Stuttgart/Mannheim/Wörth. Die Vorstandsmitglieder von Daimler Truck sollen ein Jahr lang mit einem VW Golf statt mit einer Mercedes-Benz S-Klasse fahren. Und das Geld, das sie dadurch sparen, an die Ukraine spenden. Diesen Vorschlag macht Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung Institutioneller Privatanleger. So recht mag Daimler-Truck-Chef Martin Daum auf der virtuellen Hauptversammlung nicht darauf eingehen. Stattdessen verweist er auf Hilfsprojekte. Zudem seien bereits Spenden in Millionenhöhe gesammelt worden.
Der Ukraine-Krieg ist eines der größten Themen auf der ersten Hauptversammlung von Daimler Truck als eigenständiger Konzern. „Heute ist der 119. Tag, an dem ein Krieg mit den Methoden des 20. Jahrhunderts mitten in Europa stattfindet“, sagt Joe Kaeser, Aufsichtsratsvorsitzender von Daimler Truck und ehemaliger Siemens-Chef. „Ich selbst bin Jahrgang 1957 und hatte wie viele andere das Privileg, nie einen Krieg erleben zu müssen. Ich hoffe für uns alle, dass dieses Glück auch den jüngeren Generationen erhalten bleibt.“
Noch keine Dividende
- Aktionäre erhalten für das Geschäftsjahr 2021 noch keine Dividende.
- Daimler Truck war bis Mitte Dezember Teil der früheren Daimler AG, die nun als Mercedes-Benz Group AG firmiert.
- Sämtliche Daimler-Truck-Holding-Aktien, die im Zuge der Abspaltung neu ausgegeben wurden, sind erst seit 1. Januar 2022 gewinnberechtigt.
- Der Bilanzgewinn von 1,2 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2021 wird vollständig in andere Gewinnrücklagen eingestellt.
Abseits der persönlichen Ebene spürt das Unternehmen den Krieg an mehreren Stellen. Die Geschäfte mit Russland sind ausgesetzt. Daum rechnet nicht damit, dass sich das auf absehbare Zeit ändern wird. Im laufenden Jahr beträgt die Belastung durch den Ausstieg aus dem Russland-Geschäft 200 Millionen Euro.
Daimler Truck machen steigende Kosten für Rohmaterialien und Energie zu schaffen. Deshalb würden die Preise erhöht, sagt Finanzchef Jochen Goetz. „Wir erwarten weiterhin Gegenwind für das Gesamtjahr 2022.“ Ungeachtet von Konjunktursorgen und des Ukraine-Kriegs hält Daimler Truck aber am Ziel fest, im laufenden Jahr den Umsatz auf bis zu 50 Milliarden Euro zu steigern. Im vergangenen Jahr waren es rund 40 Milliarden Euro gewesen. Bei Lkw sei die weltweite Auftragslage hervorragend.
Produktion auf Halde
Als Folge eines Dauermangels wird die Anzahl von Chips in den Lastwagen vermindert. Zudem kommen andere Lieferanten für diese elektronischen Bauteile ins Spiel, wie Goetz erläutert. „Die Beeinträchtigungen in den Lieferketten, insbesondere bei den Halbleitern, belasten unser Geschäft.“
Bei den Chips dürfte sich die Lage im zweiten Halbjahr verbessern, so Goetz auf Aktionärsanfrage. Der Engpass betrifft die gesamte Branche und hatte bei Daimler Truck in der Vergangenheit auch eine Produktion auf Halde ausgelöst, da Bauteile fehlten. Vorstandschef Daum sagt, dass die Produktion im großen Lkw-Montagewerk Wörth in der Südpfalz wegen des Engpasses an einigen Tagen des vergangenen Jahres ruhte. Zurzeit laufe die Produktion planmäßig.
Mehrfach hebt Daum die Ziele für nachhaltigen Transport hervor. Ab 2039 will Daimler Truck in Nordamerika, Europa und Japan nur noch Fahrzeuge verkaufen, die im Fahrbetrieb emissionsfrei sind. „Früher hätte ich gesagt: Wir haben jede Menge PS, und die bringen wir jetzt alle auf die Straße“, erklärt Daum. „Heute steht unser vollelektrischer Mercedes-Benz eActros hier neben mir, und deshalb sage ich noch lieber: Unsere Akkus sind voll geladen - und diese Energie werden wir jetzt in vollem Umfang nutzen.“
Pilotlinie für Batteriezellen
Immer mehr geht es um die Batterie. Daimler Truck beteiligt sich mit zehn Prozent an der Manz AG, einem Hightech-Maschinenbauer in der Nähe von Stuttgart. Ziel sei es, Batterietechnologien und dazugehörige Produktionsprozesse für Lkw und Busse zu entwickeln, wie Daum erklärt. Eine Pilotlinie für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batteriezellen ist in Mannheim geplant. Dort befindet sich das Kompetenzzentrum für Batterie-Technologien.
Daimler Truck setzt in seiner Strategie neben den batterieelektrischen Modellen auch auf Brennstoffzellen-Fahrzeuge. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts soll ein Brennstoffzellen-Lkw in Serie gehen. Mit zwei Wasserstoff-Tanks soll er eine Reichweite von 1000 Kilometern haben. Nach Angaben von Daum wird der Lkw schon heute auf öffentlichen Straßen erprobt.
Joe Kaeser, der auch künftig den Vorsitz im Aufsichtsrat von Daimler Truck übernehmen soll, wird mit fast 99 Prozent der abgegebenen Stimmen wiedergewählt. (mit dpa)
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