Berlin. Alle reden von Aktien. Aber viele haben einen Kauf noch nicht gewagt. Wer Aktien kauft, wird Miteigentümer einer Aktiengesellschaft (AG). Aktuell besitzen laut deutschem Aktieninstitut nur etwa 12,1 Millionen Menschen in Deutschland Aktien – etwa jeder Sechste ab 14 Jahren. Dabei ist Aktien kaufen nicht schwierig, wenn man weiß, wie es geht. Experten nennen die wichtigsten Tipps für Anfänger.
Was brauche ich, um Aktien zu kaufen?
Wer Aktien kaufen möchte, muss als ersten Schritt ein Girokonto und ein Wertpapierdepot bei einer Bank oder einem Neobroker eröffnen. Über das Depot können dann Aktien oder Indexfonds (ETFs) gehandelt werden. Dafür braucht man ein Startkapital, mit dem man anschließend investieren kann. Das geht tatsächlich schon mit kleinen Summen, teils sogar ab 1 Euro.
Mit wie viel Jahren darf ich in Aktien investieren?
Das erste eigene Girokonto und Depot darf man im Alter von 18 Jahren eröffnen. Wer davor mit Aktien handeln möchte, braucht das Einverständnis der Eltern oder Erziehungsberechtigten. Manche Banken bieten Juniorkonten an. „Dies ist eine gute Möglichkeit, wenn man Kinder an den Umgang mit Geld und an den Aktienhandel heranführen möchte“, meint Timo Halbe, Experte vom Verbraucherportal Finanztip.
Wo eröffne ich am günstigsten ein Konto und Depot?
Am günstigsten sind in der Regel Konten und Depots bei Direkt- oder Onlinebanken sowie Online-Brokern. Laut Finanztip bieten die ING Diba, Consorsbank! oder Comdirect ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei Neobrokern sind es Traders Place, Smartbroker, Trade Republic oder Scalable Capital. Die Konditionen variieren, manche Geldinstitute bieten auch Neukundenprämien, sodass ein Preisvergleich sinnvoll ist. Kauf und Verkauf erfolgen über eine App. Konten und Depots bei Sparkassen, Volksbanken oder anderen Filialbanken (Deutsche Bank, Commerzbank etc.) sind oft teurer, da dort meistens Kontoführungs- und Depotgebühren anfallen, wie Studien von Vergleichsportalen zeigen.
Welche Kosten fallen beim Aktienhandel an?
Beim An- und Verkauf fallen Kosten an, die stark variieren. Oft wird eine Grundgebühr fällig sowie ein prozentualer Anteil der Ordersumme zwischen 0,25 Prozent und 1 Prozent. Bei Neobrokern ist der Handel dagegen häufig gratis oder kostet nur 1 Euro je Vorgang. Für Fonds entstehen während der Haltedauer zudem Verwaltungskosten, für Aktien nicht. Beim Verkauf der Aktien werden 25 Prozent Steuern auf den Gewinn fällig.
Woran erkenne ich ein günstiges Depot?
„Die Führung des Depots sollte kostenlos sein“, rät der Finanztip-Experte. „Wenn man bei einer Anlagesumme von 2000 Euro eine Ordergebühr von über 25 Euro zahlt, sollte man über einen Depotwechsel nachdenken“, rät Halbe. Bei einer Anlagesumme von 5000 Euro seien 50 Euro ein guter Richtwert.
Wann sollte man Aktien oder ETFs kaufen?
Man sollte immer zu den Handelszeiten der deutschen Leitbörse Xetra kaufen oder verkaufen – also montags bis freitags zwischen 9 und 17.30 Uhr. Dann ist das Handelsvolumen am größten. Bei Sparplänen ist der Zeitpunkt des Kaufs egal.
Wie ordere ich eine Aktie?
Jede Aktie und jeder Fonds hat eine Wertpapierkennnummer (WKN) und eine Identifikationsnummer (ISIN). Die Nummer sollte man sich notieren, um bei der Order Verwechslungen zu vermeiden. Portale wie Finanztip analysieren regelmäßig ETFs und Aktien auf ihre Rentabilität. Man sucht die gewünschte Aktie oder den Fonds auf der App in seinem Depot heraus, bestimmt die Anlagesumme – und bestellt.
Was muss ich vor dem Aktienkauf klären?
Wichtig ist es, Grundbegriffe der Aktienwelt wie Dividende, Index oder Volatilität zu kennen. Es sollten persönliche Ziele festgelegt werden, was man mit den Aktien erreichen will: Will man riskant spekulieren oder langfristig ein Vermögen aufbauen – zum Beispiel für die Altersvorsorge?
