Mannheim. Entspannte Atmosphäre, ein gelungener Mix aus regionalen Bands und nationalen wie internationalen Acts sowie gut gelaunte Gäste: Zum 13. Mal hat das zweitägige Open-Air-Festival Brückenaward pro Abend mehr als 1000 Leute unter die Eisenbahnbrücke zwischen Neckarstadt und Jungbusch gelockt. Für visuelle Akzente sorgt die Lichtkunst von Projektor Pearson und Liquid Lisa. Und auch das Wetter spielt mit.
Mannheimer Brückenaward
- Der Mannheimer Brückenaward macht das Areal unter der Eisenbahnbrücke zwischen Neckarstadt-West und Jungbusch jedes Jahr im Spätsommer zum gut besuchten, genreübergreifenden Open-Air- Festivalgelände für jede Altersgruppe. Auch dieses Jahr haben pro Abend mehr als 1000 Besucher friedlich gefeiert.
- Das nichtkommerzielle Event fand 2024 bereits zum 13. Mal statt und sorgt trotz freiem Eintritt und Selbstverpflegung des Publikums stets für ein facettenreiches, hochkarätiges Programm.
- Den Freitag haben Bizeps aus Worms eröffnet. Zudem standen am ersten Tag die Mannheimer Punkrocker Zyph, die Weltmusiker El Khat, das Elektro-Duo Welt im Dunkel sowie Doc Wenz And The Melancholics auf der Bühne.
- Die Mannheimer Multi-Instrumentalistin Missy Canis sowie die weiteren Lokalmatadoren Wave Off und Saraksh sorgten am Samstag für ausgelassene Stimmung. Zudem wurden die Die Quittung aus Leipzig, Hall und die Belgier Newmoon am zweiten Festival-Tag bejubelt.
- Das Schwesterfestival Winteraward geht am 17. und 18. Januar 2025 über die Bühne.
Martin Feige, ein Viertel des Organisationsteams, ist gut gelaunt. Bereits beim Aufbau habe alles geklappt, erzählt er. „Es wird ein grandioser Abend.“ Bizeps eröffnen das Festival. Das Trio aus Worms nennt seinen Stil instrumentalen Power Noise Rock, eine Bezeichnung, die treffender nicht sein könnte. Denn sobald die drei Männer auf der Bühne stehen, wird es laut und rockig. Auf Gesang verzichtet die Combo, dafür sorgt das Zusammenspiel aus Gitarre, Bass und Schlagzeug für einen Klang, der voluminös ist und für eine ordentliche Portion Spaß. Songs wie die Grunge-Nummer „Brachialis“ und das gemäßigtere „Fraktur“ gehen schnell ins Ohr.
Auf Punkrock aus Mannheim folgt jemenitische Trance-Musik
Der Auftritt von Zyph feiert den Punkrock auf ganz eigene Weise. Mit Musik, die schnörkellos direkt ist und einfach knallt. Wenn das Trio mit ordentlich Ironie Stücke wie „Blamiert“, das temporeiche „Tanzbärfieber“ oder die Lyrics von „Kein Bock“ in die Menge schreit, steigt das Energielevel vor der Bühne.
El Khat sorgen mit seiner feinsinnigen Stilistik für einen Hauch von Entspannung. Frontmann Eyal El Waheb, ein virtuoser Autodiktat aus der jemenitischen Diaspora in Israel, steht für Weltoffenheit, die sich auch in der Musik widerspiegelt. Eine Prise Psychedelic, vermengt mit einem Schuss orientalischer Elemente und einem Rhythmus, bei dem man nicht lange still stehen kann, verzaubern.
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„Hier vorn ist noch viel Platz“, sagt El Waheb und das Publikum, das sich im Laufe des Abends sukzessive vergrößert hat, rückt näher. Die Trance-Musik mit jemenitischen Einflüssen und einer Vielzahl an selbst gebauten Instrumenten erschafft eine ganz besondere Atmosphäre. Keyboarder Galor Yefet geht zudem ins Publikum und zeigt ihm den traditionellen jemenitischen Tanz Daasa.
