Odenwald-Tauber. Die Ergebnisse der Langzeitstudien des Robert Koch-Instituts zur gesundheitlichen Lage der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind eindeutig: Beinahe bei jedem vierten Kind beziehungsweise Jugendlichen wurde bereits einmal Asthma, Heuschnupfen und/oder Neurodermitis festgestellt. Jungen waren dabei häufiger betroffen als Mädchen.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten bescheren den Patienten und ihren Angehörigen weitere Sorgenfalten. Die Redaktion sammelte zentrale Antworten sowohl beim Helmholtz Zentrum München, das mit Unterstützung des Bundesgesundheitsministeriums einen Allergieinformationsdienst aufgebaut hat, als auch beim Robert Koch-Institut, bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der AOK und der Techniker Krankenkasse (TK).
Was ist eine Allergie?
Eine Allergie ist eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf Stoffe aus der Umwelt, zum Beispiel Pollen, Tierhaare oder Hausstaubmilben, die eigentlich keine Gefahr für die Gesundheit darstellen, erklärt die TK. Bei Allergikern sind jedoch die normalen Abwehrmechanismen gestört. Allergische Reaktionen können in unterschiedlicher Form auftreten, zum Beispiel als Niesreiz, laufende Nase, Hautausschlag, tränende Augen, Asthma oder Atemnot.
Und was ist der Unterschied zur NahrungsmittelunverträglichkeitP
Dazu sagt die AOK: Allergien gegen Lebensmittel werden häufig mit Unverträglichkeiten verwechselt. Auch die diagnostische Abgrenzung kann im Einzelfall schwierig sein.

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Wenn der Körper bestimmte Stoffe schlecht verdauen oder abbauen kann, spricht man von einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. Kleine Mengen des Nahrungsmittels werden meist trotzdem gut vertragen. Betroffene müssen also häufig nicht komplett auf das Lebensmittel verzichten, sondern ihren persönlichen Schwellenwert austesten. Ursache ist meist ein Enzymmangel oder Enzymdefekt, so dass die Verdauung gestört ist. Typische Beispiele sind hier die Laktoseintoleranz oder auch die Zöliakie (Glutenunverträglichkeit). Bei Ersterem werden Milchprodukte nicht vertragen, bei der Zöliakie besteht eine Überempfindlichkeit auf Gluten (Bestandteil vieler Getreide), das von der Darmschleimhaut nicht aufgenommen werden kann.
Die AOK empfiehlt ein Ernährungstagebuch zu führen, um dem Allergieauslöser oder der Unverträglichkeit auf die Spur zu kommen: „Tragen Sie ein, was Sie wann gegessen haben und welche Symptome aufgetreten sind. Vergessen Sie auch kleinere Naschereien nicht.“
Welche Rolle spielen die Eltern?
Kinder, deren Mutter oder Vater an einer Allergie leiden, haben ein erhöhtes Risiko, ebenfalls an einer Allergie zu erkranken – sind beide Elternteile betroffen, ist das Risiko am höchsten. Aber auch die Menge an potenziellen Allergenen und Reizstoffen, denen ein Kind ausgesetzt ist, entscheidet mit darüber, ob bei ihm Allergien entstehen oder nicht.
Wie bedrohlich sind Allergien?
Unbehandelte Allergien können sich verschlimmern und so kann aus dem Heuschnupfen ein allergisches Asthma werden. Man spricht in diesem Fall auch von „Etagenwechsel“ beziehungsweise „Symptomwechsel“, wenn die Entzündung der oberen Atemwege (Nasen-Rachen-Raum) zu den tiefer gelegenen Atemwegen (Bronchien) übertritt und weitere Beschwerden wie Atemnot und Husten entstehen. Der Allergieinformationsdienst rät deshalb zu Früherkennungsmaßnahmen und Vorsorgeuntersuchungen und dazu, den Heuschnupfen nicht zu unterschätzen und allein in „Eigenregie“ zu behandeln.
Was ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter?
Asthma. Zwischen 3,0 und 10,6 Prozent aller Kinder und Jugendlichen hatten in ihrem Leben schon einmal einen Asthmaanfall. Diese Zahlen für die so genannte Lebenszeitprävalenz wurden laut Helmholtz Zentrum in mehreren Studien ermittelt.
Mehrheitlich bricht Asthma vor dem fünften Lebensjahr aus. Bei etwa der Hälfte aller Kinder verschwindet es bis zum siebten Lebensjahr oder im Verlauf der Pubertät wieder. Bei der anderen Hälfte wird es chronisch.
Wie hilft die Hyposensibilisierung bei bestimmten Allergien?
Mit einer Hyposensibilisierung packt man die Allergiebeschwerden an der Wurzel, betont die TK: Der Arzt verabreicht kleine Dosen eines Allergens. So soll sich das Immunsystem an den Allergieauslöser gewöhnen. Die Hyposensibilisierung – auch spezifische Immuntherapie oder Desensibilisierung genannt – ist die einzige Therapieoption bei Allergien vom Soforttyp , die die Ursache bekämpft. Die Methode setzt voraus, dass man den Allergieauslöser kennt. Die Therapie wird genutzt, wenn man starke Beschwerden hat und das Allergen nicht meiden kann. Die Wirksamkeit gilt bei Gräserpollen, Frühblühern wie Birke, Hasel und Erle, Hausstaubmilben sowie Wespen- und Bienengift als bestätigt. Studien zeigen, dass eine Behandlung mit Gräserpollenextrakten Allergiesymptome um bis zu 85 Prozent reduzieren kann.
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