Schwetzingen. Wenn es einer schaffte, dem Finale von Musik im Park ein Glanzlicht zu setzen, dann Alvaro Soler. Der Deutsch-Spanier zauberte bei seinem Schwetzingen-Debüt mit unverwechselbarem, lässigem Charme und natürlich seinen Liedern verbale Sonnenstrahlen in die Gesichter von 5500 begeisterten Konzertbesuchern im Schlossgarten Schwetzingen.
Dass das Wetter auch mitspielte, verlieh dem Abend schon den Hauch des Besonderen, denn bis kurz vor Einlass hatte es munter dahingeregnet. Im Dunkeln direkt nach der letzten Nummer fing es dann auch wieder an, nass von oben zu werden, während die Alvaro-Fans zu ihren Autos, in ihre Hotels oder auch summend und singend nach Hause spazierten.
Die Fans kommen von weiter her nach Schwetzingen
Für Pauline (7), Amelie (10) und Mama Sarah Eberl ging es ins Hotel nach Heidelberg. Sie waren aus Göttingen schon am Vortag angereist und für alle drei war es das erste Livekonzert in ihrem jeweiligen Leben. „Pauline hat sich das zum Geburtstag gewünscht“, erzählte Sarah Eberl, sie selbst habe nie den Drang verspürt, open air Musik zu erfahren, sei aber total angetan von der Atmosphäre. Mit Sonnenschein hätte das Konzert Potenzial für „Sommer, Sonne, Cocktails“ gehabt, meinte die Lehrerin in der Umbaupause zwischen Greg Taros und Alvaro Solers Auftritt.
Pauline und Amelie indes waren sich gleich einig, dass das eine richtig gute Party werden würde und hofften auf ihr Lieblingslied „Sofía“. Das gab es tatsächlich als Zugabe nach mehr als dynamischen und abwechslungsreichen 90 Minuten. Damit waren nicht nur die drei Göttinger Ladies happy, 5500 Kehlen sangen mit und feierten „ihren“ Alvaro.
„Candela“, den Hit aus der kreativen Freundschaft mit Nico Santos, setzte Soler an den Beginn und hatte sofort Jung und Älter im Griff. Schlag auf Schlag folgten „Magia“ (Magie) und „La Libertad“ (Freiheit), wonach es allen – vor und auf der Bühne – im Tanzen warm geworden war. Dass Soler und sein Team Spaß hatten, war spürbar. Eigentlich brauchte der 32-Jährige nicht zu betonen, dass er die Kulisse „Schwetzinger Schloss“ einfach klasse findet und dankbar ist, an „so tollen Orten“ spielen zu dürfen, das glaubten ihm alle.
Der gute Draht zum Publikum zeigte sich durchgängig. Der Sänger brauchte nie zu bitten, die Sympathie schwappte ihm bereits nach den ersten Takten all seiner Lieder entgegen. Gemessen am Kreischen, an den „Alvaro“-Rufen und den Transparenten, die hochgehalten wurden, konnte man den hohen Beliebtheitsgrad ablesen.
Klar serviert der Juror von der Fernsehshow „The Voice Kids“, woher in viele Jüngere kennen, ja auch das, was die zurückliegenden grauen Tage mit schillerndem Licht erhellte: Rhythmen, die in die Füße gehen, zum Tanzen animieren, obendrein mit einfühlsamen Texten Emotionen vermitteln – kurz gesagt: gute Laune!
Er wandte sich seinem Publikum sehr oft zu, erzählte aus seinem Leben: „Ich wurde in Barcelona geboren“, fing er an und gleich reagierte eine Gruppe aus der Menge mit spanischen Worten, was er, der sechs Sprachen spricht, feierte und sich echt freute. „Wer von euch spricht eigentlich Spanisch?“, fragte er. Die Antwort: etwa ein Viertel der Fans im Park. Warum man zu einem Konzert gehe, dessen Liedinhalte man nicht verstehe, erschließe sich ihm nicht so ganz, gab Soler zu, aber er freue sich umso mehr, dass so viele gekommen seien.