Was sind die wichtigsten Regeln bei Aktien?
1. „Nur Geld investieren, auf das man langfristig verzichten kann – also für mindestens 10 bis 15 Jahre“, rät der Finanzexperte Halbe. Aktienmärkte schwanken immer. Es gibt keine Garantien für Kursentwicklungen. Nur wer langfristig investiert, kann auch Aktienrückgänge aussitzen. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass man bei einem solchen Anlagezeitraum eine Rendite von 6 Prozent pro Jahr erzielen könne.
2. Aktien breit streuen. Das Geld sollte nicht in einzelne Aktien investiert werden, sondern besser in Fonds – wie breit gestreute ETFs (Exchange Traded Funds). Wer in einzelne Aktien oder Branchen investiert, läuft Gefahr, sich von einem Unternehmen oder einer Branche abhängig zu machen. Dies ist riskant.
3. Man sollte seine Gefühle kontrollieren können. Angst und Gier führen oft zu schlechten Entscheidungen. Unterm Strich bringen Aktien nach langjährigem Investment bessere Renditen als Geld auf Festgeldkonten. „Wer wegen Kursturbulenzen schlecht schlafen kann, sollte sein Geld breiter streuen und mehr in sicherere Anlagen wie Festgeld oder Tagesgeld gehen“, rät Halbe.
Mit welchen Aktien fängt man als Neuling an?
Um das Risiko möglichst gering zu halten, sollte man breit gestreut investieren, rät Finanzexperte Halbe. Gut geeignet sind Aktien-ETFs, die zum Beispiel Aktienindizes wie den MSCI World nachbilden, die auf mehr als 1500 Unternehmen aus vielen Ländern der Welt setzen. Es gibt auch ETFs, die sich auf Branchen wie Wasserstoff oder Cannabis beschränken. Auch ETFs schwanken im Markt, erholten sich bisher aber immer wieder nach einer gewissen Zeit. Gut sind zu Beginn auch Sparpläne, empfehlen Verbraucherschützer. Hier legt man jeden Monat eine bestimmte Summe an – zum Beispiel ab 25 Euro. Dies ist bei vielen Anbietern kostenlos. „Selbst wenn man 1,5 Prozent der Anlagesumme bezahlt, ist dies auch im Rahmen“, so Halbe.
Wie viel Geld sollte man haben, bevor man in Aktien investiert?
„Das Wichtigste ist, dass man keine Schulden hat“, rät Halbe. Wer Schulden habe, sollte diese erst tilgen, bevor man ans Anlegen denkt.
Sollte man für Aktien Schulden machen?
„Auf keinen Fall“, sagen Verbraucherschützer. „Das Risiko ist sehr groß. Die Gefahr besteht, dass die auf Pump gekauften Aktien gerade dann deutlich weniger wert sind, wenn der Kredit zurückgezahlt werden muss.“
Was ist der Vor- oder Nachteil von Investitionen in einzelne Aktien?
Die Investition in einzelne Aktien ist mit einem höheren Risiko verbunden. Kursanstiege können zwar schnelle Gewinne bringen, Kursabschläge aber auch zu größeren Verlusten führen. Insbesondere Verluste dürfen nicht wehtun. „Wer an eine Aktie glaubt, sollte hier nur ein ,gewisses Spielgeld‘ investieren, auf das er im Zweifel auch verzichten kann und das nicht die Altersvorsorge gefährdet“, rät Halbe.
Wann ist der beste Moment, in Aktien zu investieren?
Nur wenigen gelingt es, den günstigsten Kurs beim Aktienkauf zu erwischen oder den höchsten Kursstand für den Verkauf. „Wann der günstigste Zeitpunkt ist, ergibt sich immer erst im Rückblick“, so Halbe.
Gibt es Künstliche Intelligenz, mit der man sein Depot führen kann?
Auch eine Künstliche Intelligenz kann die Zukunft nicht perfekt voraussagen. Es gibt Anbieter, die Vorschläge für Anlagestrategien machen – wie Robo-Advisors (Scalable Wealth, Quirion etc.). Manche Trading-Apps geben Tipps auf Basis von KI-Analysen. Aber es gibt keine KI, die automatisch hohe Gewinne garantiert. Sie können eine Entscheidungshilfe sein, aber am Ende muss jeder selbst das Risiko tragen – und auf Kaufen oder Verkaufen klicken.
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