Berlin. Es ist ein Klassiker in diesen Tagen: Die Börsen- und Großhandelspreise für Strom und Gas sinken bereits wieder – aber bei vielen Bestandskunden kommen die günstigeren Konditionen zumindest noch nicht an. Zeit also, sich nach einem alternativen Anbieter umzuschauen.
Doch der Markt der Strom- und Gasversorger ist unübersichtlich. So sind etwa neben den großen überregionalen Unternehmen zahlreiche regionale Anbieter auf dem Markt, die dennoch teilweise auch Kunden außerhalb der Kernregion versorgen. Dazu kommt, dass die monatlichen Kosten auf der Summe von Grund- und Arbeitspreis basieren. Doch die unterscheiden sich zwischen den Anbietern teils erheblich, was den Vergleich erschwert.
Schnelle Hilfe durch Vergleichsportale?
Schnelle Hilfe versprechen daher Vergleichsportale. Verbraucher können hier ihre Suchkriterien einstellen und erhalten auf dieser Basis eine Liste der Versorger. Bei einem Stromvertrag wären die Suchkritierien beispielsweise der monatliche Verbrauch oder die Zahl der im Haushalt lebenden Personen, die Postleitzahl und die bevorzugte Vertragslaufzeit.
Doch bereits bei der Auswahl des Vergleichsportals beginnt für die Suchenden die Qual der Wahl: Mittlerweile findet sich im Netz eine zweistellige Anzahl an Vergleichsrechnern. Nicht immer ist einfach ersichtlich, welcher Anbieter dahinter steckt und wie seriös er ist. Eine Orientierung bietet hier die Stiftung Warentest. Die hatte aus einer zweistelligen Auswahl von Portalen acht gestetet. Das Ergebnis war durchwachsen: Die beste Gesamtnote war ein „Befriedigend“, die es für die Portale Verivox und Check 24 gab. Die Experten empfehlen daher, mehrere Anbieter zu nutzen und die Ergebnisse händisch zu vergleichen.
Auf welches oder welche Portale auch immer die Wahl gefallen ist: Als allererstes sollte man einen Blick auf die Voreinstellungen werfen – und diese anpassen. Dafür ist es wichtig, den eigenen Strom- beziehungsweise Gasverbrauch zu kennen und einzugeben, um in der Trefferliste realistische Preise präsentiert zu bekommen. Hier hilft ein Blick in die letzte Abrechnung des aktuellen Anbieters.
Mehrere Methoden bei Boni
Doch auch die anderen Filterkriterien sollte man einmal anpassen: Was ist die gewünschte Vertragslaufzeit? Und soll es vielleicht Ökostrom sein? Zweiter wichtiger Punkt ist die Sortierung der Suchergebnisse. Sie verdient einen genauen Blick: Sind die Ergebnisse nach Preis sortiert? Oder nach einer „Empfehlung“? Hinter Letzterem kann etwa stecken, dass Energieversorger, die hohe Provisionen an das Vergleichsportal zahlen, weiter oben landen. Stellen Sie daher, wenn möglich, die Option auf „nach Preis sortieren“ um.
Die Voreinstellungen stimmen und die Suchergebnisse sind bestmöglich angepasst – nun ist der Blick auf die Ergebnisse dran. Die erste Falle, in die Verbraucher hier tappen können, sind Boni. Dabei gibt es unterschiedliche Methoden, Klassiker ist jedoch, dass eingerechnete Boni zu niedrigen Preisen im ersten Verbrauchsjahr führen. Das muss im Einzelfall nicht gegen den betreffenden Energieversorger sprechen – aber für eine gute Planung.
Die Verbraucherzentralen empfehlen in solchen Fällen, nach einem Jahr erneut zu wechseln. Hilfreich ist hier ein Eintrag im digitalen oder analogen Kalender, der an die Kündigung erinnert. Doch gilt es auch auf die Details zu achten: Gibt es ein Startguthaben sofort bei Vertragsbeginn? Oder gibt es den Bonus erst zum Ende des ersten Vertragsjahrs – oder gar erst nach dem Ende des ersten Jahres, und das vielleicht nur, wenn der Vertrag noch besteht? Jedenfalls die letztgenannte Variante sollten Sie nicht wählen.
Bei den interessanten Tarifen gilt es nun, genau zu klären, wie die Vertragsbedingungen aussehen – und diese gegebenenfalls mit den eigenen Anforderungen abgleichen. So sind gerade unter den günstigen Angeboten mittlerweile weitgehend reine Online-Tarife zu finden. Der Kontakt zum Anbieter läuft dann in aller Regel nur per per Mail oder über ein Kundenportal.
Wer lieber Rechnungen per Post und einen persönlichen Kontakt will, sollte solche Tarife meiden. Auch die Zahl der Abschlagszahlungen variiert leicht – manche Anbieter arbeiten mit zwölf, andere mit elf Abschlägen im Jahr. Letzteres ist ein Nachteil für Haushalte mit kleinerem Budget und im Falle einer Insolvenz des Anbieters.
Vorkasse vermeiden
Verbraucherschützer raten außerdem von Tarifen mit Vorkasse ab. Hat man unter den angebotenen Tarifen einen Favoriten gefunden, ist vor Vertragsabschluss noch ein Gegencheck beim Anbieter des Strom- oder Gastarifs angesagt. Denn nicht immer sind alle Preise, die die Vergleichsportale listen, aktuell. Hilfreich ist es daher, die interessantesten Angebote der Reihe nach bei den Anbietern auf Korrektheit abzuklopfen. Mitunter findet man bei dieser Suche auch wieder neue, möglicherweise günstigere Tarife, die bei den Portalen noch nicht aufgenommen wurden.
Ist der richtige Anbieter gefunden, ist jedenfalls der größte Aufwand überstanden: Bei Vertragsabschluss übernimmt standardmäßig der neue Anbieter die Kündigung des alten Vertrages.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Der Viessmann-Verkauf ist richtig