Er startete seine Karriere bereits im Kindesalter als Mitglied von The Kelly Family und zählt inzwischen auch zu den erfolgreichsten Solokünstlern. Wenn Michael Patrick Kelly im September auf B·O·A·T·S-Tour geht, hat er auch sein aktuelles, gleichnamiges Album im Gepäck. Worauf sich seine Fans freuen können, wenn der 44-jährige Musiker in Mannheim gastiert, welche Erlebnisse ihn geprägt haben und wo er sich zuhause fühlt, erzählt er im Interview mit dieser Zeitung.
Michael Patrick Kelly, in Kürze werden Sie wieder auf Tour gehen. Was ist das für Sie für ein Gefühl, wieder auf der Bühne zu stehen, nachdem es aufgrund der Pandemie lange Zeit nicht möglich war?
Michael Patrick Kelly: Wenn ich im September auf Tour gehe, dann wird die letzte Tour drei Jahre zurückliegen. Seitdem sind viele Songs entstanden, die ich noch nie live vor Publikum spielen konnte. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, zu wissen, dass ich in wenigen Wochen meine Musik live spielen und die Menschen, denen die Songs etwas bedeuten, persönlich erleben darf. Wir alle haben Konzerte wirklich vermisst; dabei werden so viele Emotionen frei, man tankt so viel Kraft für den Alltag. Das heißt, ich fühle mich gerade ein bisschen wie ein Rennpferd, das nur wartet, bis die Schranke aufgeht. (lacht)
Michael Patrick Kelly
- Michael Patrick Kelly, geboren am 5. Dezember 1977 in Dublin, Irland, trat bereits als Kind mit seinen Eltern und Geschwistern bei der Band The Kelly Family auf. Erst als Straßenmusiker in Europa und den USA, später in Konzerthallen, als der Band mit dem Album „Over the Hump“ im Jahr 1994 der Durchbruch gelang.
- Er schrieb bereits als Jugendlicher Hits, etwa „An Angel“ und „Fell in Love with an Alien“. 2004 zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück und lebte sechs Jahre lang als Mönch in einem Kloster in Frankreich. Inzwischen ist er mit seiner Jugendliebe Joelle Verreet verheiratet, als Solokünstler erfolgreich und hat jüngst sein fünftes Album B·O·A·T·S veröffentlicht.
- Zum Konzert: Michael Patrick Kelly tritt am 27. September, 20 Uhr, in der Mannheimer SAP-Arena auf. Tickets kosten zwischen 41,60 und 89,90 Euro und sind erhältlich bei www.eventim.de
„B·O·A·T·S“ heißt ihr aktuelles Album mit den Songs, die Sie jetzt zum ersten Mal live spielen. Wofür stehen die Buchstaben?
Kelly: „B·O·A·T·S“ steht für „Based On A True Story“. Es geht ausschließlich um wahre Geschichten, die mich als Songschreiber inspiriert haben, die alle gut ausgehen. Es gibt unter all den negativen Nachrichten, die uns bombardieren, ja auch viel Gutes, was passiert, worüber aber keiner berichtet. Ich wollte ein Album machen, was ermutigt und den Menschen etwas Hoffnung zurückgeben kann.
Sie waren drei Jahre lang bei dem Format „Sing meinen Song“, 2017 als Teilnehmer, 2019 und 2020 als Gastgeber. Wie war es für Sie, Lieder anderer Künstler zu interpretieren? Warum haben Sie die Show verlassen?
Kelly: „Sing meinen Song“ war eine tolle Erfahrung und es sind wirklich unvergessliche Momente und auch Freundschaften entstanden. Mark Forster hat damals bei meiner Interpretation seines Songs gesagt, es käme ihm vor, als ob ich ihm aus seinem Tagebuch vorlese. So ist es tatsächlich. Es sind sehr persönliche Gefühle und Gedanken aus einem selbst, die man plötzlich durch einen anderen neu versteht. Ich mag die echte Wertschätzung für die Kunst unter den Kollegen. So sind auch unabhängig von „Sing meinen Song“ Kollaborationen entstanden, wie bei mir der Song „iD“ mit Gentleman.
Sie haben mit Ihren 44 Jahren schon mehr erlebt, als manche im ganzen Leben: Als Teil von The Kelly Family, als Mönch in Burgund und jetzt als Solokünstler. Was hat Sie am meisten geprägt und wie?