Bei seinen Konzerten regne es nie, gab er dann auch noch schnell umjubelt bekannt und behielt damit recht. „Skies of vanilla“ (vanillefarbener Himmel), wie eine Textzeile aus dem Megahit „Manila“ lautet, das Soler zusammen mit Ray Dalton performt, konnte er zwar nicht an den Himmel bringen, aber in die Herzen der Fans, die ihm schier zuflogen. Wort für Wort sangen sie textsicher alles mit.
Ein wenig mehr aus seiner starken Karriere, deren Basis im Alter von zehn Jahren am Klavier gelegt wurde und 2010 mit der Gründung der Band „Urban Lights“ mit seinem jüngeren Bruder in Barcelona weiterging, verriet Alvaro Soler ebenso, wie er ein wenig seiner Wahrnehmung von Japan weitergab, wo er mehrere Jahre lebte: „Ich war noch sehr jung und von vielem total überrascht, kannte ich Japan doch nur aus Mangas.“
Er freue sich immer, wenn aus seinem Job als Coach und Jurymitglied bei „The Voice Kids“ sich Teilnehmer bei einem Konzert melden würden, begrüßte er Lara aus Schwetzingen und Joyce aus Ober-Ramstadt bei Darmstadt live auf der Bühne. Zusammen sangen sie den portugiesischen Sommerhit „Ai se eu te pego (nossa nossa)“ von Michel Teló im Applaus der Menge.
Konzertabend mit Alvaro Soler zum Geburtstag
Bei Weitem nicht selbstverständlich war, dass es überwiegend weibliche Fans waren, die teils von sehr weit anreisten, um ihr Idol live zu erleben. Gegen diese Aussage wehrte sich vehement Daniel Lister aus Hattersheim. Der 30-Jährige ist bekennender Alvaro-Soler-Fan: „Es ist so klasse, dass er hier in der Nähe (bis Hattersheim sind es rund 90 Kilometer) auftritt und auch noch seinen kleinen Bruder dabeihat“, freute er sich auch aufs Vorprogramm mit Greg Taro, der seinem Bruder in Sachen Musik und charmanten Auftreten in nichts nachstand.
Für Emilie (21) aus der Freiburger Ecke war das ein besonderer Aspekt, um nach Schwetzingen zu kommen: „Ich war schon in Lörrach und habe dort beide gehört, es war so klasse“, schmolz sie fast dahin in Erwartung des erneuten Erlebnisses. „Sehr gefühlvolle Lieder, die beide so positiv rüberbringen“, tauche sie gerne in „die angenehme Aura, die die Stars weit weg aber doch so nah“ erscheinen lassen, ein. Der 13 Jahre alte Max hat „The Voice Kids“ gesehen und mag, wie auch seine Eltern, die fröhlichen Songs mit Sommerfeeling. Für ihn war es auch ein Geburtstagsgeschenk.
Wie viele Geburtstagswünsche sich an diesem Sonntag im Schloss erfüllten, konnten wir nicht ausmachen, aber für eine junge Dame aus Darmstadt war es das ultimative Geburtstagsgeschenk, denn Tialda feierte just an diesem Tag ihren neunten Geburtstag: „Ich bin total aufgeregt“, erzählte sie, dass sie die Liedtexte vom Hören gelernt habe. Und das hat sie gut gemacht, alle Lieder gingen ihr mit strahlenden Augen locker von den Lippen. Ihr und der Herzschlag vieler Teenies in der ersten Reihe explodierte fast, als Alvaro Soler die Bühne verließ und einige Selfies machte.
„Muchas Gracias“, hatte sich Alvaro Soler eingangs beim Publikum für das Willkommen bedankt. – Dieses „Muchas Gracias“ geben 5500 Fans an Alvaro Soler zurück – für einen Abend voller Laune, Lebenslust, Leidenschaft und auch leise Töne – kurzum: für einen perfekten Abschluss von Musik im Park 2023 im Schlossgarten Schwetzingen.
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