf große Zurückhaltung und teils scharfe Kritik. „Die Grundsatzvereinbarung zwischen der EU und den USA verhindert eine Eskalation des Zollkonflikts ab Anfang August mit Sätzen von 30 Prozent. Das ist aber auch schon alles Positive, was man über die Einigung sagen kann“, erklärte der Präsident der IHK Rhein-Neckar, Manfred Schnabel. „Denn auch 15 Prozent Zoll auf Importe stellen eine Bürde dar, die unserer exportorientierten Industrie Schaden zufügt. Hinzu kommen die 50 Prozent Zoll auf Stahl, Eisen und Aluminium. Hier brachten die Verhandlungen überhaupt keine Verbesserungen. Diese Zölle verteuern zusätzlich Produkte, die diese Metalle enthalten.“
Die Vereinbarungen zu Investitionen in den USA und Energie-Importen bezeichnete Schnabel als „befremdlich“. Die EU könne weder privatwirtschaftlichen Unternehmen noch den Mitgliedstaaten vorschreiben, was sie wo einkaufen oder wo und wie sie investieren. „Vielleicht reicht aber auch schon, dass die riesigen Summen im Schaufenster liegen und die US-amerikanische Seite sie ihrem heimischen Publikum als Erfolg verkaufen kann“, so Schnabel weiter.
Er erwartet für das wichtige US-Geschäft erst wieder etwas mehr Planungssicherheit, wenn die Grundsatzvereinbarung in ein belastbares Abkommen überführt sei. „Das kann dauern und auf dem Weg dorthin lauern noch viele Fallstricke und vor allem die erratische US-Handelspolitik.“
John Deere: Auswirkungen auf Mannheimer Fabrik noch unklar
Beim Landmaschinenhersteller John Deere, der in seinem Mannheimer Werk kleinere und mittelgroße Traktoren auch für den US-Markt baut, hieß es am Dienstag auf Anfrage, noch sei unklar, ob die Maschinen aus Mannheim von dem neuen Zoll-Deal betroffen seien. Die Details würden derzeit geprüft. Ein Sprecher des Unternehmens betonte aber, dass mögliche Zölle problematisch wären: „Die amerikanischen Landwirte halten sich im Moment sowieso mit Investitionen in neue Maschinen zurück. Vor diesem Hintergrund dürfte es schwierig werden, die Zölle über höhere Preise an die Kunden weiterzugeben“, sagte er.
Gleichzeitig kämen fast alle kleineren und mittelgroßen Traktoren, die in den USA verkauft würden, von europäischen oder asiatischen Herstellern. „Wir sitzen also zumindest alle in einem Boot“, so der Sprecher. Für die Mannheimer John-Deere-Fabrik hat der US-Markt eine große Bedeutung: Rund 20 Prozent des Produktionsvolumens am Standort werden dorthin exportiert.
BASF: Direkte Folgen dürften sich „in Grenzen halten“
Der Chemiekonzern BASF erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, er beobachte die Entwicklung genau. „Die jetzt als Zwischenschritt zu einer Verhandlungslösung vereinbarten Zölle zwischen der EU und den USA reduzieren die aktuelle Unsicherheit und geben Raum für Detailverhandlungen“, teilte ein Sprecher mit. „Die direkten Auswirkungen auf BASF dürften sich aufgrund des hohen Anteils an lokaler US-Produktion in Grenzen halten“, heißt es in Ludwigshafen. In den USA seien 2024 mehr als 80 Prozent des BASF-Umsatzes mit lokal hergestellten Produkten erzielt worden. „Wir müssen allerdings auch indirekte Auswirkungen berücksichtigen, die sich aus Nachfrageveränderungen unserer Kundenindustrien ergeben.“
Bei Daimler Truck, dessen Werk in Wörth nach BASF größer Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz ist, betonte ein Sprecher: „Unternehmen sind auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen, um langfristige Investitionen zu tätigen.“ Die gemeinsam verkündete Rahmenvereinbarung sei ein positives Signal. „Entscheidend wird nun jedoch sein, wie die zwischen den USA und der EU getroffene Vereinbarung konkret ausgestaltet wird.“
Laut dem Unternehmerverband Baden-Württemberg bedeutet die Einigung für die Unternehmen „einstweilen Planungssicherheit“. Der Kompromiss sei aber viel zu teuer erkauft worden. „Das Ergebnis wirft auch kein gnädiges Licht auf die globale Verhandlungsposition und Stärke der EU. Der Eindruck bleibt, dass man Europa viele Zugeständnisse abringen kann, wenn man nur rücksichtslos genug Druck erzeugt.“
Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI) betonte unterdessen, mit der Einführung der 15-prozentigen Zölle auf Weinexporte in die USA werde vonseiten der deutschen und europäischen Weinbranche sowie der Weinexporteure mit einem Rückgang des US-Exportvolumens von bis zu zehn Prozent gerechnet. (mit dpa)
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