Alte Feuerwache - Der Mannheimer Rapper GReeeN tanzt im grünen Scheinwerferlicht über die Bühne und gibt sich in Mannheim publikumsnah / Was verbindet, ist die Liebe zur Musik und zum Gras

Ein Fest der Einigkeit mit Mannheimer Rapper GReeeN

Von 
Elisabeth Nützel
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GReeeN bei seinem Konzert in der Feuerwache. © Manfred Rinderspacher

„Hallo, hier bin ich“ sagt der Sprung, mit dem GReeeN auf der Bühne erscheint, unmittelbar gefolgt von explosiver Begeisterung. Es ist ein musikalisches Heimspiel für den gebürtigen Mannheimer und schnell wird klar: In seinen Texten geht es zwar oft um Betäubung, aber Pasquale Valentin alias GReeeN ist nicht nur hier, sondern auch voll da. Begleitet von mal markanten, mal entspannten Reggae-Beats tanzt er im grünen Scheinwerferlicht über die Bühne, schaut in die Gesichter, als würde er jeden Gast einzeln begrüßen wollen, winkt und zwinkert in Handykameras. Ob alte Klassiker („Eismann“) oder die jüngsten Neuerscheinungen („Sie wirft Glück nach mir“, „Maria“), auf die textsichere Unterstützung der Zuschauer ist Verlass. Im Gegenzug muss nach nur wenigen Songs das Oversize-Shirt, so der lautstarke Wunsch des Publikums, weichen. Macht nichts, ins Schwitzen kommen heute Abend alle. Ob Arme, Feuerzeuge oder Handybildschirme, ab nach oben damit.

Trotz exzessiver Bewegungsfreudigkeit rappt GReeeN mit beispielloser Leichtigkeit, hält zwischen den Songs regelmäßig inne, um seine Gedanken zu den Texten zu teilen. Nein, es geht nicht nur um Gras. Aber eben auch. Kein Problem, denn hier herrscht Einigkeit über das Thema. Und: „Es wird sich ja bald was ändern“, stellt der Rapper fest und meint damit die anstehende Legalisierung. „Millionen von Kosten, statt Steuereinnahmen“ („Kommissar“) werden wohl in absehbarer Zeit der Vergangenheit angehören. Jubel unter den Fans. Man ist nicht nur verbunden im Empfinden universeller Emotionen, sondern ebenso verbündet in einem persönlichen politischen Kampf.

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GReeeN wiederum ist der Zauberer („Abrakadabra“), der die Verbündeten hier für gute zwei Stunden vereint. Im Übrigen ist nach herrschender Meinung eben jener Verbündeten dem Mann auf der Bühne auch nach dem bereits erfolgten Outfit-Wechsel eine Oberkörperbedeckung nicht zuzumuten. Der Künstler verteilt im Gegenzug Wasserflaschen ans Publikum, er sei ja auch ein Wasser-Prediger und wer es bis dato nicht wusste: Wasser ist das Wichtigste und hilft sowieso grundsätzlich immer - so das Wort des Abends. Im nächsten Moment singt der Prediger versehentlich in die heilige Flasche, anstatt ins Mikrofon und lacht mitreißend herzlich über sich selbst. Eigentlich sei er immer schüchtern gewesen und nicht so gern im Mittelpunkt, erzählt er - ein klassischer Fall von schwer zu glauben, legt der Rapper doch ein erfrischend extrovertiertes Level an Authentizität an den Tag und das ohne sich in die Rolle des Vorbilds zwängen zu lassen. „Trinkt Wasser, esst Brokkoli und nehmt Drogen“, ruft er lachend. Und dann: „Könnt ihr noch?“ Die Antwort ist begeisterte Empörung ob der nach wie vor überflüssigen Frage. Alle können noch. Alle wollen noch. Erstmal wird aber noch ein Geburtstagslied gesungen, dann weiter gehüpft, Alt neben Jung und - besonders wichtig - Klein vor Groß, familiäre Solidarität eben. Sogar die echte Mama GReeeN erscheint kurz per Videoanruf auf der Bühne und winkt. Schließlich wird sogar noch ein hochoffizielles Familienfoto aufgenommen. Mit den Armen in der Luft, versteht sich.

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