Mannheim. Wasserstoff soll der Energieträger der Zukunft werden. Erste, vielversprechende Ansätze gibt es bereits, so werden etwa im Verkehrssektor Busse und Lastwagen damit angetrieben. Die leisen und sauberen Fahrzeuge sollen in den nächsten Jahren immer präsenter auf den Straßen werden, und auch industrielle Prozesse sollen mit Wasserstoff sauberer und klimafreundlicher werden.
Dafür wird der Bedarf an Wasserstoff massiv steigen. Damit die Metropolregion Rhein-Neckar darauf vorbereitet ist, entsteht im BASF-Werk auf der Friesenheimer Insel in Mannheim ein Wasserstoff-Verteilzentrum, das von Air Liquide, nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei Gasen, betrieben wird. Für diesen „H2 Hub“ wurde am Donnerstag der erste Spatenstich gesetzt.
„Damit können wir schaffen, was in vielen anderen Region unmöglich ist“, sagte Tilman Krauch, Vorstandsvorsitzender des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) und Vorstandsmitglied bei Freudenberg. Es werde zu einer breiteren Nutzung des Wasserstoffs kommen. Zwölf Trailer, also Anhänger, werden von der Friesenheimer Insel aus den Wasserstoff in die Region ausliefern, beispielsweise an Tankstellen. Mit dem neuen Verteilzentrum gelinge eine Beschleunigung der Technologie, „die für uns und unser Land extrem wichtig ist“. Außergewöhnlich sei, dass die ganze Wertschöpfungskette eingebunden ist.
Bisher nur „grün zertifiziert“
Produziert wird der Wasserstoff im benachbarten Werk der BASF in Ludwigshafen, über einen Düker unter dem Rhein erreicht er den „H2 Hub“. Dort wird der Wasserstoff für den Einsatz in Brennstoffzellen aufgereinigt und für die Abfüllung in Trailer verdichtet. Ziel ist es, in der Zukunft nur noch grünen, also CO2-freien, Wasserstoff zu verwenden.
Doch soweit ist es noch nicht. Bis ein einheitliches Zertifizierungssystem aufgebaut ist, gilt der Wasserstoff lediglich als „grün zertifiziert“. „In der Zwischenzeit versuchen wir, einen niedrigen CO2-Fußabdruck zu erreichen“, erklärte Thomas Riede, bei BASF verantwortlich für Energietransformation am Standort Ludwigshafen. Dieses Zertifikat solle bald für Bio-Methan erzielt werden. Bis Ende der 2020er Jahre, hofft Riede, könne das Verfahren der Wasserelektrolyse aufgebaut werden. Damit können sehr große Mengen produziert werden, die notwendig sind, um in einigen Jahren energieaufwendige Prozesse wie in der chemischen Industrie umweltfreundlicher zu gestalten.
„In der Region sind alle Voraussetzungen gegeben“, lobte Gilles Le Van, bei Air Liquide verantwortlich für Schwerindustrie und Energiewende. Die Chancen der Technologie unterstrich Michael Theurer (FDP), Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium: „Es werden Anwendungen möglich, die wir uns heute noch nicht vorstellen können.“ Dazu brauche es grünen Wasserstoff in großen Mengen zu günstigen Preisen. Dann ließen sich auch Überkapazitäten von Strom speichern. Der Wasserstoff-Hub gehört zum Projekt „H2 Rivers“, mit dem die MRN mit dem mittleren Neckarraum zu einer Wasserstoffregion werden soll. In den nächsten drei Jahren werden dafür mehr als 50 Millionen Euro investiert, 20 Millionen Euro steuert der Bund bei.
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