Kelly: Ich bin sehr dankbar für dieses ungewöhnliche Leben. Jede Etappe war voller Chancen, Freiheiten und Glück. Aber auch geprägt von Extremen, von Entbehrungen und auch von Schmerz. Den Schritt ins Kloster bin ich damals gegangen, weil ich auf der Suche nach mehr war. Mehr als nur weltlicher Erfolg, in Fußballstadien Konzerte zu geben oder im Schloss zu wohnen. Mit dem Erfolg wuchs ein enormer Druck. Je größer der Erfolg war, desto leerer war ich innerlich. Was ich mitgenommen habe: Ich bin im Kloster kein komplett anderer Mensch geworden, aber ein geordneter, geerdeter und glücklicherer Mensch. Ich habe heute mehr Dankbarkeit und bin dadurch widerstandsfähiger.
Inzwischen sind Sie solo erfolgreich: Haben Sie das Gefühl, dort angekommen zu sein, wo Sie immer sein wollten? Oder haben Sie noch andere (berufliche) Pläne für die Zukunft?
Kelly: Ich bin absolut in Frieden mit dem, wo ich mich im Leben gerade befinde. Ich bleibe aber ein suchender Mensch, und in der Musik halten allein schon die immer neuen Inspirationen mich als Künstler weiter in Bewegung und in Entwicklung. Aber ich muss heute nicht mehr vor mir selbst weglaufen, und bin daher vielleicht in gewissem Sinne „angekommen“, ja.
Sie sind in Dublin geboren, waren auf der ganzen Welt unterwegs. Was ist für Sie Heimat? Wo fühlen Sie sich zu Hause?
Kelly: Ich habe kulturell gesehen keine festen Wurzeln, sondern habe aus verschiedenen Kulturen Prägungen. Ich bin zwar in Irland geboren, bin irisch-amerikanisch, aber ich war ja in Holland, in Frankreich, in Spanien, in Deutschland, in Belgien, in Irland und den USA zuhause. Heimat sind die Menschen, die ich liebe. Ein anderes Heimatgefühl habe ich zudem auf spiritueller Ebene für mich finden können, also im Glauben. Aber wenn ich jetzt ein Land nennen müsste, wäre Irland wohl meine Heimat.
Konnten Sie durch Ihr Musikerwanderleben Freundschaften trotzdem aufbauen und pflegen?
Kelly: Damals gab es leider noch kein Whats-App oder Social Media. Daher habe ich als Kind leider oft Freunde aus den Augen verloren. Aber bei einigen hat es doch geklappt und vielleicht schweißt das sogar noch besser zusammen.
Wie war die Zusammenarbeit mit Rea Garvey?
Kelly: Rea hat mich vor einigen Jahren angerufen und gefragt, ob wir nicht zusammen Musik machen wollen. Das hat dann leider nie geklappt, bis ich im letzten Jahr bei seiner YouTube-Show „The Yellow Jacket Sessions“ war. Wir ticken sehr ähnlich und es hat einfach echt gut gepasst. Ich hatte eine Songidee, habe ihn angerufen und wir haben uns dann im Studio getroffen und den Song zusammen fertig getextet und produziert. Der Song „Best Bad Friend“ war auf jeden Fall das beste Alibi, um Arbeit mit Freundschaft und extrem viel Spaß zu verbinden.
Gibt es eine Künstlerin oder einen Künstler, mit der oder dem Sie gerne mal kollaborieren würden?
Kelly: Spontan fällt mir zum Beispiel Gabrielle Aplin ein, die ich als Sängerin für ihre Natürlichkeit und stimmliche Feinheit sehr schätze. Es gab mal die Idee für einen gemeinsamen Song, die aber wegen kurzfristiger Deadlines nicht weiter verfolgt wurde. Vielleicht sollten wir das irgendwann nochmal aufgreifen.
Im Rahmen der kommenden Tournee gastieren Sie auch in Mannheim: Worauf können sich die Fans freuen? Was erwartet das Publikum?
Kelly: Ich denke, es wird ein Abend mit großen Gefühlen, und ich werde mein Bestes geben, den Konzertbesuchern ein paar Stunden zu schenken, in denen sie ihre Probleme vergessen können. Mit einer internationalen Band kann ich endlich die neuen Songs von „B·O·A·T·S“ performen, und natürlich haben wir auch die Hits der letzten Jahre im Gepäck. Ich freue mich auch auf ein paar visuelle Highlights in der Show, wie das Boot vom Albumcover. Mehr verrate ich aber noch nicht. Außer, dass die „PeaceBell“, eine 840 Kilogramm schwere Friedensglocke, die aus Kriegsschrott aus der Ukraine gegossen wurde, eine Schweigeminute für den Frieden einläuten wird. Wenn tausende Menschen auf einem Rock-/Pop-Konzert für den Frieden schweigen, dann ist das ein unbeschreiblicher Gänsehautmoment.
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