Doc Wenz und seine Bandkollegen sorgen für Höhepunkte
Doc Wenz And The Melancholics läuten einen erneuten Genrewechsel ein. Jochen Wenz alias „Doc Wenz“, einst Frontmann der Mardi Gras.bb, serviert mit Pedal-Steel-Gitarrist Simon Seeleuther, Bassist Javier De La Poza und Schlagzeuger Florian Schlechtriemen gepflegte Alternative-Country-Musik mit modernem Twist. Bevor der Gig losgeht, macht Wenz einen kurzen Soundcheck „Es klingt schon ganz knusprig“, sagt er, stellt aber fest, dass der Brückenpfeiler die Akustik ein wenig reflektiert. Nichtsdestotrotz macht die Gruppe ordentlich Tempo und ihrem Namen alle Ehre: Eine Spur Melancholie ist stets Teil der Songs, was ihnen eine bittersüße Note verleiht. Ob „The Boy Can’t Help It“ oder das melancholische „She’s Gone“ - getragene Stimmung kann so schön klingen. Einer der wundervollsten Momente ist unbestritten der ursprünglich überfröhliche Oldie „Sugar Sugar“ von The Archies, das dank seines wohligen Pathos zu den Highlights zählt.
Der Auftritt von Welt im Dunkel, einem Duo aus Münster, verwandelt anschließend das Gelände unter der Brücke in eine Freiluft-Disco. Mit eingängigen elektronischen Sounds, die frisch und animierend anmuten, bringen sie die Menge zum Tanzen und lassen den Freitagabend in Bewegung ausklingen. Zum Abschluss des Freitagprogramms spielt der Songwriter Helmet Lampshade in Wohnzimmer-Atmosphäre mitten im Publikum.
Missy Canis sorgt für gelungenen Auftakt am Samstag
Mit Acts wie Die Quittung aus Leipzig, Hall, sowie Newmoon aus Belgien, die das Finale bestreiten, geht das bunte Line-Up am Samstag in die nächste Runde. Sabine Hund alias Missy Canis eröffnet den zweiten Festivaltag bei strahlendem Sonnenschein. Rund zehn verschiedene Instrumente, darunter Saxophon, Gitarre, Percussions und Didgeridoos paart die Mannheimerin mit mal tiefgründigen und mal spritzigen Texten, die alle aus ihrer Feder stammen.
Dank des Einsatzes von Live-Loops kreiert die Ein-Frau-Band einen Klangteppich wie bei einer ganzen Band. Die Vollblutmusikerin würzt ihren Gig mit viel Improvisation, die ihren Auftritt zu einem Happening machen. Ob das entspannte „Chill Age“ oder die Uptempo-Nummer „What’s Perfect“, Missy Canis verbreitet gute Vibes. Gerührt bedankt sie sich beim Publikum. „Ihr könnt zuhören.“
Bands aus der Quadratestadt verschönen den Sommer
Wave Off stammen ebenfalls aus der Quadratestadt. Die Band um Frontmann Ali Örgey liefert satte Rocksounds mit schmissigen Texten. „Wir hoffen, dass ihr einen schönen Sommer habt und noch haben werdet“, sagt Örgey bevor er das mitreißende „Long Summer“ intoniert. Das melancholische „Not The Same“ sorgt für emotionale Momente während das fetzige „Passenger“ zum Tanzen animiert. Zum Abschluss gibt es die neue Single „Fake Love“, eine rockige Midtempo-Nummer.
„Hallo Mannheim, wir sind Saraksh aus Mannheim“, kündigt sich die nächste Band an und warnt: „Wir machen Lärm.“ Doch der klingt erstaunlich melodiös Mit einem Mix aus perfekt kreierten Metallsounds, wohldosierten Growl-Parts sowie satten rockigen Akzenten sorgen sie für einen entspannten musikalischen Sundowner. Schließlich folgt das dramatisch-melancholische „Moloch“ das mit seinem positiv-krawalligen Ausdruck für Furore sorgt und die Stimmung oben hält. Und so präsentiert sich auch der zweite Abend lang und gewohnt kurzweilig.
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