Mannheim. Mit dem grünen Licht für Kohle als Gas-Ersatz eröffnen sich auch für das Grosskraftwerk Mannheim (GKM) neue Perspektiven. Block 7 wird nach der bisherigen Rechtslage nur als Netzreserve genutzt, könnte aber nach der Änderung des Ersatzkraftwerke-Bereitstellungsgesetzes wieder voll zur Stromerzeugung eingesetzt werden. Allerdings halten sich die MVV Energie, die an Deutschlands größtem Steinkohlekraftwerk beteiligt ist, und das Grosskraftwerk Mannheim (GKM) noch bedeckt.
„Für eine Bewertung eines möglichen Einsatzes des GKM Block 7 ist es derzeit zu früh. Hier gilt es zunächst, die Rechtsverordnung abzuwarten“, sagt MVV-Sprecher Sebastian Ackermann. Ähnlich äußert sich seine Kollegin Nadine Gieser vom GKM: „Das Gesetz und die dazugehörigen Verordnungen müssen erst veröffentlich werden, um weiteres Handeln für das GKM bewerten zu können.“ Neues Personal müsste das GKM nach ihren Worten nicht einstellen, sollte Block 7 (Leistung: 425 Megawatt) wieder in den Normalbetrieb übergehen. „Das Personal muss im Rahmen der Netzreserve vorgehalten werden. Ein geänderter Einsatz hätte diesbezüglich keine Auswirkungen“, so die Sprecherin.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.
Interessen von GKM und MVV sind nicht identisch
Block 7 ist wie Block 6 gegenwärtig noch in Revision. Aktuell laufen nur die Blöcke 8 und 9. Block 8 darf nach der aktuellen Gesetzeslage nur noch bis 2024 betrieben werden und könnte danach allenfalls für die Netzreserve eingesetzt werden. Voraussetzung wäre dann eine Einstufung des Blocks als „systemrelevant“ durch die Bundesnetzagentur. Es wäre aber genauso vorstellbar, dass Block 8 über das genannte Datum hinaus sogar normal weiterlaufen kann. Das hängt alles von der weiteren Entwicklung an der Energiefront ab.
Es ist allerdings ein offenes Geheimnis, dass die Interessen des GKM und der MVV nicht identisch sind. Das liegt auch an der speziellen Konstruktion des Gemeinschaftskraftwerks, das den drei Versorgern - neben der Mannheimer MVV auch RWE und EnBW - Strom und Wärme zum Selbstkostenpreis liefert. Dafür ist der Gewinn vertraglich auf 6,647 Millionen Euro gedeckelt. Das heißt: Jeden Euro, den der Normalbetrieb von Block 7 kostet, müssten die Anteilseigner zahlen. Die Kosten für die Netzreserve trägt der Staat. Es würde sich da natürlich auch die Frage stellen, wie rentabel Block 7 ist. Und das hängt wiederum von der allgemeinen Versorgungslage ab.
Ein weiterer wichtiger Beschluss vom Freitag hat Auswirkungen auf die MVV. „Energieunternehmen dürfen - ebenfalls nach Erlass einer Rechtsverordnung der Bundesregierung - bereits wenn eine erhebliche Störung der Gasimporte unmittelbar bevorsteht, nach dem Prinzip einer Umlage auf Ebene der Gasimporteure Mehrkosten der Ersatzbeschaffung weiterreichen“, erklärt Ackermann. Diese Mehrkosten würden voraussichtlich als staatliche Umlage an die Verbraucher verteilt werden. Die Umlage würde dann zum Bestandteil des Gesamtpreises. „Auf die Höhe dieser Umlage haben die Energieunternehmen, also auch die MVV, keinen Einfluss“, sagt Ackermann. Diese Umlage müsste von allen Verbrauchern bezahlt werden, unabhängig davon, ob sie Bestands- oder Neukunden sind.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/wirtschaft_artikel,-wirtschaft-mehr-kohle-strom-aus-dem-grosskraftwerk-mannheim-_arid,1971388.html
Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Comeback der Kohle